Verschwörung der Sieben
immer noch von Lot 35.«
Sie starrte ihn wütend an. »Wer wollte das Mittel verschwinden lassen, Alex? Wer hat acht Menschen ermorden lassen und es bei drei weiteren versucht, bloß um zu verhindern, daß das Serum auf den Markt kommt?«
MacFarlane seufzte lange. »Van Dyne.«
Der Name hallte in ihrem Kopf wider, nachdem MacFarlane ihn ausgesprochen hatte.
Van Dyne … einer der weltweit größten und mächtigsten Pharma-Konzerne.
»Ich arbeite für diese Firma«, fuhr MacFarlane fort, ohne von ihr dazu gedrängt worden zu sein. »Genauso wie Sie. Ihr gehört nämlich Jardine-Marra.«
Die Eröffnung traf Karen wie ein Fausthieb in den Magen. Angewidert wandte sie den Kopf ab, damit MacFarlane nicht mitbekommen konnte, was sich jetzt auf ihrer Miene tat. Doch er ließ sich davon nicht aufhalten.
»Van Dyne ist mittlerweile auf dem Pharmaziemarkt weltweit die Nummer Eins, Karen. Die größte Sorge dieses Konzerns gilt nicht der Konkurrenz, sondern der Regierung. Bestimmungen und Vorschriften der Gesundheitsfürsorge, festgesetzte Preise für Medikamente, Positiv- und Negativlisten – dem Konzern wurde rasch klar, daß seine Profitmargen den Bach runtergingen. Deshalb verfiel er darauf, im stillen zu expandieren und Firmen aufzukaufen, die nicht in direkter Konkurrenz zu ihm stehen.«
»Wie zum Beispiel Jardine-Marra …«
»Hauptsächlich ging es Van Dyne um unseren Versandhandel. Er hat sich heimlich, still und leise bei uns eingekauft. Alles verlief perfekt.«
»Perfekt? Wissen Sie überhaupt noch, was Sie sagen, Mann?«
MacFarlane klang übergangslos streng: »Jetzt hören Sie mit mal gut zu, Karen. Was glauben Sie, wo das Geld hergekommen ist, dank dessen Sie Ihr Projekt zu Ende führen konnten? Ja, richtig geraten, ohne die Finanzmittel, die uns durch den Einkauf von Van Dyne zugeflossen sind, hätten Sie Ihr Lot 35 vergessen können.«
Karen versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Dann hob sie den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. »Aber sie müssen doch von Lot 35 gewußt haben, oder?«
»Sie wußten, daß es bis zu einem Ergebnis noch lange hin war. Und ihnen war bekannt, daß die Regierung Ihren Wunsch nach weiteren Fördermitteln abgelehnt hatte.«
»Sie haben es ihnen erzählt«, entgegnete sie tonlos.
»Ich … mir blieb keine andere Wahl.«
»Wann? Wann haben Sie es ihnen gesagt?«
»Zu Beginn der Verhandlungen. Vor über einem Jahr.«
»Dann waren sie also mehr als zwölf Monate lang über den Stand meines Projektes informiert … Warum haben sie dann bis gestern gewartet, um es zunichte zu machen?«
»Weil wir – weil ich bis gestern keine Ahnung hatte, daß Lot 35 etwas taugt. Sie haben tolle Arbeit geleistet, indem Sie Ihre Fortschritte vor aller Welt geheimhielten, sogar vor mir.«
»Damit wären wir wohl quitt, denn Sie haben mir auch nie mitgeteilt, daß ich in Wahrheit für Van Dyne arbeite.«
»Und was wäre geschehen, wenn ich es Ihnen gesagt hätte?«
»Dann hätte ich gekündigt und woanders angefan …« Karen hielt abrupt inne, weil sie mit ihren Worten MacFarlane die Antwort in den Mund legte.
»Ganz genau«, nickte er. »Dieses Risiko durften sie unter keinen Umständen eingehen.«
»Aber warum denn nicht?«
»Weil sie einen eigenen Impfstoff entwickelt haben, Karen. Mehrere hundert Millionen Dollar sind in dieses Projekt geflossen, und die abschließenden Tests vor der Marktreife stehen in Kürze an. Lot 35 wäre für sie eine Konkurrenz gewesen.«
»Solange mein Projekt nicht vorangekommen ist, bestand also kein Anlaß zur Sorge. Doch als ich dann auf der Sitzung den Erfolg unserer Forschung verkündete, haben Sie sofort Ihre Freunde bei Van Dyne informiert, und die haben darauf genau in der Art reagiert, wie Sie es von ihnen erwartet haben!«
»Nein und nochmals nein! Ich habe ihnen gesagt, daß ich die Sache regeln könne, habe ihnen versichert, daß ich alles unter Kontrolle hätte. Und sie haben sich einverstanden erklärt, die Geschichte mir zu überlassen.«
»Dann haben sie Sie belogen.«
»Trotzdem gibt es noch einen Ausweg. Ich kann Sie retten. Und auch Ihre Kinder.« MacFarlane trat noch einen Schritt näher. »Es geht um Lot 35. Sie wollen es in ihren Besitz bekommen. Überlassen Sie es ihnen, und …«
»Was soll das heißen, sie wollen es in ihren Besitz bekommen? Nachdem sie letzte Nacht buchstäblich alles zerstört haben …«
MacFarlane schien etwas sagen zu wollen, schwieg dann aber.
»Moment mal«, murmelte Karen
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