Verschwörung der Sieben
einen Fernsehprediger anzuschauen. Diese Herrschaften führen nicht nur auf dem Bildschirm eine Messe oder etwas in der Art durch, nein, ihnen gehört ein eigener Sender mit Namen Zukunftsglauben-Kanal. Um ganz ehrlich zu sein, eigentlich gehört er weniger den Mitgliedern der Schlüsselgemeinschaft, sondern einem Typen, der mit seinem Sermon fünfzig Millionen Haushalte erreicht, wenn sie nicht rechtzeitig genug auf einen anderen Kanal zappen.
Der Mann heißt Harlan Frye.«
Kapitel 16
Der Motor der Limousine summte noch, als Karen Raymond auf die Lichtung trat, die sich vor einem der vielen steilen Abhänge im Torrey Pines State Park ausbreitete. Sie hatte bis jetzt hinter einem der Bäume gestanden, die diesem Park seinen Namen gaben, und darauf gewartet, daß MacFarlane erschien. Einerseits beruhigte es sie, daß er zumindest diesen Teil der Abmachung eingehalten hatte, doch auf der anderen Seite fürchtete sie diesen Mann, der irgendwie in den Anschlag verwickelt war, der sie fast das Leben gekostet hatte.
Vertraue niemandem.
Das war nicht schwer zu befolgen, denn sie hatte niemanden mehr, dem sie noch Vertrauen schenken konnte – abgesehen natürlich von T.J. Fields und den Skulls. Ein Teil dieser Gang war mit hierhergekommen. T.J. hatte jeden einzelnen von ihnen persönlich ausgesucht. Am liebsten wäre er natürlich auch mitgekommen, aber Karen hatte ihn eindringlich an die große Verantwortung erinnert, die sie ihm übertragen hatte: die für ihre Söhne. Das Team, das er ausgewählt hatte, war schon Stunden vor ihr in den Park gekommen. Mittlerweile dürften sie alle Stellung bezogen haben, obwohl sie nicht einen von ihnen in dem dichten Laubwerk, das den Rand der Lichtung umgab, ausmachen konnte.
Karen blieb nach fünfzehn Metern stehen und wartete. Wie vereinbart blendeten die Scheinwerfer der Limousine zweimal auf. Dann öffnete sich eine der Hintertüren, und die Gestalt von Alexander MacFarlane zeigte sich. Der Nachtwind wehte sein weißes Haar durcheinander und ruinierte seine teure, gepflegte Frisur. Als er auf sie zu schritt, behielt er die Hände in den Manteltaschen. Karen wartete, bis er sich zwanzig' Schritte von dem Wagen entfernt hatte, ehe sie auf ihn zu trat. Sie trafen sich in der Mitte der Lichtung am Overlook und standen ganz allein in der Dunkelheit der Nacht. Als Beleuchtung diente ihnen lediglich das Licht der Autoscheinwerfer und einige verirrte Strahlen von der Ranger-Station.
»Nehmen Sie die Hände aus den Taschen, Alex.«
»Was?«
»Sie haben mich genau verstanden. Ihre Hände, los, ich will sie sehen.«
MacFarlane zog sie heraus und schüttelte den Kopf. »So geht es nicht weiter, Karen.«
»Das denke ich auch.«
»Sie schweben in großer Gefahr.«
»Aus diesem Grund treffen wir uns ja hier.«
MacFarlane trat einen Schritt auf sie zu. »Was Sie letzte nacht getan haben, war überaus töricht.«
»Das müssen Sie mir erst beweisen, Alex. Erklären Sie mir doch am besten, was hier eigentlich vor sich geht. Warum mein Labor-Team sterben mußte. Und warum meine Kinder beinahe das gleiche Schicksal erlitten hätten. Herrgott, Alex. meine Kinder!«
Sein Mund klappte auf. »Sie glauben doch hoffentlich nicht im Ernst, ich könnte irgend etwas damit zu tun haben …«
»Ich weiß, daß Sie daran beteiligt waren.« Karen war sich dessen bisher nicht sicher gewesen, aber etwas in seinem Tonfall und an der Art, wie er sie ansah, verschafften ihr letzte Klarheit. »Machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, es abzustreiten. Sollten Sie es doch tun, gibt es für mich keinen Grund mehr, diese Unterhaltung fortzusetzen.«
MacFarlane legte die Stirn in Falten. »Ich würde Ihren Kindern nie etwas antun. Und Ihnen selbst auch nicht. Das ist die Wahrheit.«
»Mag sein, aber wie steht es mit den anderen?«
MacFarlane sah sie traurig und niedergeschlagen an. »Ich habe sie beschworen, mich die Sache erledigen zu lassen. Und sie haben zugestimmt, Karen. Verstehen Sie, sie haben eingewilligt.«
Karen spürte, wie ihr Herz gegen die Rippen schlug. »Wer sind ›sie‹, Alex? Sagen Sie es mir.«
»Das spielt jetzt keine Rolle …« MacFarlane schwieg für einen Moment. »Es geht vielmehr um Ihre Entdeckung.«
»Sie sprechen von Lot 35, dem Aidsimpfstoff. Was hat es mit ihm auf sich, Alex?«
»Verdammt, es fällt mir so schwer, den richtigen Anfang zu finden …«
»Ich habe viel Zeit mitgebracht, Alex.«
»Es geht um Macht, Karen, einzig und allein um Macht. Und ich spreche
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