Verschwörung der Sieben
angegriffen. Als hätte er eine besondere Macht über sie gehabt.«
»Und wie steht es mit dir?«
»Ich glaube, mit mir war es ähnlich. Ich war ein kleiner Einbrecher, der bloß einmal zu fest zugeschlagen hat, als der Hausbesitzer früher als erwartet zurückkam. Viele von den anderen Jungs hatten erheblich mehr auf dem Kerbholz.«
»Wie zum Beispiel Earvin Early?«
Hodges eines Auge wurde kurz groß. »Was hat er eigentlich verbrochen? Nach all den Jahren weiß ich das immer noch nicht.«
»Zwei Familien ermordet«, entgegnete Johnny und hielt das für eine ausreichende Antwort.
Das Auge schloß sich für einen Moment und öffnete sich dann wieder. »Ich kann mich noch gut an die Nacht erinnern, an dem ein paar von unseren Männern ihn entdeckten, als er gerade aus dem Fluß kletterte. Kein angenehmer Typ, konnte einem schon Angst einjagen.« Er sah Johnny ins Gesicht. »Er hat sich wohl kaum geändert, oder?«
»Ist mit ihm noch schlimmer geworden.«
»Damals hatte es hier schon angefangen, nicht mehr so lustig zu sein. Frye war übergeschnappt. Wir waren zu jener Zeit bereits zweihundert, mehr als wir vertragen konnten, und der Zustrom ebbte langsam ab. Aber dem Reverend war das noch lange nicht genug. Es reichte ihm nicht mehr, nur die auf den rechten Weg zu führen, die hier auftauchten. Frye wollte hinaus in die Welt ziehen und die suchen, die in Not waren. So weit, so gut, aber er verlangte von uns, als seine Apostel mit ihm zu kommen und überall die frohe Botschaft zu verbreiten, daß er den Schlüssel zu einer besseren Welt besäße. Die Männer, denen es scheißegal war, ihr Gesicht dort zu zeigen, wo sie es besser nicht taten, waren damit einverstanden. Aber wir anderen, die wir unsere fünf Sinne noch beisammen hatten, wußten, daß es unklug war, auf uns aufmerksam zu machen. Außerdem gefiel uns das, was wir uns hier aufgebaut hatten, und so entschieden wir uns dafür, zu bleiben. Der Reverend war natürlich enttäuscht, erklärte sich aber schließlich einverstanden, uns hierzulassen.«
Wind kam auf und rauschte durch die Wipfel. Eine warme Brise, die bei Hodge dennoch eine Gänsehaut auslöste, als er sich einen Stock nahm und damit etwas auf den Boden kritzelte. Der Mond beleuchtete weiterhin die Lichtung.
»Und wenig später«, fuhr der Einäugige fort, »hat unser Freund Early auf Geheiß Fryes einigen von denen, die beschlossen hatten, hierzubleiben, die Hälse durchgeschnitten. Ein paar von ihnen konnten entkommen. Sie rannten gleich hierher, um den Rest von uns zu warnen.«
Hodge sprach jetzt leiser und grimmiger. Seine Hand stieß den Stock so hart in die Erde, daß er sich fast bis zum Zerbrechen durchbog. Johnny blickte ihm in das gesunde Auge und erkannte, daß der Mann jene Nacht noch einmal durchlebte. Schließlich senkte Hodge den Kopf und starrte auf den Boden.
»Zuerst haben wir uns gewehrt, doch dann versuchten wir zu fliehen. Sie haben die meisten von uns eingefangen. Diejenigen, die sie erwischten, darunter auch ich, wurden gefesselt in die Häuser geworfen. Und dann haben sie sie angezündet. Ich war in der letzten Hütte, die in Brand gesteckt wurde. Bevor ich an der Reihe war, hörte ich schon die Schreie der Sterbenden und nahm den Gestank von verbranntem Fleisch wahr. Fryes Spießgesellen brüllten und johlten. Dann zogen sie sich zurück. Vermutlich hielten sie mich für tot. Aber die wenigen Freunde, die ihnen hatten entkommen können, schlichen wieder zu der Siedlung. Es gelang ihnen, mich und wohl noch fünf andere aus den Flammen zu retten.« Hodge rieb sich mit der freien Hand über die verbrannte Gesichtshälfte. »In meinem Fall sind sie etwas zu spät gekommen, aber zumindest war ich noch am Leben. Ziemlich viele Männer sind in der abgebrannten Siedlung umgekommen, in der wir dich heute nacht entdeckt haben. Ich will hier gar nicht behaupten, es seien gute Menschen gewesen, aber sie waren immer noch mehr wert als ihre Mörder.« Hodge hob den Kopf wieder, und ein nachdenklicher Blick stand in seinem Auge. »Das muß jetzt so um die achtzehn Jahre her sein … Seitdem haben wir von Frye und seinen Leuten nichts mehr gesehen oder gehört.«
»Aber ihr seid immer noch auf der Hut. Die Männer, die mich bemerkt haben, als ich in den Wald kam, verhielten sich wie Wachtposten.«
»Na ja, das Problem ist aber: Hätten die Wächter dich auch bemerkt, wenn du gewußt hättest, daß wir uns hier verstecken, und hinter uns her gewesen wärst?«
»Wohl kaum«,
Weitere Kostenlose Bücher