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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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zu sein – übrigens ebenso wie einige von van Dalens Männern. Man sagt, sie seien losgezogen, den wahren Mörder zu finden und Euch, Hauptmann, ebenfalls aufzutreiben. Sind sie noch nicht hier aufgetaucht? Das wundert mich, denn ich hätte vermutet, dass sie als Erstes Adelina befragen. Nun ja, vielleicht geschieht das noch. Dem Vogt und seinen Methoden scheint in Köln niemand rechte Begeisterung entgegenzubringen – und Vertrauen schon gar nicht.»
    «Es war bisher noch niemand hier», sagte Neklas, «außer dem Rentmeister.»
    «Overstolz?» Ludmilla zog die Augenbrauen hoch. «Sieh einer an. Kam er im Guten oder um zu stänkern?»
    «Im Guten, zumindest behauptete er das.»
    «Nehmt ihr ihm das ab?»
    «Wir sind uns noch nicht einig», brummte Tilmann und warf einen Seitenblick auf Mira, die heute ungewöhnlich still war.
    Doch nun hob sie den Kopf. «Ich werde es herausfinden, das habe ich doch gesagt!» Ihr Tonfall verriet, dass sie noch immer wütend auf ihn war. «Gleich nachdem ich mich um das frische Marzipan von gestern gekümmert habe, breche ich auf.»
    «Allein?» Er hob die Brauen.
    Sie bedachte ihn mit einem gereizten Blick. «Das wäre wohl kaum sehr schicklich, nicht wahr? Ich nehme Vitus mit.»
    «Vitus?», echote er verblüfft.
    «Warum nicht? Er hat mich schon früher auf Botengängen begleitet. Nicht wahr, Vitus?» Sie warf dem jungen Mann ein freundliches Lächeln zu.
    Vitus nickte begeistert. «Klar, Mira, ich geh mit dir und pass auf, dass dir keiner was tut. Wohin wollen wir denn?»
    «In die Rheingasse, zum Kontor von Thönnes Overstolz.»

    Er war verrückt. Ganz eindeutig verrückt. Weshalb nur hörte er auf Adelina? War sein Verstand mittlerweile zu Brei verkommen durch das lange Liegen und die Untätigkeit, zu der er hier im Hause verdammt war? Tilmann fuhr sich mit gespreizten Fingern ordnend durch sein dunkles, schulterlanges Haar und band es dann wieder mit einem Lederriemen im Nacken zusammen. Kurz tastete er über sein Kinn. Die letzte Rasur lag bereits einen Tag zurück, aber – verdammt – er war schließlich kein alberner Geck.
    Wenigstens seine Kleider waren wieder einigermaßen standesgemäß. Gern hätte er zwar etwas von seinen eigenen Sachen getragen, aber solange er sich hier versteckte, war es zu riskant, jemanden in sein Haus zu schicken, um Kleider zu holen. Der Vogt ließ die Apotheke nach wie vor beobachten, und selbst wenn sie den Geheimgang benutzten, waren sie vor einer Entdeckung nicht sicher.
    Zumindest sein Schwertgürtel samt der wertvollen Waffe war vorhanden. Er hatte ihn umgeschnallt, weil er sich damit sicherer fühlte. Die Schmerzen, die das Gewicht an seinen Wunden verursachte, ignorierte er. Tilmann Greverode, Hauptmann der Stadtsoldaten. Er brauchte sich wahrlich nicht zu verstecken, auch wenn kein adeliges Blut in seinen Adern floss. Durch harte Arbeit und einen klugen Kopf hatte er es zu etwas gebracht – und das Ende seiner Laufbahn gewiss noch nicht erreicht. Zumindest nicht, wenn sie diesen vermaledeiten Mord endlich aufklärten. Keine Frau, die noch alle Sinne beisammen hatte, würde ihn abweisen – oder, nun ja, zum zweiten Mal abweisen.
    Kopfschüttelnd blickte er sich in dem kleinen Kellergelass um. Er versuchte, sich selbst zu überzeugen, sich Mut zu machen, und das ärgerte ihn. Hatte er das wirklich nötig?
    Mit einem wütenden Schnauben riss er sich von der Betrachtung der Kammer los und stieg entschlossen die Stiege hinauf. Adelina war mit Griet und Ludmilla in die Unterwelt gegangen, um nach dieser Clara zu sehen. Neklas war zu einem Kranken gerufen worden, und Franziska brachte gemeinsam mit Magda den kleinen Colin zu seinem Unterricht. Katharina hatten sie auch mitgenommen. Die Gelegenheit war also günstig, das Haus so gut wie verlassen, sah man einmal von Moses und Fine ab, die sich in der Küche unter der Ofenbank zusammengerollt hatten und einträchtig ihr Vormittagsschläfchen hielten. Von Ferne war Ludowig zu vernehmen, der im Hof Holz aufstapelte und dabei vor sich hin pfiff, und auch Vitus, der dem Knecht irgendetwas erzählte.
    Tilmann zögerte, als er sich der Apotheke näherte. Im Hinterzimmer blieb er stehen. Auf dem quadratischen Holztisch neben der Destille stand eine offene Holzkiste, die ordentlich gestapelte kleine Päckchen aus Wachspapier enthielt. Offenbar das Marzipan. Mira schien mit dem Einpacken der wertvollen Leckereien beschäftigt zu sein. Die Kiste enthielt jetzt schon ein kleines Vermögen. Aus dem

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