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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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auch nicht sicher, ob es im Sinne ihrer Stieftochter war, wenn noch jemand davon erfuhr. «Sie konnte sich nicht wehren, außer durch Flucht. Wenn sie wieder gesund wird, werden wir schon eine Lösung finden.»
    «Ja, wenn. Und was machst du, wenn sie stirbt? Wie willst du ihre Anwesenheit hier erklären?»
    «Darüber will ich jetzt nicht nachdenken.» Adelina richtete ihren Blick starr geradeaus, während sie das alte Beinhaus durchquerten. An der Tür warteten sie, bis Marie und Griet zu ihnen aufgeholt hatten. Adelina schloss die Tür ab und schob den Schlüssel in den Ärmel ihres Kleides. Den kurzen Rest des Weges legten sie schweigend zurück.

    «Du hast das Richtige getan, Adelina», befand am folgenden Morgen Ludmilla, die sich dem Morgenmahl der Familie angeschlossen hatte. Meister Jupp hatte sie noch am vergangenen Abend hergebracht, und sie war nach Adelinas kurzem Bericht sofort hinab in die Unterwelt gestiegen, um nach Clara zu sehen.
    «Die Kleine fiebert zwar noch etwas, aber es sieht so aus, als würde sie es überstehen.» Ludmilla kicherte in ihrer typischen, krächzenden Art. «Warst ja ganz schön mutig, die Mistel anzuwenden. Aber anders hättest du das Kind wahrscheinlich nicht schnell genug herausbekommen. So junge Mädchen tun sich meistens schwer beim Gebären.» Sie hielt inne und wandte sich dann an Griet. «Was hast du dir nur dabei gedacht, die Kleine aufzunehmen? Bisher dachte ich immer, nur deine Mutter hätte das Talent, sich Ärger einzuhandeln. Was glaubst du, machen sie mit Clara, wenn sie sie finden sollten?»
    Griet senkte beschämt den Kopf. «Sie schicken sie zurück ins …»
    «Ins Dirnenhaus, jawohl.» Ludmilla nickte. «Wenn sie dort einen Vertrag hat, ist es das Recht des Hurenwirts, sie zurückzuholen. Das habe ich dir schon vor Tagen gesagt.»
    «Aber ihr Vater hat sie gegen ihren Willen dorthin verpfändet!», begehrte Griet auf. «Das ist nicht rechtens, weil alle Dirnen freiwillig ihre Arbeit tun müssen.» In ihren Augen glitzerten Zorn und Hilflosigkeit. Ich weiß, wie …» Sie brach ab und blickte erschrocken auf Tilmann. «Ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlen muss.»
    Ludmilla schnalzte mit der Zunge. Im Gegensatz zum Hauptmann wusste sie um Griets Vergangenheit.
    «Ist ja gut, Kind. Uns wird etwas einfallen. Möglicherweise könnte sie eine Weile bei mir unterschlüpfen, bis wir wissen, ob sie tatsächlich gesucht wird. Aachen ist weit weg. Mit etwas Glück kommt niemand darauf, dass sie hier in Köln ist.»
    Griet atmete hörbar auf. «Das würdest du tun?»
    Ludmilla lächelte großmütterlich. «Kindchen, du bist nicht die Einzige, die sich vorstellen kann, wie es ist, zu einem bestimmten Leben gezwungen zu werden. Wenngleich es ein nicht unerheblicher Unterschied ist, ob man aus einem Kloster oder einem Hurenhaus flieht. Wir werden sehen. Zunächst einmal muss Clara wieder gesund werden.»
    Für eine kurze Weile herrschte Schweigen, weil sich alle Anwesenden ihren Schüsseln mit Hirsebrei zuwandten. Doch dann ergriff die alte Frau wieder das Wort. «Ich habe mich übrigens inzwischen ein wenig umgehört und auch bei van Dalens Anwesen umgesehen. Tatsächlich war ich noch gar nicht lange wieder in meiner Hütte, als Jupp mich holen kam.»
    Adelina merkte sogleich auf. «Hast du etwas herausfinden können?»
    «Wie man’s nimmt.» Die Alte zuckte die Achseln. «Was ich gesehen habe, ist ein junger Knecht, dessen linker Oberschenkel bis zum Knie hinunter verbunden ist. Ich habe ein bisschen arglos herumgefragt und erfahren, dass er wohl beim Holzhacken mit dem Beil abgerutscht ist und sich schwer verletzt hat.»
    Adelina kräuselte überrascht die Lippen. «Deswegen also die Wundarzneien und das Verbandszeug?»
    «Es hat den Anschein, ja.»
    Erneut herrschte ringsum Schweigen, bis sich Neklas vernehmlich räusperte. «Also streichen wir Christine van Dalen vorerst von unserer Liste der Verdächtigen – zumindest, bis wir neue Anhaltspunkte gewonnen haben. Hast du sonst noch etwas aufgeschnappt, Ludmilla?»
    «Nichts von Bedeutung. Die Gerüchteküche brodelt, aber es scheint, als habet Ihr den Großteil der Kölner Bürgerschaft hinter Euch, Hauptmann Greverode. Selten, dass ich Stimmen vernommen hätte, die Euch als schuldig bezeichnen. Das wird Euch gewiss freuen, wenn es auch dem Vogt vollkommen gleich sein dürfte.»
    «Irgendetwas Neues über Harro?», fragte Adelina.
    Ludmilla schüttelte den Kopf. «Der scheint wie vom Erdboden verschluckt

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