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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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glaubt nicht, dass das eben … auch nur Berechnung war. Ich bin für einen Moment schwach geworden, das wird nicht wieder geschehen. Wenn ich erst verheiratet bin, werden wir uns sowieso nicht mehr sehen. Ich will nur nicht, dass Ihr glaubt, ich habe Euch absichtlich täuschen wollen, um Euch in die Falle zu locken.» Sie schluckte hart. «Ihr hättet mir nicht so nahe kommen dürfen. Es tut mir leid. Ich wollte Euch ja davon abhalten, aber Ihr habt mir nicht zugehört.»
    «Ich habe Euch nicht zugehört?»
    «Nein. Ihr habt mich einfach geküsst, und da konnte ich nicht anders, als … Verzeiht mir. Ich gehe jetzt. Bitte seid so gut und schweigt über diese Sache vor Eurer Schwester und ihrer Familie. Ich will nicht, dass sie schlecht über mich denken. Sie hätten das Recht dazu, aber es sind die einzigen Menschen, an denen mir wirklich etwas liegt. Ohne sie bin ich … nichts.» Wieder brach ihre Stimme. Hastig drehte sich Mira um und eilte mit gerafften Röcken die Stiege hinauf.
    Tilmann sah ihr schweigend hinterher, nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    «Ei, ei, was für ein Dummchen!», ertönte in diesem Moment Ludmillas Stimme hinter ihm. Ein krächzendes Lachen folgte.
    Erschrocken fuhr er zu ihr herum. «Wo kommst du denn her?»
    Vage deutete Ludmilla hinter sich in den Gang, der in die Unterwelt führte. «Ich war bei Clara, wo sonst? Nun ja, zumindest bis vor einer Weile.» Sie runzelte die Stirn. «Wenn Ihr Mira wirklich zur Frau haben wollt, müsst Ihr sie wohl in Ketten vor die Kirchenpforte schleifen. Wenn Ihr mich fragt, tut es schnell, bevor sie die Gelegenheit ergreift und eine weitere Dummheit begeht.»
    Tilmann zog verärgert die Augenbrauen zusammen. «Hast du uns etwa belauscht?»
    «Nur ein bisschen, Hauptmann. Und Ihr solltet froh darüber sein. Andernfalls würde Euch vielleicht niemand glauben, dass Mira Euch tatsächlich freiwillig zum Mann nehmen könnte.» Ihr heiteres Lachen ließ ihn noch düsterer dreinblicken. «Zumindest wirkte sie auf mich alles andere als abgeneigt, nicht wahr?»
    Er stieß resigniert die Luft aus. «Du hast doch wohl gehört, dass sie vorhat, einen anderen zu ehelichen.»
    «Ach was, papperlapapp.» Ludmilla winkte ab. «Nichts dergleichen wird sie tun. Das heißt, wenn Ihr das nächste Mal daran denkt, sie zu fragen.»
    Verblüfft hob er den Kopf. «Sie was zu fragen?»
    «Du liebe Zeit!» Die Alte schüttelte den Kopf. «Ob sie Euch heiraten will, natürlich! Für einen ach so klugen Hauptmann und zukünftigen Stimmeister – so Gott will – steht Ihr Euch aber ausgesprochen ungünstig selbst im Weg.»
    «Ich fürchte, so einfach ist die Sache nicht.»
    «O doch, Hauptmann.» Ludmilla trat auf ihn zu und tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. «Die Sache ist sogar ausgesprochen klar und einfach. Ihr solltet bloß keine Zeit verlieren.»

[zur Inhaltsübersicht]
    24. KAPITEL
    A m folgenden Morgen war Adelina schon vor allen anderen auf den Beinen. Sie hatte schlecht geschlafen, denn ihre Gedanken kreisten unablässig um Tilmanns prekäre Lage und die offensichtliche Ohnmacht des Rates und der Schöffen, den Mord an Clais van Dalen aufzuklären. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr würden die Spuren sich verwischen.
    Während sie das Herdfeuer in der Küche anheizte und die Zutaten für den Morgenbrei zusammenstellte, überlegte sie, wer außer Veit Liesborn und Evert Palm noch ein Interesse an Clais’ und Tilmanns Tod haben könnte. Wer waren die Männer gewesen, die den beiden im Zunfthaus aufgelauert hatten? Wenn es stimmte, dass Clais seinen Mörder gekannt hatte – weshalb hatte dann Tilmann die Angreifer nicht erkannt? Er und Clais waren gute Freunde gewesen, sie verkehrten in den gleichen Kreisen, kannten also auch dieselben Leute. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer schien es ihr, dass sie einen wichtigen Punkt übersehen hatten.
    Als Adelina feststellte, dass der Hirsesack in der Speisekammer bis auf einen kleinen Rest leer war, ging sie hinaus, um aus der Remise einen neuen Sack zu holen. Dabei stellte sie überrascht fest, dass die Hintertür nicht verschlossen war. Der Riegel war zurückgeschoben. War also doch noch jemand vor ihr aufgestanden und hatte das Haus verlassen? Sie hatte die Hintertür am Vorabend doch selbst verschlossen!
    Die Frage wurde ihr beantwortet, als sie in die eisige Morgenluft hinaustrat. Ihr Bruder Tilmann stand hinten am Brunnen, nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte. Das Licht des

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