Verschwörung im Zeughaus
auf, und er sah neben der Leidenschaft wieder eine Spur Entsetzen und Panik darin aufflackern.
«Das …» Ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Sie schluckte und setzte erneut an: «Das hätte nicht …» Hastig versuchte sie, sich von ihm loszumachen. «Ich kann das nicht.»
Er hielt sie jedoch mühelos weiterhin an sich gepresst. Zu lange hatte er sich danach gesehnt, sie zu berühren, um sie jetzt so schnell freizugeben.
«Ach nein?» Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, obgleich er sich bemühte, ernst zu bleiben. «Wenn mich nicht alles täuscht, tut Ihr es bereits.»
«Nein, ich meine …» Sie suchte offensichtlich nach Worten. Tilmann konnte sich an ihrem Gesicht kaum sattsehen. Sie schien von innen heraus zu glühen, und die wild pochende Ader an ihrem Hals verriet ihre Erregung nur allzu deutlich. Sanft ließ er seinen Daumen darüber gleiten und spürte, wie sie erschauerte. «Bitte, hört auf damit. Das darf nicht … Ihr wollt mich nicht –»
«Mira!», unterbrach er sie ruhig, aber bestimmt. «Wirke ich auf dich wie ein Mann, der nicht weiß, was er will? Welche Art Beweise brauchst du noch?»
Mira starrte ihn für einen langen Augenblick an, dann drehte sie den Kopf zur Seite. «Ihr versteht nicht. Wenn …» Sie stockte kurz. «Wenn Ihr erfahrt, was ich getan habe, werdet Ihr … Ihr werdet …»
«Was werde ich?» Er fuhr fort, ihren Hals mit seinen Fingerspitzen zu liebkosen, und genoss die köstlichen Empfindungen, die ihre unwillkürliche Reaktion darauf in ihm auslöste. Gleichwohl beobachtete er ihr Gesicht mit großer Aufmerksamkeit. Er erkannte genau, dass das, was Mira bewegte, keine Kleinigkeit war und ihm vermutlich nicht gefallen würde. Dennoch weigerte er sich nach wie vor, sie freizugeben.
«Ihr werdet mich hassen, zu Recht!», stieß sie wütend hervor. «Es wird Euch leidtun … das hier …»
«Ganz sicher nicht.»
«Und Ihr werdet mich dafür verabscheuen.»
«Mira …»
«Also hört bitte sofort auf damit, Hauptm…»
Sie verstummte, als er sie erneut küsste. Er hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können. Zwar schalt er sich einen liebestollen Dummkopf, doch Mira so nahe zu sein, ihren Körper an seinem zu spüren, stellte seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Ein wenig musste er seinem Verlangen nachgeben, um zu vermeiden, dass er verrückt wurde.
Der überraschte Laut, den Mira ausstieß, als er sich abermals hungrig über ihre Lippen hermachte, ging in ein hilfloses Seufzen über. Sein Herz hämmerte im wilden Galopp gegen seine Rippen. Gott, er wollte diese Frau! Wie lange schon, darüber mochte er gar nicht nachdenken. Sie hatte ihn in den vergangenen drei Jahren unzählige Male zur Weißglut getrieben, und er war sich bewusst, dass sie es auch zukünftig immer wieder tun würde. Doch so widerspenstig, rechthaberisch und eigensinnig sie auch war, es spielte keine Rolle, wenn er ihr nur nahe sein durfte. Ihr Temperament war so gefährlich wie ihre spitze Zunge, doch zu erleben, wie sie nun in seinen Armen schwach wurde, sich an ihn drängte und unvermittelt ihre Finger in seinen Haaren vergrub, überzeugte ihn davon, dass sie wie für ihn geschaffen war.
Ihre Lippen und Zungen rangen miteinander. Er wusste, wenn er nicht achtgab, würden sie – Verletzungen hin oder her – mehr tun, als zu diesem Zeitpunkt angebracht und schicklich war. Deshalb nahm er sich, auch wenn es ihm schwerfiel, ein wenig zurück, verringerte den Druck seiner Lippen und ließ sie stattdessen ganz leicht von ihrem Mund über ihre Wange und wieder zurück streichen. Behutsam umfasste er ihr Gesicht mit beiden Händen und wartete, bis sie die Augen öffnete. «Ist dieser Punkt nun ein für alle Mal geklärt?»
Mira erwiderte seinen Blick, antwortete jedoch nicht gleich. Er sah, dass sich verschiedene Emotionen in ihren Augen widerspiegelten – nicht alle konnte er identifizieren. Die letzte jedoch, die sich schließlich über ihr gesamtes Gesicht ausbreitete, gefiel ihm überhaupt nicht. Es war Bedauern.
Mira löste entschlossen seine Hände von ihren Wangen und trat einen Schritt zurück. «Es tut mir leid. Ich kann nicht … es wäre nicht recht.»
«Mira …»
Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. «Ich wollte es Euch nicht sagen, denn mit Eurer Missbilligung kann ich leben, nicht aber mit Eurer Verachtung.»
«Aber ich ver–»
«Doch es geht wohl nicht anders.» Sie senkte den Blick, hob ihn jedoch schon im nächsten Moment wieder. «Ihr
Weitere Kostenlose Bücher