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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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täuscht Euch in mir, Hauptmann Greverode. Ich weiß, Ihr seht die freche, scharfzüngige Edeljungfer in mir, aber …» Sie holte tief Luft. «Das bin ich nicht.»
    Verblüfft legte er den Kopf schräg. «Was genau nicht? Scharfzüngig oder frech?»
    In ihre Augen trat ein merkwürdig resignierter Ausdruck. «Nein. Eine Jungfer.» Sie trat noch einen Schritt zurück. «Ich bin nicht mehr unberührt. Ich habe …» Ihre Stimme brach, doch sie sprach weiter. «Ich habe mich bereits einmal einem Mann hingegeben. Nicht … nicht aus Liebe, sondern aus purer Berechnung. Und damit bin ich sogar noch schlimmer als die arme Clara. Sie wurde dazu gezwungen. Ich habe es freiwillig getan, um …» Sie brach erneut ab um drehte ihm den Rücken zu. Ihre Schultern zuckten heftig.
    Tilmann starrte sie verdutzt und ratlos an. Er hatte keine Ahnung, wie er auf ihr Geständnis reagieren sollte. Ärger stieg in ihm auf und noch etwas, das ihn kalt erwischte: Eifersucht. Er bemühte sich, ruhig zu bleiben, ballte jedoch die Hände zu Fäusten.
    «Dietmar?»
    Sie antwortete nicht, doch an der Art, wie sie beim Klang des Namens zusammenzuckte, erkannte er die Wahrheit.
    «Warum?» Er sah, wie auch sie die Fäuste ballte. Ruckartig drehte sie sich zu ihm um. In ihren Augen flackerten Zorn und Scham und rangen um die Vorherrschaft. «Weil ich von Euch loskommen wollte.»
    Er runzelte die Stirn. «Wie bitte?»
    «Ich wollte von Euch loskommen, seit Ihr damals … Ich konnte nur noch an Euch denken, aber Ihr hattet mich freigegeben, und ich wusste, dass Ihr mich nicht leiden könnt und nur wegen meiner adeligen Geburt hattet heiraten wollen. Ich musste Euch irgendwie aus dem Kopf bekommen, also …» Sie hob hilflos die Hände und verschränkte sie danach vor dem Bauch. «Ich weiß, dass es eine irrsinnige Idee war, aber ich wusste mir keinen anderen Ausweg. Außerdem habe ich mir eingeredet, dass ich auf diese Weise niemals würde heiraten müssen. Denn wer will schon angebrochene Ware? Kein Mann, der etwas auf sich hält, tut sich so etwas an. Ich habe meinen Wert damit verspielt. Der Einzige, der mich jetzt noch nehmen wird, ist Dietmar. Er wollte mich damals schon heiraten, nachdem wir …» Sie biss sich auf die Unterlippe. «Er ist wirklich ein ehrenwerter Mann. Schaut mich nicht so an! Es stimmt. Wenn ich nicht derart entschlossen gewesen wäre, hätte er niemals von sich aus … Er hat mich gleich danach um meine Hand gebeten, aber ich habe ihn hingehalten und ihm gesagt, dass er das nicht tun muss. Außerdem ist er wenig später mit seinem Onkel auf Reisen gegangen und war über ein Jahr fort. Danach haben wir uns nicht mehr gesehen – ich bin ihm aus dem Weg gegangen, und er hat nicht nachgefragt. Aber jetzt …»
    «Jetzt bist du wieder zu ihm gegangen – wegen mir.» Tilmann fluchte innerlich. «Hast du den Rentmeister etwa mit dem Angebot einer Eheschließung zwischen dir und Dietmar bestochen?»
    Erschrocken riss Mira die Augen auf. «Nein! Nein, das habe ich nicht getan. Ich habe wirklich nur mit Dietmar gesprochen. Dass sein Vater dazukam, war nicht geplant.»
    «Aha. Aber ihr habt bereits eine Übereinkunft getroffen.»
    «Ja. Nein.» Mira zögerte. «Wir sind nicht verlobt, aber ich weiß, dass Dietmar mich noch immer will. Und sein Vater wäre einer Verbindung natürlich auch nicht abgeneigt. Er hat bereits Andeutungen in dieser Hinsicht gemacht.»
    «Das kann ich mir denken. Weiß Thönnes von dieser Sache zwischen dir und Dietmar?»
    «Nein.» Mira schüttelte den Kopf. «Dietmar hätte es ihm niemals erzählt.»
    «Bist du sicher?»
    «Ja, er wollte von Anfang an nicht, dass jemand auch nur etwas ahnt.»
    «So, so.» Tilmann war sich nicht sicher, ob er Miras Einschätzung teilen sollte. Noch immer kämpften in seinem Herzen Wut und Eifersucht miteinander um die Oberhand. Doch ein anderes, weit stärkeres Gefühl schaffte es mit Leichtigkeit, die Vormachtstellung zu ergreifen, als er es zuließ. Diese Tatsache empfand er als höchst besorgniserregend. Er verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Mira herausfordernd an.
    «Was erwartest du nun von mir?»
    «Nichts. Gar nichts.» Miras Stimme klang aufgewühlt und niedergeschlagen zugleich. «Ihr tragt keine Schuld an meinem Verhalten, auch wenn Ihr vielleicht der Auslöser dafür wart. Ich allein habe die Konsequenzen zu tragen. Natürlich weiß ich, dass mein Handeln unschicklich und sündhaft war und dass Ihr mich nun dafür verachten werdet. Bitte

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