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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Kienspans, den er gegen den Brunnenrand gelehnt hatte, ließ seinen sehnigen Körper durchaus ansehnlich erschienen. Adelina blieb stehen und beobachtete ihn einen Moment lang dabei, wie er sich trotz des frostigen Wetters ausgiebig wusch.
    «Kann man nicht einmal so früh am Tag seine Ruhe haben?», knurrte er in ihre Richtung. Ohne die geringste Scham trocknete er sich seelenruhig ab, bevor er wieder in seine Hose stieg. «Hast du genug gesehen, Schwester?»
    Adelina schmunzelte. «Durchaus genug, um der Frau, die das Glück haben wird, sich dein Eheweib nennen zu dürfen, von Herzen zu gratulieren.» Sie trat auf ihn zu und musterte die Verbände. «Was machen die Verletzungen? Wie ich sehe, kannst du dich schon wieder recht gut bewegen.»
    «Unkraut vergeht nicht.»
    «Worüber ich ausgesprochen glücklich bin.» Aus ihrem Schmunzeln wurde ein richtiges Lächeln. «Ich bin froh, dass es dir wieder gutgeht, Tilmann.»
    Er musterte sie überrascht. «Nun, gut ist vielleicht übertrieben, aber es war schon schlimmer.» Für einen Moment zögerte er, bevor er weitersprach. «Danke, Adelina.» Er griff nach seinem Hemd, das über dem Brunnenrand hing, und streifte es sich über.
    Adelina entdeckte eine für ihn ungewöhnliche Verlegenheit in seiner Miene. Ehe sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: «Ich weiß, ich bin nicht gerade der ideale Bruder, und ganz sicher habe ich dir in der Vergangenheit mehr als einmal Unrecht getan.»
    «Tilmann –»
    «Nein, lass mich ausreden.» Er hob die rechte Hand in einer abwehrenden Geste. «Die Wahrheit ist, ich habe dich fast die ganze Zeit meines Lebens beneidet und mir eingeredet, dich zu verabscheuen.»
    «Aber das war doch nur, weil …»
    «Es war ein Unrecht», sprach er unbeirrt weiter. «Du hättest allen Grund der Welt, mich dafür zu verdammen.»
    «Aber …»
    «Aber offenbar tust du es nicht.» Seufzend fuhr er sich mit der ihm typischen, ungeduldigen Bewegung durchs Haar. «Du hättest mir nicht helfen müssen, Adelina. Die meisten anderen Menschen hätten sich abgewandt und mich dem Vogt ausgeliefert.»
    «Du bist mein Bruder, Tilmann! Wie hätte ich dich im Stich lassen können?» Adelina trat noch näher an ihn heran und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Er zuckte nicht zurück, wie er es früher oft getan hatte. Stattdessen legte er seine Linke über ihre Hand und drückte sie leicht. «Das ist es, worauf ich gebaut habe, Adelina. Ich hatte niemanden sonst, an den ich mich hätte wenden können. Auch jetzt noch … Es ist gefährlich für dich, mich hier zu beherbergen, solange ich unter Mordverdacht stehe. Das hätte ich nicht von dir verlangen dürfen.»
    «So ein Unsinn.» Adelina schüttelte milde den Kopf. «Wer, wenn nicht deine Familie, sollte für dich da sein? Dass unsere Mutter dich nicht gewollt hat … Ich verstehe es nicht, werde es wohl nie begreifen. Doch das bedeutet nicht, dass du mir – uns – nicht willkommen bist.» Sie lächelte erneut. «Auch wenn wir sicher nicht immer einer Meinung sein werden.»
    Er legte den Kopf schräg, und in seine Augen trat der altbekannte spöttische Ausdruck. «Waren wir das jemals?»
    Sie lachte leise. «Ich erinnere mich nicht.» Sanft entzog sie ihm ihre Hand und räusperte sich. «Hast du dir schon überlegt, wann du mit Mira sprechen willst?»
    Die Veränderung in seiner Haltung kam so abrupt, dass sie überrascht einen Schritt rückwärts machte. Er versteifte sich, seine Miene verfinsterte sich schlagartig, und in seine Augen trat ein verschlossener Ausdruck. «Das habe ich bereits getan.»
    Da seine Stimme nicht wütend, sondern eher resigniert klang, hakte sie nach: «Ach ja? Das ist gut. Aber wann … Ach, ist ja egal. Was hat sie gesagt?»
    Einen Moment lang blickte er sie schweigend an. Sein Blick erinnerte sie plötzlich an ein waidwundes Tier. Sie erschrak. «Tilmann?»
    Er bückte sich und nahm den brennenden Kienspan an sich. «Sie wird Dietmar Overstolz heiraten.»
    «Was wird sie?» Ehe er sich abwenden konnte, hatte Adelina ihn am Arm gefasst und hielt ihn auf.
    «Dietmar. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten.»
    «Aber …» Adelina starrte ihn verständnislos an. «Sie liebt dich, das kann ein Blinder erkennen.»
    «Sie hat ihre Gründe.»
    «Gründe?», echote sie aufgebracht. «Und das lässt du ihr durchgehen?»
    «Ich kann sie nicht zwingen, mich zu heiraten.»
    «Könntest du schon.» Sie ließ ihn los und verschränkte die Arme.
    Tilmann runzelte halb überrascht,

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