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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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angeblich falsch abgerechneten Waffen sind in des Grafen Besitz übergegangen. Damit hat er die Männer ausgestattet, die für die Raubüberfälle auf Kölner Kaufleute verantwortlich sind.»
    «Könnt Ihr das beweisen?»
    Tilmann nickte, schüttelte jedoch gleich darauf den Kopf. «Ich könnte es, wenn wir die Schriftstücke finden würden, die Clais am Abend seines Todes bei sich getragen haben müsste. Wir wollten sie gemeinsam noch einmal durchgehen und dann dem Rat vorlegen.»
    «Es wurden bei Clais keine Schriftstücke gefunden.» Nachdenklich rieb sich Reese übers Kinn. «Ihr denkt also, dass die Mörder sie an sich gebracht haben.»
    «Dessen bin ich sicher. Leider bedeutet es auch, dass diese Beweise verloren sind, denn wahrscheinlich wurden sie sofort vernichtet.»
    «Welche Art Beweise waren das?»
    Tilmann fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. «Aufzeichnungen über die Männer des Grafen, die mit großer Wahrscheinlichkeit an den Überfällen auf Kölner Kaufleute beteiligt waren. Eine Kopie der Karte, auf der wir die Orte der Überfälle vermerkt haben. Zumindest hiervon existiert noch das Original. Es ist aber wenig nützlich ohne die übrigen Papiere, die wir gesammelt haben. Ich konnte Teile eines Briefwechsels an mich bringen, der zwischen dem Grafen und einem seiner Helfer hier in Köln hin und her gegangen ist.»
    «Du hast die Briefe gestohlen?», rief Adelina erschrocken.
    Tilmann warf ihr einen gleichmütigen Blick zu und fuhr fort: «Absender und Empfänger der Briefe sind nicht notiert, man könnte lediglich von der Schrift auf die Verfasser schließen. Allerdings geht es hier vorrangig darum, dass die Briefe den Verrat des Grafen an der Stadt Köln beweisen, nicht, wer ihm dabei geholfen hat. Letzteres ließe sich aber vermutlich mit wenig weiterem Aufwand herausfinden, wenn die Sache erst einmal vor den Rat oder vielmehr vor die Schöffen gebracht werden kann.»
    «Ihr habt also diesbezüglich schon einen Verdacht?», hakte Reese nach.
    Tilmann zögerte. «Ich kann jetzt nicht ja sagen, ohne eine Lawine von Ereignissen loszutreten, die der Sache zu diesem Zeitpunkt nicht förderlich wäre, Herr Gewaltrichter.»
    Reese erhob sich und ging mit auf dem Rücken verschränkten Armen in der Küche auf und ab. «Was soll ich jetzt tun, Hauptmann Greverode?» Er blieb abrupt stehen und blickte Tilmann herausfordernd in die Augen. «Ihr wisst, dass ich Eure Anwesenheit hier im Hause dem Vogt melden müsste.»
    «Das werdet Ihr aber nicht tun», erwiderte Tilmann ruhig.
    «Ach nein?» Reese legte den Kopf schräg, dann lächelte er. «Ihr habt Glück, ein ehrenwerter Mann zu sein, Hauptmann. So sagt mir – wie stellt Ihr Euch unsere nächsten Schritte vor?»
    «Streut im Stadtrat, dass es Hinweise auf einen Verrat von van Wesel gibt, denen Ihr nach einer anonymen Anzeige nun offiziell nachgehen werdet. Vielleicht rütteln wir damit jemanden auf.»
    «Das klingt aber nicht sehr vielversprechend», wandte Adelina ein. «Im Gegenteil – warnen wir damit nicht die möglichen Beteiligten?»
    «Ich vermute, dein Bruder hofft genau darauf», erwiderte Neklas bedächtig. «Mit ein bisschen Glück wird jemand nervös und macht einen Fehler.»
    «Und falls nicht?» Adelina sah die Männer nacheinander zweifelnd an.
    Tilmann zuckte die Achseln. «Dann stehen wir wieder ganz am Anfang, fürchte ich. Ohne die Beweise, die Clais und ich gesammelt haben, dürfte es schwierig werden, den Grafen anzuklagen. Und solange wir nicht wissen, wer für Clais’ Tod verantwortlich ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich bedeckt zu halten.» Er warf Reese einen bezeichnenden Blick zu, den dieser ernst erwiderte.
    «Ihr bewegt Euch auf dünnem Eis», sagte der Gewaltrichter. «Und Ihr habt mich mit auf diese Gratwanderung genommen. Das kann uns alle in den Turm bringen.» Er wandte sich an Adelina. «Für eine Weile kann ich noch vorgeben, nichts von Greverodes Anwesenheit hier zu wissen. Um unserer alten Freundschaft willen werde ich Euch diesen Gefallen tun. Aber ich bin ganz ehrlich: Lange geht dieses Schattenspiel nicht gut. Besser wäre es, wir würden alsbald zumindest das Rätsel um Clais’ Tod lösen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    15. KAPITEL
    N achdem sich Reese verabschiedet hatte, halfen Adelina und Neklas dem Hauptmann wieder hinab in den Keller. Adelina spürte, dass er geschwächter war, als er zugeben wollte, doch sie äußerte sich nicht dazu, weil sie wusste, wie sehr ihm seine

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