Verschwörung im Zeughaus
tupfte sich mit dem Ärmel ihres Kleides über die Augen. «Also gut, aber ich möchte nicht, dass jemand glaubt, ich würde bösen Tratsch verbreiten.» Als sie in die erwartungsvollen Gesichter der Anwesenden blickte, seufzte sie. «Wirklich, es ist nur ein Gedanke, und ich will keinesfalls …» Sie wandte sich an den Gewaltrichter. «Euer Vetter Heinrich und Christine van Dalen sind sehr …» – sie schien nach Worten zu suchen – «nun, sehr eng befreundet.»
«Ach ja?» Reese hob überrascht den Kopf.
«Es geht mich im Grunde nichts an, aber man erzählt sich, dass sich die beiden schon seit längerem heimlich treffen …» Die Röte auf ihren Wangen verstärkte sich. «Es ist mir wirklich unangenehm, dies auszuplaudern. Vor allem, da ich Christine immer als Freundin betrachtet habe. Aber nun, da diese Sache mit Harro geschehen ist …»
Adelina räusperte sich vernehmlich. «Verzeiht, Herr Reese, aber leider muss ich diesen Verdacht bestätigen.»
Sein Kopf ruckte zu ihr herum. Sie hob die Schultern. «Wir waren vorhin bei Frau Christine und haben Euren Vetter dort angetroffen.» Sie zögerte, suchte Neklas’ Blick, woraufhin dieser weitersprach.
«Dem vertrauten Umgang der beiden nach besteht zumindest eine sehr enge Freundschaft zwischen ihnen», ergänzte er vorsichtig.
Zu Adelinas Überraschung nickte Reese. «Das ist gut möglich. Allerdings hatte ich bisher immer den Eindruck, diese Freundschaft bezöge sich mehr auf Heinrich und Clais.»
«Sie erzählte uns, dass sich Euer Vetter seit Clais’ Tod sehr um sie gekümmert habe.»
«Was wollt Ihr damit andeuten?» Auf Reeses Stirn erschien eine steile Falte. «Doch nicht etwa, dass Christine und Heinrich –»
«Wir wollen gar nichts andeuten», unterbrach Neklas ihn rasch. «Wir stellen lediglich fest, dass Christine van Dalen nicht den Eindruck einer trauernden Witwe macht.»
«Und wie soll da der Überfall des Knechts ins Bild passen?» Ratlos und sichtlich verärgert blickte Reese in die Runde.
«Auf vielerlei Weise», antwortete Neklas. «Er könnte im schlimmsten Falle von Christine van Dalen beauftragt worden sein …»
«O mein Gott!», stieß Beede erstickt hervor.
Neklas warf ihr einen prüfenden Blick zu. «Das wäre allerdings ein ziemlich plumper Versuch gewesen, uns zu drohen. Möglicherweise wurde er auch von jemand anderem beauftragt.»
«Jemandem», übernahm Adelina das Wort, «der uns davon abhalten will, noch mehr über die Vorgänge herauszubekommen, denen Clais und Tilmann auf der Spur waren. Und nachdem Harro und sein namenloser Freund ihren Auftrag ausgeführt hatten, hat Harro den anderen Mann aus dem Weg geräumt. Vielleicht gab es Streit, oder der andere wollte Harro verraten. «
Irritiert musterte Reese sie. «Ihr sprecht fast schon wie ein Inquisitor, Frau Adelina. Wie kommt Ihr nur auf solche Gedanken?»
Adelina lächelte bitter. «Wenn Ihr Euch vor Augen haltet, wie oft sich meine Familie bereits in Bedrängnis befunden hat und gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen zur Wehr setzen musste, ist es wohl nur natürlich, dass ich auf diesem Gebiet einen gewissen Spürsinn entwickelt habe.»
«Ja, nun …» Reese nickte sichtlich verlegen. «Ich will gar nicht abstreiten, dass Eure Kombinationsgabe schon oft geholfen hat, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. In diesem Fall jedoch zögere ich, wie Ihr merkt, Euren Vermutungen zu folgen. Sie zielen darauf ab, dass Clais’ Witwe möglicherweise etwas mit seinem Tod zu tun haben könnte. Ich verstehe durchaus, dass Ihr Euren Bruder mit allen Mitteln zu verteidigen wünscht, aber Ihr müsst auch begreifen, dass ich ohne handfeste Beweise nichts unternehmen werde. Schon gar nicht –»
«Da Euer Vetter möglicherweise beteiligt sein könnte?», unterbrach Beede ihn überraschend.
Reese schüttelte den Kopf. «Schon gar nicht, weil Christine van Dalen über einflussreiche Verwandte verfügt, die mich in der Luft zerreißen, wenn herauskommt, dass auch nur der Hauch eines Verdachts gegen sie gehegt wird.» Er löste seine Hände voneinander und begann, unruhig mit den Fingern der rechten Hand auf den Tisch zu trommeln. «Weshalb sollte Christine ihren Mann ermorden lassen?»
«Er war dahintergekommen, dass einer ihrer einflussreichen Verwandten möglicherweise einen Verrat gegen die Stadt Köln begeht», sagte Neklas ruhig, aber bestimmt.
Reese erstarrte. «Ailff van Wesel?»
«Ihr habt selbst gesagt, dass Ihr ihn verdächtigt», erinnerte Adelina
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