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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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eine Menge zu tun. Wie, wenn nicht mit weiterer tatkräftiger Hilfe, wollt Ihr jemals wieder aus dem Schlamassel herauskommen, in den Ihr Euch hineinkatapultiert habt?»
    «Ich habe mich hineinkatapultiert?»
    «Sicher, wer sonst?» Sie stach geradezu mit ihrem Löffel in den Brei und schob sich eine Portion in den Mund. Nachdem sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte, sprach sie weiter. «Eure Nachforschungen haben doch wohl dazu geführt, dass man van Dalen ermordet hat – und Euch beinahe ebenfalls.»
    Er musterte sie ernst. «Also seid Ihr der Ansicht, wir hätten uns heraushalten und die Augen vor dem Unrecht verschließen sollen, das Ailff van Wesel begangen hat?»
    Mira hob den Kopf und erwiderte seinen Blick so überraschend offen, dass es ihm für einen Moment den Atem verschlug. «Nein, auf gar keinen Fall. Als Mann von Ehre dürft Ihr ihm seine Untaten nicht einfach durchgehen lassen. Ich sage nur, dass Eure Vorgehensweise Euch in die jetzige Bedrängnis gebracht hat – und dass Ihr ohne Hilfe nicht mehr herauskommt.»
    «Ohne Eure Hilfe, meint Ihr?»
    «Ohne unser aller Hilfe, Hauptmann Greverode.» Wieder tauchte sie ihren Löffel in den Hirsebrei. «Esst, der Brei schmeckt sehr gut.»
    Ihm blieb nicht viel anderes übrig, als ihrem Rat zu folgen. Während er schweigend aß, beobachtete er die junge Apothekengesellin unauffällig aus dem Augenwinkel. Im Grunde hatte Mira recht, er musste dankbar sein, dass man ihn nicht nur aufgenommen hatte und pflegte, sondern darüber hinaus auch alle Mitglieder der Familie seiner Schwester ihr Bestes taten, seinen Namen reinzuwaschen. Mira reizte ihn jedoch mit ihrer offenen Frechheit, die sie seines Wissens nur ihm gegenüber so eifrig an den Tag legte. Hier ging es um einen unterschwelligen Machtkampf, den er, so musste er sich eingestehen, nicht gewinnen konnte. So vehement er auch darauf bestand, dass sich eine Frau dem Manne unterzuordnen habe und ihm nicht zuwider handeln dürfe, so genau wusste er auch, dass eine Mira von Raderberg diese beiden Tugenden niemals besitzen würde.
    Er hatte im Grunde nichts gegen Frauen, die ihren eigenen Kopf besaßen, weil meist mehr darin steckte als Stroh. Dass Mira klug war, stand außer Frage. Darüber hinaus hatte sie Mut und ein großes Herz. Er schätzte sie mehr, als sie sich vermutlich vorstellte. Allerdings besaß sie auch mehr Stacheln als ein Igel, die sie in seiner Gegenwart allein aus reiner Gewohnheit aufstellte. Es war nicht einfach, sie aus ihrer Deckung hervorzulocken, und er war sich nicht sicher, wie er sich – sollte er es wirklich einmal schaffen – dann verhalten sollte.
    Seine missliche Lage derzeit machte ihm in dieser Hinsicht zusätzlich einen Strich durch die Rechnung. Er hasste es, hilflos wie ein Kind auf das Wohlwollen anderer Leute angewiesen zu sein, auch wenn es sich um seine Familie handelte. Schwäche hatte es für ihn bisher noch niemals gegeben, er ertrug es nur schwer, sie ausgerechnet in Miras Gegenwart zeigen zu müssen. Er wollte ihr als vollwertiger, gesunder und starker Mann gegenübertreten.
    «Mögt Ihr mir nun verraten, welches Mitglied des Stadtrats Ihr verdächtigt, van Wesel zu helfen, oder starrt Ihr mich lieber noch eine Weile so unhöflich an, Hauptmann Greverode?», zerschnitt Miras spöttische Stimme die Stille.
    Irritiert riss er seinen Blick von ihr los, nicht ohne den rötlichen Hauch auf ihren Wangen und das ungewöhnlich heftige Heben und Senken ihrer Brust zu bemerken.
    Seine eigene Reaktion auf diesen Anblick erschreckte ihn.
    Verflucht. Ja, er musste verflucht sein.

    Reiß dich zusammen, schalt sich Mira innerlich und bemühte sich, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Der intensive und merkwürdig nachdenkliche Blick, mit dem Greverode sie angestarrt hatte, setzte ihr noch immer zu, obgleich er sich längst wieder seinem Teller gewidmet hatte. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihm auch nur den geringsten Anlass zum Spott bieten. Lieber teilte sie selbst aus, damit war sie auf der sicheren Seite, so hoffte sie zumindest. Wenn sie jemals das Recht gehabt haben sollte, eine freundliche Reaktion auf ihre Person von Tilmann Greverode zu erhalten, so hatte sie es mittlerweile auf die unrühmlichste Weise verspielt. Das musste sie sich immer wieder vor Augen führen, damit sie nicht in Versuchung geriet, das Schild, das sie sich gegen ihn zugelegt hatte, auch nur für einen Moment sinken zu lassen. Sie verdiente seine Geringschätzung, auch wenn er

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