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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wieder herauskam, trug sie ein Bündel bei sich, das ganz nach frischem Verbandszeug aussah.»
    «Verbandszeug?» Adelina hob überrascht den Kopf. «Vielleicht ist jemand bei van Dalens verletzt?»
    «Dann muss es sich aber um erhebliche Wunden handeln. Das Bündel war ausgesprochen groß.» Ludmilla deutete mit beiden Händen den Umfang des Pakets an. «Natürlich hat mich das neugierig gemacht, also bin ich ihr gefolgt. Sie ging auf geradem Wege nach Hause.»
    Tilmann brummte vor sich hin. «Das kann alles und nichts zu bedeuten haben.»
    «Vielleicht, aber ich bin mit meinem Bericht noch nicht am Ende.» Ludmilla warf ihm einen tadelnden Blick zu. «Dora hat die Verbände nämlich nicht etwa ins Haus gebracht, sondern in eine an den Stall angebaute Remise. Als sie wieder herauskam, bin ich reingeschlichen und habe mir das Bündel etwas genauer angesehen. Verbände kauft man ja nicht unbedingt bei einem Apotheker, nicht wahr? Und wie ich mir gedacht hatte, steckten in den Tüchern auch noch verschiedene Wundarzneien und Tinkturen. Genug, um damit mehr als nur einen Mann zu verarzten. Es sei denn, er wäre besonders schwer verletzt.»
    «Besonders schwer?», echote Adelina mit hochgezogenen Brauen.
    Ludmilla nickte nachdrücklich. «Ich weiß nicht, für wen die Arzneien gedacht sind, aber meiner Meinung nach kann es nicht gut um denjenigen stehen.»
    Adelina und Tilmann sahen einander an. Sie schluckte. «Glaubst du, sie versorgen vielleicht den Mann, den du verletzt hast?»
    «Das müsste herauszufinden sein», antwortete Ludmilla an seiner Stelle. «Ich habe euch ebenfalls ein paar frische Kräuter mitgebracht. Viel wächst allerdings nicht mehr, dazu ist es zu kalt. Aber an geschützten Stellen findet man immer noch etwas. Ich mache euch frische Umschläge, Herr Hauptmann. Nachdem die Maden ja nun fort sind, sollte darüber hinaus auch mehr Luft an die Wunden gelangen.» Sie musterte ihn eingehend, stand dann auf und schlug, ohne ihn zu fragen, sein Hemd hoch. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie die Verbände.
    «Ziemlich verrutscht», murmelte sie. «Entweder habt Ihr außerordentlich unruhig gelegen oder …» Sie blickte ihm direkt in die Augen. «Ihr wart auf, nicht wahr?»
    «Und?» Feindselig starrte er zurück.
    Sie kicherte. «Nichts und. Es freut mich, dass Ihr wieder auf Euren Beinen stehen könnt. Nur übertreiben solltet Ihr es vorerst nicht.» Sie begann, sich an den Verbänden zu schaffen zu machen. «Wo war ich gerade? Ach ja, ich könnte mich ein wenig umhören und herauszufinden versuchen, wem die Verbände und Wundarzneien zugedacht sind. Mit ein wenig Glück erfahren wir auf diesem Weg, wer für Eure Blessuren verantwortlich ist.»
    Tilmann stieß zischend die Luft aus, als sie den zweiten Verband löste. «Bedeutet das, ich bin dich für eine Weile los?»
    Wieder kicherte die Alte und hob den Kopf, als auf der Stiege Schritte laut wurden. In ihre Augen trat ein schalkhaftes Funkeln. «Wenn Ihr Euch mal nicht bald nach meiner Gesellschaft zurücksehnen werdet.»

    «Ihr könntet Euch wirklich ein bisschen dankbarer zeigen», fauchte Mira und drückte Tilmann nicht gerade sanft eine Schale mit süßem Hirsebrei in die Hände. «Kaum betrete ich den Raum, schnauzt Ihr mich an. Dabei tue ich doch nun wirklich nichts Unrechtes – im Gegenteil! Ich bemühe mich, Euch zu helfen, wo ich kann. Frau Adelina muss sich um die Apotheke kümmern, der Magister ist bei einem Krankenbesuch.» Sie hob die Schultern. «Ich habe angeboten, Euch Gesellschaft zu leisten, und dachte, dass Euch der Brei, den Franziska für Vitus gemacht hat, vielleicht auch schmeckt. Doch Ihr habt nichts Besseres zu tun, als Eure schlechte Laune an mir auszulassen.»
    Genervt beobachtete er sie dabei, wie sie sich den Schemel heranzog, sich setzte und ihre eigene Essschale auf ihrem Schoß abstellte. «Ist Euch vielleicht schon einmal in den Sinn gekommen», erwiderte er gereizt, «dass ich Eure Hilfe gar nicht will?»
    «Natürlich. Der große Hauptmann Greverode braucht ja keine Unterstützung, ich vergaß.» Sie schoss einen wütenden Blick auf ihn ab. «Allerdings frage ich mich dann, weshalb Ihr Euch nicht gleich irgendwo verkrochen habt, um zu krepieren, sondern Euch an Eure Schwester gewandt habt. Frau Adelina tut alles für Euch, aber sie führt eine Apotheke, sie hat kleine Kinder und einen Haushalt, der ihre Aufmerksamkeit verlangt. Auch der Magister kann sich nicht zerteilen. Als städtischer Medicus hat er immer

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