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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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vorkommt.«
    »Ja, das dachte ich auch, als ich den Zucker erhielt. Ich weiß, dass ich diesen Geruch kenne, aber mir will einfach nicht einfallen, woher.«
    »Seid unbesorgt, Cosimo, wir werden es schon herausfinden.«
    Doch anstatt zu den Regalen zu gehen, Kräuter und Flüssigkeiten auszuwählen, zu mischen, zu kochen und zu verbrennen, wie Cosimo es erwartet hatte, nahm Leonardo auf einem der dreibeinigen Schemel Platz, richtete sich auf und schloss die Augen.
    Er bereitet sich wohl auf seine Arbeit vor, dachte Cosimo und ließ den Künstler in Ruhe. Vielleicht muss er das tun, um seinen Verstand auf das Problem zu konzentrieren. Als Leonardo nach einer Stunde jedoch immer noch mit geschlossenen Augen kerzengerade auf dem Stuhl saß, wurde Cosimo allmählich nervös. Ein Genie bei der Arbeit zu beobachten war sicherlich sehr erbaulich, doch er hatte das Gefühl, dass ihnen zur Lösung des Rätsels nicht mehr viel Zeit blieb.
    »Wollt Ihr nicht endlich mit den Experimenten beginnen?«, fragte er schließlich, erhob sich von seinem Schemel und wanderte rastlos in dem Gewölbe auf und ab. Er konnte das nutzlose Sitzen und Warten nicht mehr ertragen. »Die Stunden schreiten voran, und wir sind noch nicht einen Schritt weitergekommen.«
    Leonardo öffnete die Augen und sah ihn an, als würde er erst jetzt bemerken, dass er sich nicht allein im Labor befand.
    »Ihr meint, ich lasse nutzlos die Zeit verstreichen, wenn ich einfach hier sitze und, wie es scheint, nichts tue.« Leonardo nickte. »Natürlich könnten wir ein Experiment nach dem anderen durchführen und Gifte, die uns einfallen, testen. Allerdings wird unser Zuckervorrat nicht reichen, um alle Möglichkeiten zu überprüfen. Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin der Ansicht, dass die Antwort direkt vor unseren Augen liegt. Und wenn wir nur die richtigen Fragen stellen, so werden wir ganz von selbst die Antwort erhalten. Und dann wird – so hoffe ich wenigstens – nur ein Experiment notwendig sein.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Wir haben keinen Anhaltspunkt, welches Gift Giacomo de Pazzi verwendet haben könnte. Wie Ihr selbst, so ist auch er in der Lage, sich aus allen Ländern der Welt jedes Kraut zu beschaffen. Es gibt jedoch hunderte, tausende von Giften. Jedes davon könnte in dem Zucker verborgen sein. Auf diese Art und Weise kommen wir also nicht weiter, es sei denn, wir haben Glück und wählen durch Zufall die richtige Substanz aus. Doch wie Ihr wisst, ist das Glück ein unzuverlässiger Freund, mit dessen Hilfe wir nicht rechnen sollten.«
    Cosimo stöhnte auf. »Und wie wollen wir dann das Gift finden? Oder wollt Ihr etwa behaupten, Giacomo habe seine Schwester gar nicht vergiftet?«
    Leonardo schüttelte den Kopf. »Nein, keineswegs. Wie Ihr so glaube auch ich, dass er seine Schwester getötet hat. Was wir brauchen, ist ein Hinweis.«
    Cosimo ließ sich auf seinen Schemel sinken und stützte den Kopf in die Hände.
    »Und genau das ist es, was uns fehlt – ein Hinweis. Wir wissen gar nichts. Wir wissen nicht einmal, ob er ein Kraut oder das Gift eines Tieres verwendet hat, geschweige denn dass uns bekannt wäre, woher es stammt.« Er seufzte tief. »Wir stehen also wieder am Anfang.«
    »Das würde ich nicht sagen«, widersprach Leonardo. Cosimo blickte auf und sah, dass die Augen des Künstlers funkelten. »Wir wissen viel, viel mehr, als Ihr ahnt.«
    »Mein lieber Freund, ich kann nicht behaupten, dass ich in der Lage wäre, Euren Gedanken zu folgen.«
    »Nun, so will ich es Euch erklären.« Er lächelte. »Wir haben Giovanna de Pazzi gesehen. Wir haben gehört, was die Diener, ihre Familie und andere über ihre Krankheit erzählt haben. Und wir wissen, dass sie bereits seit vielen Jahren krank war. Auch wenn es ihr von Zeit zu Zeit besser ging, sie aufstehen oder gar das Haus verlassen konnte – gesund war sie schon lange nicht mehr. Das ist unsere erste und entscheidende Spur.« Leonardo faltete die Hände und sah jetzt aus wie ein geduldiger, gütiger Lehrer. »Jedes Gift wirkt anders. Folglich können wir bereits jene von unserer in Gedanken aufgezeichneten Liste streichen, die weder zu Blässe noch zu Koliken oder Albträumen und Wahn führen. Des weiteren scheiden all jene Gifte aus, deren Wirkung so tödlich ist, dass sie nicht über einen Zeitraum von mehreren Jahren eingenommen werden können.«
    Cosimo seufzte. »Ja, auch ich habe schon daran gedacht. Aber …« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Die Liste der in Frage

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