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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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kommenden Gifte bleibt dennoch lang und unübersichtlich.«
    »Ihr irrt, mein Freund, denn Ihr habt einen wichtigen Punkt außer Acht gelassen. Wir müssen in unserer Erinnerung nach Männern und Frauen suchen, welche unter derselben Krankheit gelitten haben wie Giovanna, ganz gleich, ob sie daran gestorben sind oder nicht. Dann fehlt nur noch das Bindeglied und …«, er schnippte mit den Fingern, »… schon haben wir das Gift gefunden.«
    Cosimo kam sich vor wie ein Dummkopf. Weshalb nur war er selbst nicht schon viel früher auf diesen Gedanken gekommen?
    »Natürlich sind da die Diener des Hauses Pazzi. Sie alle scheinen unter dieser rätselhaften Krankheit zu leiden. Aber sie können wir nicht hinzuzählen, weil sie alle, wie Anselmo erzählt hat, regelmäßig von dem vergifteten Zucker essen.« Er fuhr sich durch das Haar. »Aber … Augenblick mal! Ja, ich kenne jemanden. In Perugia gab es eine der wenigen Werkstätten, die Buchstaben für den Buchdruck herstellten. Ihr wisst ja, wie sehr ich mich für Schriften und Bücher interessiere. Deshalb hatte ich mir die Werkstatt vor ein paar Jahren angesehen. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, alle, angefangen vom Meister bis hin zum Lehrling, waren auffallend bleich, litten unter Koliken und schweren Albträumen. Ich weiß noch, dass man in Perugia munkelte, die Werkstatt sei verflucht, weil man dort versucht habe, die Heilige Schrift von einer seelenlosen Maschine drucken zu lassen. Nachdem schließlich ein Lehrling und ein Geselle gestorben waren, wurde die Werkstatt geschlossen. Der Meister soll in einem Irrenhaus sein. Von dem Verbleib des zweiten Gesellen weiß ich nichts.«
    »Ja, eine ähnliche Geschichte kenne ich auch. Nur dass es in meinem Fall ein Maler war. Er ist ebenfalls nach einer langen Leidenszeit mit schweren Albträumen, Wahnvorstellungen und Krämpfen gestorben. Bereits zu Lebzeiten war er bleich wie der Tod und hatte einen schwarzen Rand an seinem Zahnfleisch. Auf einen anderen Fall stieß ich, als ich auf einem Landgut ein Fresko malte. Der Bursche, der für den Verschluss der Krüge zuständig war, in denen das Olivenöl aufbewahrt wurde, wurde von dem Verwalter erschlagen, weil er in plötzlichem Wahn versucht hatte die Köchin zu erwürgen. Er soll bereits seit langem unter schweren Albträumen und Bauchgrimmen gelitten haben. Eine alte Magd behauptete, der Teufel sei in ihn hineingefahren und habe ihm sein Blut ausgesaugt. Natürlich habe ich nicht daran geglaubt und heimlich den Körper des toten Jungen untersucht, bevor man ihn verscharrte. Doch abgesehen von seiner geisterhaften Blässe und einem dunklen Rand am Zahnfleisch habe ich nichts gefunden, und zum Sezieren fehlte mir nicht nur die Ausrüstung, sondern auch die Gelegenheit.«
    »Das Einzige, was uns jetzt noch fehlt, ist das Bindeglied.«
    »Ja«, sagte Leonardo und runzelte die Stirn. »Und darüber denke ich schon die ganze Zeit nach. Was haben ein Maler, ein Landarbeiter und die Männer einer Druckerwerkstatt gemeinsam?«
    »Mir fällt noch jemand ein«, sagte Cosimo. »Der Glasbläser, der die Bleiglasfenster meines Hauses …«
    In diesem Augenblick sprang Leonardo auf, schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und stürzte zu dem Regal, in dem Cosimo die Pulver aufbewahrte.
    »Natürlich, das ist es, das muss es sein!«, rief er, während er das Regal auf der Suche nach einem bestimmten Glas abschritt. »Das mir das nicht sofort eingefallen ist, ist mir ein Rätsel. Dabei ist der Geruch eigentümlich und kaum mit einem anderen zu verwechseln. Wo haben wir es denn? Ah, da ist es.« Triumphierend hielt er ein Glas in die Höhe. »Bleipulver.«
    »Bleipulver?«
    »Ja, genau.« Seine Augen funkelten wieder, als er das Glas mit dem grauen Pulver vor Cosimo auf den Tisch stellte. »Der Maler, von dem ich sprach, hatte die Angewohnheit, seinen Farben Bleipulver beizumischen, um ihre Leuchtkraft für lange Zeit zu erhalten. Glasbläser mischen dem Pulver Blei bei. Die Ölkrüge auf den Landgütern werden mit Blei versiegelt, und …«
    »Und die Buchdrucker verwenden zum Gießen ihrer Buchstaben ebenfalls Blei«, ergänzte Cosimo. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Leonardo musste Recht haben, es konnte gar nicht anders sein, denn ihm fiel noch etwas ein, ein weiterer Hinweis, der wahrscheinlich sogar entscheidend war. »In der Schrift eines Alchemisten aus Köln steht, das Blei, vermischt mit Essig, ein weißbraunes, kristallines Pulver ergibt, dessen Geschmack so

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