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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Steinpilze und sogar Trüffel. Anne fühlte sich wie eine Mastgans, als sie sich um drei Uhr beim Bürgermeister für die Gastfreundschaft bedankten und sich auf den Weg zu Gucci machten. Auch dort wurden sie überaus herzlich empfangen und mit Champagnercocktails und Canapés bewirtet. Es war fast fünf Uhr, als Anne und Thorsten sich von den freundlichen Leuten bei Gucci verabschiedeten. In bester Laune und so satt, dass sie nicht damit rechneten, in den nächsten vierundzwanzig Stunden noch mal essen zu müssen, stiegen sie in ein Taxi, das zuerst zum Hotel fuhr, um Thorsten dort abzusetzen, und dann Anne in die Via del Lungo brachte, wo sie den empfohlenen Kostümverleih aufsuchen wollte.
    Der Kostümverleih befand sich in einem schönen Haus aus der Renaissance. Im Schaufenster lag lediglich eine venezianische Maske, ein kleiner Handspiegel und ein spanischer Fächer, doch das war so kunstvoll drapiert, dass Anne keinen Augenblick daran zweifelte, dass dieser Kostümverleih ebenso exklusiv war wie das Geschäft für Kinderkleidung nebenan, in dem keines der winzigen Kleidchen unter zweihundert Euro kostete. Neugierig betrat sie den Laden.
    In dem mit weichen Teppichen ausgelegten Ausstellungsraum hingen höchstens ein Dutzend Kleider und Anzüge. Besonders schön war ein Rokokokleid mit dazugehöriger Perücke, das mit Rosen aus zarter roséfarbener Seide geschmückt war.
    Anne hatte sich noch gar keine Gedanken über ihr Kostüm gemacht. Jetzt fragte sie sich, ob sie hier wirklich etwas Passendes für das Fest heute Abend finden würde.
    »Kann ich Ihnen helfen, Signora?«, fragte eine junge Frau, die hinter einem kleinen antiken Sekretär stand und Eintragungen in ein Kassenbuch machte.
    »Gerne. Ich suche ein Kostüm für einen Maskenball, der heute Abend stattfindet.«
    »Signora Niemeyer?« Die Frau lächelte. »Signor Mecidea hat uns bereits benachrichtigt. Seinem Wunsch entsprechend haben wir auch schon eine Vorauswahl getroffen. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
    Anne war so verblüfft, dass es ihr eine Weile die Sprache verschlug. Die junge Frau führte sie durch mindestens ein Dutzend Räume, in denen es nach Lavendel und Zedernholz roch und Klimageräte und Staubfilter leise vor sich hin summten. Die Räume waren voll gestellt mit Kleiderständern, an denen dicht an dicht und sorgfältig in transparente Schutzhüllen verpackt hunderte, wenn nicht sogar tausende von Kostümen hingen. Der flüchtige Eindruck reichte kaum aus, um die ganze Bandbreite der hier aufbewahrten Kleidungsstücke zu erfassen. Dies war schon etwas anderes als die Kostümverleihe mit ihrer polyesteraufgeladenen Atmosphäre, die sie kannte. Anne kam sich vor wie im Fundus einer großen Filmgesellschaft. Es war ein wahrer Irrgarten.
    Wenn du die Frau aus den Augen verlierst, dachte sie, kannst du dich einsargen lassen. Den Weg zurück findest du niemals allein, und eines schönen Tages entdecken die Angestellten deine mumifizierte Leiche irgendwo zwischen den Kleiderständern.
    Als sie schließlich im hintersten Raum angekommen waren, ging die Frau zu einem Garderobenständer, an dem fünf Kleider hingen. Sie maß Annes Größe und Figur mit einem prüfenden Blick, musterte dann jedes einzelne der fünf Kostüme und öffnete schließlich eine der Schutzhüllen.
    »Probieren Sie zuerst dies hier an, das müsste von der Größe her passen«, sagte sie, zog das Kostüm am Zedernholzbügel heraus und hielt es Anne hin. Es war kobaltblau und abgesehen von der goldenen Stickerei am Ausschnitt und an den Säumen eher schlicht gehalten. Geradezu enttäuschend schlicht. »Signor Mecidea sagte uns, dass Sie dunkle Haare haben und blaue Farbtöne bevorzugen würden.«
    »Signor Mecidea scheint wenig dem Zufall überlassen zu wollen«, erwiderte Anne, die nicht sicher war, ob sie diesen ihr immer noch fremden Mann bewundern oder verabscheuen sollte. Entweder war er ein überaus rücksichtsvoller Gastgeber, ein überragender Organisator oder aber ein Despot. Nun, dachte sie und befühlte den Stoff des Kostüms, in wenigen Stunden werde ich das wohl herausgefunden haben.
    »Ich zeige Ihnen, wo Sie sich umkleiden können«, sagte die Frau und brachte Anne in einen kleinen Raum. »Sollten Sie Hilfe benötigen, geben Sie Bescheid. Die Knebel an den Kleidern aus dem Mittelalter sind nicht leicht zu schließen. Ich bleibe in der Nähe.«
    Als Anne wieder hinaus und vor den großen Spiegel trat, erkannte sie sich kaum wieder. Sie sah aus wie

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