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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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versammelt hatten, um zum Beispiel eine Hochzeit und damit auch die geschäftliche Verbindung zweier einflussreicher Familien zu feiern. Sie blieb ein wenig unschlüssig im Eingang stehen und beobachtete die Gäste, als sich ihr ein Harlekin näherte und sich übertrieben vor ihr verneigte. Dies war nun schon das zweite Mal an diesem Tag, dass sie die Bekanntschaft eines Harlekins machte, wenn auch das Kostüm dieses Narren sehr viel kostbarer und, was keinesfalls verwunderlich war, authentischer wirkte als das des Harlekins auf dem Markt.
    »Ich grüße dich, Anne«, sagte eine männliche Stimme, und sie erkannte unter der Maske Giancarlo. Ihm machte seine Verkleidung und die damit verbundene Rolle ganz offensichtlich Spaß. »Du siehst bezaubernd aus. Wie ein Porträt von Botticelli.«
    »Danke für das Kompliment«, erwiderte Anne und deutete einen Hofknicks an. »Bei der Gelegenheit möchte ich dir danken, dass du dich für mich eingesetzt hast.«
    Giancarlo zuckte mit den Schultern. »Viel musste ich nicht tun, Anne. Signor Mecidea hat nicht einmal lange darüber nachgedacht, ob er dich einladen soll. Aber du hättest mir wirklich sagen können, dass du ihn kennst.«
    »Wie bitte?« Anne schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Wirklich? Das ist merkwürdig. Ich hatte nämlich einen anderen Eindruck. Cosimo schien ganz genau zu wissen …« Giancarlo zuckte wieder mit den Schultern. »Na, wahrscheinlich habe ich mich getäuscht.«
    »Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass ich Signor Mecidea bei einem Familienfest von Robertos Eltern getroffen habe.« Die Erwähnung dieses Namens versetzte ihr einen Stich. »Er ist doch hoffentlich nicht auch hier – Roberto, meine ich?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken, meine Liebe«, entgegnete Giancarlo. »Seit er sich mit dieser Person eingelassen hat, ist Roberto für mich und für die meisten Mitglieder der florentinischen Gesellschaft gestorben.«
    »Aha.« Anne versuchte sich ihre Neugierde und natürlich auch Schadenfreude nicht allzu sehr anmerken zu lassen, aber darüber wollte, darüber musste sie unbedingt mehr erfahren. »Wie meinst du das?«
    Doch Giancarlo brauchte nicht großartig gebeten zu werden, die ganze Geschichte zu erzählen. Für Klatsch und Tratsch war er schon immer zu haben gewesen. Und über Roberto und seine Frau schien er ganz besonders gern zu lästern.
    »Ich bitte dich, Anne. Hast du dieses Weib, mit dem er verheiratet ist, schon mal gesehen?« Er verdrehte die Augen. »Ich gebe ja offen zu, dass Äußerlichkeiten mir keinesfalls gleichgültig sind und ich mich gern mit schönen, attraktiven Menschen umgebe. Aber sogar mir ist klar, dass Charme und Esprit, Geschmack und Stil, Intelligenz und Bildung das Fehlen von körperlicher Schönheit aufwiegen können, während geistlose Schönheit rasch ermüdend und reizlos wird. Doch Robertos Frau hat weder das eine noch das andere. Sie ist nicht nur hässlich, sondern auch dumm, und obendrein scheint sie farbenblind zu sein. Und dann ihr hysterisches schrilles Lachen. Es ist einfach scheußlich, eine Beleidigung für die Ohren. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich schon eine Gänsehaut. Und zu allem Überfluss ist sie auch noch geizig, obwohl sie und Roberto über ein nicht gerade geringes Einkommen aus dem Verkauf ihrer Weine verfügen – unter uns gesagt weniger als durchschnittliche Weine. Ich würde meinen Koch mit Stockschlägen aus der Küche prügeln, wenn er es wagen würde, einen dieser Weine zum Ablöschen des Bratenfonds zu verwenden, aber für den Export scheint die Qualität auszureichen. Die beiden verdienen jedenfalls ziemlich viel Geld damit. Trotzdem ist diese Frau sich nicht zu schade, ihre Kleidung in einem der billigsten Kaufhäuser der Stadt einzukaufen. Ich weiß, nicht jeder ist mit einem guten Geschmack geboren worden, doch wenn man es sich leisten kann, sollte man so klug sein und einen Designer oder wenigstens einen guten Schneider engagieren.«
    »Na ja, aber vermutlich liebt Roberto sie und …«
    »Liebe? Dass ich nicht lache. Dieser Mann weiß gar nicht, was Liebe, was Leidenschaft ist.« Giancarlo begann sich zu ereifern. »Roberto ist ein vollkommener Idiot. Er hatte eine Frau, die wirklich alles besitzt – Klugheit, Schönheit, Charme, Stilbewusstsein. Doch er hat dem Drängen seiner Familie wegen ein paar lächerlicher Hektar Land im Chianti Classico nachgegeben. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er war vorübergehend

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