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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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eine Kaufmannsfrau auf einem Gemälde von Botticelli. Während sie sich vor dem Spiegel hin und her drehte, betrachtete die Frau sie kritisch von allen Seiten.
    »Signor Mecidea hatte Recht, dieses Kleid passt, als wäre es für Sie genäht worden. Gefällt es Ihnen? Oder hatten Sie sich etwas anderes vorgestellt?«
    »Es ist sehr ungewöhnlich«, erwiderte Anne und fragte sich, ob ihr die Enttäuschung so deutlich im Gesicht geschrieben stand. Sie mochte Maskeraden. Sie liebte es, sich zu verkleiden. Allerdings bevorzugte sie dabei ausgefallene, glamouröse Kostüme. Dies hier jedoch war … nun ja, um es höflich auszudrücken, ein wenig langweilig.
    »Nicht für das 15. Jahrhundert, das Thema des heutigen Maskenballs«, entgegnete die Frau. »Signor Mecidea achtet immer auf einen perfekten Rahmen und bittet seine Gäste stets, sich an das Thema zu halten. Wenn Sie erst die passenden Schuhe, den Halsschmuck und den dazugehörigen Haarreif tragen, sieht es schon sehr viel interessanter aus.«
    »Was ist das für ein Stoff?«, fragte Anne.
    »Seide. Chinesische Seide, um genau zu sein, die von einem im 15. Jahrhundert sehr berühmten florentinischen Weber verarbeitet und schließlich für die Familie Medici zu diesem Kleid geschneidert wurde, vermutlich anlässlich des Geburtstags von Bernardo de Medici, dem Spross eines Seitenzweiges der Familie.«
    »Sie meinen, dies ist eine originalgetreue Replik, die nach einem Gemälde oder einer Zeichnung angefertigt wurde?« Die junge Frau schüttelte den Kopf, und obwohl sie immer noch freundlich lächelte, hatte Anne den Eindruck, etwas Falsches gesagt zu haben.
    »Natürlich ist es das Original.«
    »Soll das heißen, dass dieses Kleid, das ich jetzt gerade trage, etwa fünfhundert Jahre alt ist?«
    »Bei all unseren Kleidern handelt es sich ausnahmslos um Originale, Signora«, erklärte die Frau, als wäre dies die natürlichste Sache der Welt. »Das Kleid, das Sie in unserem Verkaufsraum bewundert haben, stammt zum Beispiel aus Versailles. Marie Antoinette soll es auf einem Maskenball getragen haben, aber das ist natürlich nur eine Geschichte, die wir den Kunden gern erzählen. Ob es auch wirklich stimmt, weiß niemand so genau. Tatsache ist, dass es für die Königin angefertigt wurde. Ob sie jemals Gelegenheit hatte, es zu tragen, kann heute niemand mehr sagen.«
    Anne holte tief Luft. Dies hier war kein Kostümverleih, das war ein Museum, eine Schatztruhe. Deshalb auch die vielen Klimageräte und Staubfilter, deshalb der Duft von Lavendel und Zedernholz. Wie in einem Museum sollten sie die kostbaren Kleider vor Feuchtigkeit, Staub und Ungeziefer schützen. Sie dachte an die Kleider, die sie in den anderen Räumen gesehen hatte – ägyptische, griechische und römische Roben waren dabei, indische Saris, japanische Kimonos, Kleider aus dem Barock, dem Rokoko, dem Biedermeier, den zwanziger Jahren. Wenn diese Frau die Wahrheit sagte und die Hälfte der Kostüme nur halb so gut erhalten war wie jenes, das sie gerade trug, so war der Wert all dieser Kleider unermesslich. Anne schluckte.
    »Akzeptieren Sie auch Kreditkarten?«, fragte sie und hoffte, dass der Verfügungsrahmen ihrer Kreditkarte für die Miete einer echten mittelalterlichen Robe ausreichen würde. Schließlich war es nur für einen einzigen Abend.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Signor Mecidea hat sich bereits um alles gekümmert. Wenn es Ihnen recht ist, hole ich jetzt die Schuhe und die Accessoires.«
    Als sie eine halbe Stunde später in ihrem Hotelzimmer auf dem Bett saß, war sie immer noch fassungslos. Sie hätte sich bestimmt gefragt, ob sie das alles geträumt hatte, wenn nicht neben ihr der Karton mit dem in Samt eingeschlagenen Kleid gelegen hätte. Sie konnte es anfassen, die dichte, etwas unregelmäßige Seide fühlen. Und das alles hatte Cosimo Mecidea bezahlt, dem sie sich förmlich aufgedrängt hatte und den sie noch nicht einmal kannte. Das war wirklich nobel von ihm.
    Sie gab sich einen Ruck. Es war Viertel nach sechs. Wenn sie den Chauffeur nicht warten lassen wollte, musste sie allmählich anfangen sich fertig zu machen. Sie ging ins Bad und ließ Badewasser ein. Ihre Hände zitterten dabei wie die eines Teenagers vor dem ersten Date mit dem Klassenschwarm. Immer wieder sagte sie sich, dass sie sich beruhigen sollte. Sie war zu einem Fest eingeladen. Gut, allen Anzeichen nach würde es wohl ein ziemlich luxuriöses werden. Trotzdem war es letztlich nur ein Fest und somit nichts

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