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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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deren Farben erst durch die Körperwärme …«
    »Geben Sie sich keine Mühe«, unterbrach Arianna sie. »Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Na, wenigstens musste ich es versuchen«, erwiderte Anne und erhob sich. »Ich habe Ihnen schon viel zu viel Zeit gestohlen. Außerdem bin ich verabredet. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und die interessanten Informationen. Woher wissen Sie eigentlich so viel über die Hexen hier in Florenz?«
    »Ich beschäftige mich schon lange damit. Eigentlich schon von Kindesbeinen an«, erklärte Arianna und rollte die Plane hoch. Doch Anne wäre keine Journalistin, wenn sie nicht den leicht angespannten Unterton herausgehört hätte, der plötzlich in der Stimme der Frau mitschwang. Sie war sicher, dass Arianna nicht die ganze Wahrheit sagte. Ob sie sich vielleicht selbst als Strega sah? »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Reportage. Und vielleicht sehen wir uns mal wieder?«
    »Ja, vielleicht«, sagte Anne und reichte Arianna zum Abschied die Hand. Dann trat sie aus dem Zelt. Noch während sie überlegte, wie der Trick mit dem Spiegel wohl funktionieren mochte und weshalb Arianna ihr etwas verschwiegen hatte, stieg ihr plötzlich derselbe Duft in die Nase, mit dem die Einladung von Mecidea parfümiert war – der köstliche Duft von Veilchen und Mandeln. Und im selben Moment begannen die Umrisse der Marktstände vor ihren Augen zu verschwimmen.
    Verdammt, ich fürchte, gleich werde ich ohnmächtig, dachte sie und sah sich nach jemandem um, der sie zu einem Stuhl oder einer Bank führen konnte. Auf gar keinen Fall wollte sie sich mitten auf die Straße setzen.
    Nur wenige Leute kamen an ihr vorbei, doch sie schenkten ihr keine Beachtung und gingen einfach weiter. In den zu ihren mittelalterlichen Kostümen passenden Körben lagen Brot, Gemüse und Wurstwaren. Aus einem Korb ragte sogar der schlaffe Hals eines toten Fasans heraus.
    Gemüse? Und ein Fasan?, dachte Anne überrascht. Sie hatte auf dem Markt weder einen Gemüse- noch einen Geflügelhändler gesehen. Und dieser Vogelkopf sah zu echt, zu tot aus, um eine Gummiattrappe zu sein. Wie durch Watte drangen Stimmen an ihr Ohr. Sie hörte das Wiehern eines Pferdes, das Poltern von Rädern auf dem Pflaster, das irgendwie anders aussah als zuvor. Die Steine wirkten größer. Und sie waren feucht, als hätte es eben erst geregnet. Dabei wurde auch Italien seit einigen Wochen von Hitze und Trockenheit heimgesucht.
    Vielleicht hat jemand das Pflaster nass gespritzt, um es zu reinigen, dachte sie.
    Und dann erklang eine Glocke – laut und dröhnend schlug sie. Einmal, zweimal, dreimal …
    »Anne!«
    Fünfmal, sechsmal …
    »Anne!«
    Achtmal, neunmal …
    »Anne, verdammt, wo hast du gesteckt? Bist du verrückt geworden?«
    Zehnmal, elfmal …
    Jemand packte sie am Arm. Anne kam sich vor, als würde sie aus einem Traum erwachen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf, blinzelte und sah – Thorsten.
    Thorsten schaute wütend aus. Sein Gesicht war dunkelrot, steile Zornesfalten standen zwischen seinen Augenbrauen, und eine Strähne seines fettigen Haars hing ihm mitten über die Stirn bis auf die Nase hinab.
    »Sag mal, hast du gekifft, oder was?«, schrie er. »Du kannst doch nicht einfach meinen Film wegwerfen!«
    Er war außer sich.
    »Hab ich doch gar nicht«, erwiderte Anne und war selbst überrascht, wie schleppend ihre Stimme klang. So als würde sie aus einem Rausch erwachen und nur langsam und widerwillig in die Wirklichkeit zurückkehren.
    »Was? Natürlich hast du das. Ich habe es doch mit eigenen Augen …«
    »Gar nichts hast du gesehen.« Mit einem Schlag war Annes Kopf wieder klar, als wäre nie etwas gewesen. Sie griff in ihre Handtasche, nahm die Filmrolle heraus und hielt sie ihm vor die Nase. »Hier ist dein Film. Ich habe nur so getan, als ob ich ihn wegwerfe.«
    Fassungslos schüttelte Thorsten den Kopf. »Und warum?« »Weil ich mich nicht gerne auslachen lasse. Und von Kollegen schon gar nicht. Und jetzt lass uns gehen. Es ist bereits elf Uhr. In einer Viertelstunde erwartet uns der Bürgermeister im Rathaus.«
    Das große Fest
    Nach einem interessanten Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt folgte ein üppiges Essen im Rathaus. Die schweren langen Tische bogen sich förmlich unter der Last der Speisen. Alles, was die Toskana an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hatte, wurde aufgefahren. Es gab Wildgeflügel in allen Variationen, Wildschweinschinken, verschiedene Würste, Käse, Oliven, Wein,

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