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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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egal. Die größeren Spieler würden seine Kommandos und
sein Imponiergehabe höchstens belächeln. Aber dieser pubertäre Haufen, den er
da dirigierte, musste ihm gehorchen, sonst konnten sie was erleben.
    Schon fiel der erste Läufer hinter die anderen zurück.
»Schneller, sonst mache ich dir Beine«, ätzte Moser. »Du rauchst wohl schon
heimlich, was?«
    »Ich kann nicht mehr«, kam die Antwort mehr gekeucht als
gesprochen. »Bitte lassen Sie mich aufhören, Trainer.«
    Das war Musik in Mosers Ohren. Bitten mussten sie, betteln
und flehen. Ihre Knochen sollten sie spüren. Wenn sie abends ins Bett fielen
und sich nicht mehr rühren konnten, war das wenigstens gesund. Sie waren zu
jung für Zigaretten, Alkohol und Mädchen. Ihre Eltern würden ihm dankbar sein.
»Noch eine Runde«, rief Moser übers Feld. »Aber anständiges Tempo, verstanden.
Dann könnt ihr von mir aus in die Kabine und euch duschen.«
    Ein letztes Mal kam Bewegung in den müden Haufen, ein letztes
Mal gaben die Beine, was sie hatten. Jeder Einzelne wusste, dass mit Moser
nicht gut Kirschen essen war. Er konnte einen bei den Eltern oder in der Schule
verpfeifen, wenn er auf was draufkam. Er konnte einen vor versammelter
Mannschaft fertigmachen. Er konnte sich, was am allerschlimmsten war, vor einem
aufbauen, sodass man nicht wusste, ob er zuschlagen würde oder nicht. Man roch
dann seinen Schweiß, seinen fauligen Atem und sein billiges Rasierwasser. Und
man musste seine körperliche Nähe ertragen, oft minutenlang, und es ekelte einen.
Es war für diese jungen, unreifen Knaben, die manchmal gar nicht wussten, was
sie mit sich anfangen sollten, also besser, zu tun, was er sagte.
    »So, und jetzt alle unter die Dusche, nicht so wie gestern,
wo ihr unserem Verein geholfen habt, Wasser zu sparen«, kommandierte Moser.
»Aber gestern habt ihr ja auch bewiesen, dass man beim Spazierengehen nicht ins
Schwitzen kommt. Nach dem Duschen Mannschaftsbesprechung, verstanden?«
    »Das geht sich nicht mehr aus, Herr Trainer«, keuchte der bei
der Laufübung zuletzt angekommene Spieler. »Ich muss zu meiner Tante. Ich
versäume sonst den Bus.« Er wartete erschöpft auf eine neue Zurechtweisung
durch Moser, aber der schwieg überraschenderweise und fuchtelte nur
gebieterisch mit den Händen herum.
    Schnell verschwanden sie, einer nach dem anderen, im
Duschraum und kühlten mit dem Wasser nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre
Gemüter ab. Dabei ließen sie ihrem Ärger über das durchgedrehte Verhalten ihres
Trainers freien Lauf: »Dieser alte Fettsack!«
    »Hast du gesehen, wie er dem Alex eine verpassen wollte?
    »Bei dem macht das Spielen keine Freude mehr.«
    »Wenn das so weitergeht, kann er beim nächsten Spiel auf mich
pfeifen.«
    »Aber wir kommen doch jetzt wahrscheinlich mit den anderen
von den Kickers in eine Mannschaft. Da sollten wir uns schon anstrengen.«
    »Streng dich doch an, wenn du unbedingt willst.«
    »He, vielleicht bekommen wir dann einen anderen Trainer. Wäre
doch cool, oder?«
    »Das glaubst du doch selber nicht.«
    »Der Moser will uns nur fertigmachen, so viel
steht fest. Eine Sauerei ist das.« Plötzlich, mitten während des
Volksgemurmels, stand er unter ihnen. »Alle mal herhören«, brüllte er, während
einige hastig aus dem Brausestrahl stiegen und ein Handtuch vor ihre Schamteile
hielten. »Alle herkommen und einen Kreis bilden. Da es manche von euch schon
sehr eilig haben und wegmüssen, machen wir die Mannschaftsbesprechung eben
gleich jetzt hier.«
    »He«, maulte Alex, der Moser schon vorhin in Rage
gebracht hatte, weil er das Training abbrechen wollte. »Können wir nicht einmal
fünf Minuten unsere Ruhe haben? Wir haben schließlich auch unser Privat- und
Intimleben.«
    Einige glucksten, kicherten. Moser ließ sich aber
zu keinem Wutausbruch mehr hinreißen. Stattdessen suchte sein Blick die
Wehrlosen, die sich ihres Körpers schämten und nicht wussten, was sie mit ihren
Händen machen sollten. »Keine Angst, niemand will euch etwas wegnehmen«, lachte
er derb. »Also steht nicht so verkrampft da und sagt mir lieber, welche Taktik
für das gestrige Spiel ausgegeben war. Welche Taktik war das, Pölzl?«
    »Den Ball im Mittelfeld halten … mit Rückversicherung spielen
… früh attackieren …«, murmelte der Angesprochene kleinlaut. Man sah, dass ihn
fröstelte.
    »Tu nicht so, als ob du frieren würdest. Draußen ist es warm,
herinnen ist es warm, und das Wasser

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