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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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ist auch warm. Also: früh attackieren,
Ball halten. Richtig. Aber Ball halten heißt nicht, den Ball hin- und
herschieben und stehen bleiben. Oder dribbeln, bis alle gedeckt sind. Wer von
euch ist in den freien Raum gesprintet? Wer hat es einmal mit einem satten
Schuss probiert? Niemand.« Moser schnappte kurz nach Luft. Es gefiel ihm, wie
ehrfürchtig sie vor ihm standen mit ihren nassen Körpern. Seine Augen suchten
jetzt Stary, den kleinen Reinhard Stary. Als sie ihn gefunden hatten, fuhr der
Trainer fort: »Dennoch hätten wir gewinnen können. Ein Elfmeter, ein Geschenk
des Schiedsrichters, wie wir alle zugeben müssen, und wir haben 1:0 geführt,
bis zur letzten Minute. Warum haben wir das Spiel trotzdem nicht gewonnen,
Stary?«
    »Ich war nicht allein schuld«, platzte es aus Reinhard
heraus. »Der Charly hat den Ball unnötig verloren. Irgendwie ist er dann zu mir
gekommen, aber da waren auch schon die beiden gegnerischen Spieler da.«
    Moser machte ein paar Schritte auf Reinhard zu. Es sah so
aus, als habe er vor, ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. »Und da hast du nichts
Besseres zu tun, als einen Querpass in den Strafraum zu machen, mitten vor
unser Tor? Direkt aufgelegt hast du dem Stürmer den Ball. Er brauchte nur mehr
›Danke‹ zu sagen.«
    »Was hätte ich machen sollen?«, kam der hilflose Versuch
einer Rechtfertigung.
    »Vielleicht ins Out schießen? Oder nach vor? Der
Schiedsrichter hat bereits auf die Uhr geschaut, er hätte sofort abgepfiffen.
Aber das, was du produziert hast, war so ziemlich das Idiotischste, was mir in
meiner Trainerlaufbahn untergekommen ist. Als wenn es Absicht gewesen wäre.
Hast du es etwa absichtlich getan? Los, sag schon! War es Absicht?«
    Nun nahm Moser seine gefürchtete Stellung ein. Jeden
Augenblick konnte der Schlag kommen. In seiner Angst ließ Reinhard das Handtuch
fallen und hielt sich die Hände zum Schutz vors Gesicht. Wieder glucksten,
kicherten einige. Moser genoss seinen Triumph.
    Da stand plötzlich ein gepflegter, dunkelblonder Mann hinter
Reinhard und legte die Hand auf seine Schulter. »Lass es gut sein, Robert«,
sagte Wolfgang Ehrentraut.

     
    *

     
    Sie standen jetzt beide draußen vor dem
Kabinentrakt und rauchten.
    »Es gefällt mir nicht, wie du mit den Jungs umspringst«,
äußerte sich Ehrentraut.
    »Das lass nur einmal meine Sorge sein«, gab Moser zurück.
    »Ich frage mich schön langsam wirklich, weshalb
ich dich zum Nachwuchsleiter des neuen Vereins küren soll.«
    »Weil wir Freunde sind, Kameraden? Weil wir jahrelang in
derselben Mannschaft gespielt haben?«
    In der Tat hatten Moser und Ehrentraut zusammen
mit Helmut Sturm, dem jetzigen Trainer der Kampfmannschaft, als Spieler
jahrelang das Rückgrat der Floridsdorfer Eintracht gebildet. Die ›Drei
Musketiere‹ waren sie gewesen, hatten einander auf dem Platz blind verstanden:
Moser als bulliger ›Abräumer‹, Ehrentraut als eleganter Drahtzieher im
Mittelfeld, Sturm als konsequenter Vollstrecker. Auch privat waren sie dicke
Freunde gewesen. Sie hatten manche Nacht gemeinsam durchgefeiert, dieselben
Mädchen vernascht und einander geholfen, wenn einer von ihnen in
Schwierigkeiten war. Später hatten sich ihre Wege getrennt und wieder gekreuzt,
bis sie schließlich, einer nach dem anderen, wieder bei der Eintracht gelandet
waren und ihre jetzigen Positionen eingenommen hatten. Moser und Ehrentraut
wollten dem Verein nach der Fusion erhalten bleiben, nur Sturm zog es weg in
die 2. Bundesliga.
    Waren sie immer noch Freunde? Ehrentraut wusste es nicht. Die
Jahre hatten einiges an ihnen verändert, die Gemeinsamkeiten waren verloren
gegangen. Aber einander beizustehen wie weiland Athos, Porthos und Aramis, den
anderen nicht im Stich zu lassen, dieser edle Gedanke spukte nach wie vor in
ihren Hinterköpfen herum.
    »Deine Jungs sind momentan schlecht drauf«, sagte Ehrentraut,
während er kurz seine Fingernägel betrachtete, ob sie auch sauber waren. »Keine
Lust am Spiel, keine Freude. Das ist nicht nur mir aufgefallen. Deine
U-14-Mannschaft hat einen eklatanten Leistungsabfall und steht von allen
unseren Nachwuchsteams am schlechtesten da. Soll ich noch mehr sagen?«
    »Die Kerle spuren einfach nicht, sie sind in einem
ungünstigen Alter.«
    »Komm, hör auf. Das, was ich gerade gesehen habe, hat mir
gereicht. Ich würde mich nicht wundern, wenn bald die ersten Beschwerden von
den Eltern kommen.«
    »Und du?«, lachte Moser

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