Verschwörungsmelange
dann.
»Um Gottes willen, da hast du dir aber etwas angetan«,
lächelte Korber verlegen. »Das bringe ich ja unmöglich alles hinunter. Aber es
ist genau das Richtige für die warme Jahreszeit.«
Er begann, die Folie ein wenig umständlich zu entfernen und
mit einer Gabel auf dem Teller herumzustochern. Manuela Stary brachte Brot und
sonst noch einiges, dann verschwand sie kurz aus der Küche. Sie kam mit zwei
Blusen und einer eleganten schwarzen Hose zurück. »Welche von den beiden soll
ich denn heute Abend anziehen?«, fragte sie. »Welche gefällt dir besser?«
Korber wurde die Situation peinlich. Er hatte so gut wie
keine Ahnung, welche Bluse besser zu der Hose passen würde. »Ich weiß auch
nicht«, meinte er.
»Also, das kann für einen Mann wie dich doch nicht
so schwer sein«, sagte Manuela. »Vielleicht siehst du den Unterschied besser,
wenn ich sie mir kurz überstreife.«
Damit entledigte sie sich rasch ihres T-Shirts und zeigte
Korber ihren etwas üppigen, aber wohlgeformten, jetzt nur mehr spärlich
bekleideten Oberkörper, der ihn schon im Kaffeehaus verzückt hatte. Korber
spürte, wie ihm zwischen seinen Bissen immer wärmer wurde. Er wusste nicht so
recht, wo er hinschauen sollte.
Manuela schien von seiner Anwesenheit unbeeindruckt und
schlüpfte – schwupp – aus ihrem Jeansrock, sodass sie jetzt im Negligé vor
Korber stand. »Es stört dich doch nicht, dass ich mich gleich hier umziehe«,
lächelte sie. »Aber es wäre unpraktisch, wenn ich dazu immer hinausgehen
müsste. Außerdem geniere ich mich nicht vor dir. Ein Lehrer, weißt du, ein
Lehrer ist so etwas wie ein Priester oder ein Arzt, eine Vertrauensperson, vor
der man keine Geheimnisse hat.« Jetzt zog sie die schwarze Hose und dazu eine
weiße Bluse an. »Na?«, zwinkerte sie Korber zu. »Was sagst du?«
Der hatte Mühe, passende Worte zu finden. »Schön, sehr
schön«, murmelte er undeutlich, während er an seinem Speck kaute.
Noch einmal durfte er die faszinierende Oberweite
von Manuela Stary betrachten, die nur mit Mühe durch ihren BH gezähmt wurde,
dann präsentierte sie sich ihm in einer roten Bluse. »Und wie gefällt dir
die?«, fragte sie.
»Auch sehr schön.« Korber flehte innerlich, dass diese
Modeschau bald ein Ende haben würde.
»Ja, aber welche steht mir jetzt besser? Die weiße Bluse oder
die rote? Ich habe da leider keine Erfahrung, ich komme ja so selten unter die
Leute. Mein Gott, wann war mein Mann das letzte Mal mit mir essen? Das ist
wirklich schon eine Ewigkeit her. Und heute geht es doch irgendwie um seine
Zukunft. Ich bin richtig aufgeregt. Sag schon, welche soll ich anziehen?«
Die Sache musste jetzt schnell gehen, deshalb legte sich
Korber fest: »Die weiße!«
»Und warum gerade die weiße?«, wollte Manuela wissen.
»Sie steht dir gut, sie ist elegant und neutral …« Korber
rang nach Worten.
»Aber die Amerikaner mögen’s doch lieber bunt. Meinst du
nicht, dass es für Klaus besser ist, wenn ich die rote nehme?«
»Dann zieh eben die rote an.«
»Ich möchte nicht, dass du das einfach sagst, um mir Recht zu
geben. Bitte drücke dich nicht vor der Entscheidung. Also, welche jetzt?«
Korber schluckte nervös den letzten Bissen Käse hinunter.
»Die rote«, sagte er.
»Und warum?«
»Weil sie … weil sie eben bunt ist und Herrn Brown
wahrscheinlich besser gefällt.«
Manuela Stary spazierte kurz ins Vorzimmer und
betrachtete sich dort im Spiegel. »Nein, ich nehme lieber doch die weiße«,
meinte sie dann. Ohne weiteren Kommentar reckte sie Korber wiederum zuerst
ihren BH entgegen, dann streifte sie ihr T-Shirt über und stieg aus der Hose
zurück in ihren Rock. »Danke, dass du mir geholfen hast, allein hätte ich mich
wahrscheinlich nie entscheiden können«, lächelte sie ihm zu, während sie den
Tisch abräumte. »Und hast du dir auch … ein Gedicht für mich zurechtgemacht?
Ich glaube, ich brauche ein wenig innere Entspannung vor dem anstrengenden
Abend.«
Das Gedicht, natürlich! Schon hatte sich Manuela Stary neben
Korber auf die Bank gesetzt und blickte ihn mit erwartungsvollen Augen an.
Diesmal wich er ihrem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn. Gleichzeitig
setzte sich, Baustein für Baustein, in seinem Gehirn alles zusammen, was er in
der Nacht mit letzter Anstrengung auswendig gelernt hatte. »Es ist ein Gedicht
von Nikolaus Lenau«, begann er.
»Wer war denn das?«, fragte Manuela Stary gespannt.
»Ein
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