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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Gäste verteilten sich locker im Lokal. Natürlich
hörte man immer wieder den Namen Ehrentraut und die ersten Mutmaßungen über
sein Hinscheiden:
    »Das war vorherzusehen, dass es so weit kommen würde.«
    »Er hat sich seinen gewaltsamen Tod selber zuzuschreiben.«
    »Das war sicher einer von diesen Betrunkenen, die gestern die
Kantine gestürmt haben.«
    »Meint ihr nicht, dass es sich da um eine Intrige höheren
Ranges handelt? Ehrentraut war doch fast allen Funktionären ein Dorn im Auge.«
    »Wart’s ab. Der hatte Schulden und auch privat viele Feinde.
Warum soll es unbedingt einer vom Verein gewesen sein?«
    Derart flogen die Kommentare hin und her, aber nichts
Konkretes, nichts Genaues, nur schwammige Verdächtigungen in alle Richtungen.
Leopold holte für sich und Korber bei der Schank ein Bier, dann setzten sich
beide nach hinten an den freien Tisch neben Paul Wittmann, Lukas Hamm und einen
weiteren Gast, einen gewissen Philipp Ziegler.
    »Schau mal nach vorne«, raunte Leopold Korber zu. »Bertl
Posch, der Kantinenwirt. Sonst spielt er immer mit einem Messer, aber heute
hält er sich zurück. Es fehlt nämlich eins. Ist gestern verschwunden. Ist
wahrscheinlich in Ehrentrauts Rücken gelandet.«
    Korber musterte Bertl kurz beim Gläserabwaschen. »Du glaubst
doch nicht, dass er etwas mit dem Mord zu tun hat?«, meinte er zu Leopold.
    »Warum nicht? Erstens hatte er die besten Möglichkeiten, das
Messer verschwinden zu lassen. Zweitens hat ihn Ehrentraut in dem Glauben
belassen, er bekäme eine Option für die Kantine auf dem neuen Sportplatz. Aber
Fehlanzeige, alles schon vergeben. Dabei bräuchte Bertl das Geld, seine Mutter
liegt im Pflegeheim. Also hatte er, glaube ich, eine gehörige Wut auf unser
Opfer. Drittens hat er für die Tatzeit kein Alibi. Und viertens glaubt sogar
seine eigene Frau, dass er’s getan hat.
    »Also ein Verdächtiger?«, fragte Korber und trank, wie es hier
üblich war, aus der Flasche.
    Ohne darauf einzugehen, sagte Leopold: »Schau bitte noch
einmal hin. Wer ist die Gestalt, die einsam an der Schank steht und dort ihr
Bier und ihren Weinbrand trinkt? Derselbe Mann, der schon gestern Abend zu uns
ins Kaffeehaus hereingeschneit und dann zusammen mit den anderen auf den Platz
gestolpert ist. Du kennst ihn doch von früher?«
    Korber, der zuerst nur flüchtig hingeschaut hatte,
betrachtete ihn jetzt genauer. »Das … das ist doch Harry Leitner«, stieß er
überrascht hervor.
    »Genau. Ehemaliger Flügelflitzer unserer Eintracht, dann
leider nach einem bösen Foul gezwungen, seine Karriere zu beenden. Hat sich
ordentlich verändert, was?«
    »Tatsächlich. Wirklich nicht auf Anhieb zu erkennen.«
    »Er war ja auch einige Jahre weg, in Linz, glaube ich.
Immerhin interessant, dass er jetzt wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist
und ständig um den Fußballplatz herumschlawinert.«
    »Also auch ein Hauptverdächtiger?«
    Wieder tat Leopold so, als habe er seinen Freund nicht
gehört: »Pass auf, was ich dir jetzt sage, und behalte es für dich: Ehrentraut
hatte einen Zettel mit seiner Telefonnummer im Koffer. Es scheint, als hätten
die beiden in den letzten Tagen Kontakt miteinander gehabt. Die Frage ist
natürlich, warum.«
    Korber schien das alles nicht so ganz zu überzeugen: »Die
kennen sich doch alle von früher. Leitner war mit Ehrentraut, Sturm und Moser
verbandelt. Die drei Musketiere hat man sie genannt, und Leitner war der
D‹Artagnan. Also, ich finde da nichts Besonderes dran. Das Einzige, was mir an
Leitner auffällt, ist, dass er ziemlich versoffen ausschaut.«
    Leopold wandte sich, nach wie vor in gedämpftem Plauderton,
zu den Leuten am Nebentisch. »He, Fips«, redete er den neben Wittmann und Hamm
sitzenden Philipp Ziegler an, einen besonders vom Übergewicht geplagten Mann
mit starken Schweißflecken unter den Achseln, der gerade einen mächtigen Zug
aus der Bierflasche nahm. »Weißt du vielleicht, was unseren lieben Harry zurück
nach Wien getrieben hat?«
    ›Fips‹ Ziegler drehte sich zu Leopold und antwortete:
»Er hatte großes Glück, wenn man das als Glück bezeichnen kann: Seine Mutter
hat das Zeitliche gesegnet. Er bekommt jetzt als einziges Kind das bisschen
Geld, das übrig ist, und was noch wichtiger ist, ihre Wohnung. In Linz ist er
ja knapp vor der Delogierung gestanden.«
    Harry Leitner war nach der verletzungsbedingten Beendigung
seiner sportlichen Karriere verbittert nach Linz gezogen, wo er

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