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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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jungen Fan verwickelt. Das Lächeln war inzwischen aus seinem Gesicht
gewichen. Mit einem kurzen »So«, begleitet von einem kräftigen Nicken mit dem
Kopf, verschaffte er sich Luft und ging zur Theke, um die leere
Mineralwasserflasche und das Glas zurückzubringen.
    Vorne klopfte er dem vor sich hindämmernden Harry Leitner auf
die Schulter. »Trinkst du noch was, mein Freund?«, fragte er.
    Leitner schob mechanisch sein Glas vor.
    »Gib ihm ein Bier und einen Schnaps dazu. Geht auf mich«,
rief Sturm kurz Bertl Posch zu. Dann eilte er hinaus zum Training.
    Mit jenem Grinsen, das bei ihm so schwer zu deuten war,
stellte der Posch Bertl Harry Leitner stumm eine Flasche Bier hin und schenkte
ihm einen Schnaps ein.

     
    *

     
    Leopold und Korber waren nun wieder draußen und
schlenderten gemächlich vom Platz der Eintracht Floridsdorf weg.
    »Ich weiß nicht, die ganze Sache ist reichlich verwirrend«,
murmelte Korber grübelnd.
    »Wieso denn? Wir haben doch jede Menge nützlicher Informationen
erhalten«, rief Leopold überrascht.
    »Das ist es ja. Es gelingt mir nicht, eine Ordnung
in die Dinge zu bringen. Wie du dann plötzlich sagen kannst, der oder die ist
der Täter, hat mich immer schon verblüfft.«
    »Da schaust du, was, Herr Lehrer? Aber im Grunde wirst du
zugeben müssen, dass die Sache ziemlich einfach ist.«
    »Ach so?« Korber klang nicht sehr überzeugt.
    »Ist alles kein Mirakel. Man muss sich eben auf das
Wesentliche konzentrieren. Das verlangst du von deinen Schülern doch auch,
oder?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Korber skeptisch.
    »Thomas, bitte, zeige einen Funken mehr Engagement. Wir waren
soeben mit jeder Menge Personen beisammen, die für den Mord infrage kommen. Ich
nehme an, das ist dir auch aufgefallen. Jetzt brauchst du dir nur im Geist eine
Liste zu machen, wer das alles war.«
    Korber dachte kurz nach. »Da waren einmal Hamm, Ziegler und
Wittmann«, begann er aufzuzählen.
    »Gut. Das sind zwar die Leute, von denen wir am meisten
erfahren haben, aber wer weiß. Vielleicht ist einer von ihnen in die Sache
verwickelt. Weiter.«
    »Dann waren da außerdem der Posch Bertl, Leitner und Sturm,
Moser und Stary.«
    »Sehr schön. Das war einmal der erste Schritt. Der zweite
Schritt lautet: Wer hatte die Möglichkeit?«
    »Alle«, sagte Korber, ein wenig irritiert durch die
Einfachheit der Antwort.
    »Richtig«, dozierte Leopold weiter. »Daher nun zum dritten
und wichtigsten Schritt: Wer hatte welches Motiv für den Mord?«
    »Den Anhängern, so wie Hamm oder Wittmann, war Ehrentraut
wegen der Fusion ein Dorn im Auge. Der Posch Bertl hatte Streit mit ihm wegen
der Kantine.«
    »Genau. Bei Leitner und Sturm wird es schon schwieriger.
Immerhin hatte Ehrentraut Harrys Nummer auf einem Zettel stehen. Leicht
möglich, dass er sich mit ihm getroffen hat und sie eine Auseinandersetzung wegen
einer Sache hatten, von der wir nichts wissen. Und Sturm? Vielleicht ist er
tatsächlich ein Fusionsgegner, der sich deswegen mit Ehrentraut überworfen hat,
oder es ging um irgendwelche anderen Machenschaften.«
    »Stary könnte sich aus irgendeinem Grund Hoffnungen auf
Ehrentrauts Posten gemacht haben, und Moser dürfte nicht seine erste Wahl für
den Nachwuchsleiter gewesen sein«, vervollständigte Korber stolz. »Aber das
sind ja längst nicht alle Verdächtigen. Denk nur an Joe Brown. Der ist
unberechenbar und war in der Mordnacht auch da. Oder an Alfred Sonnleitner, der
Ehrentraut nicht riechen konnte. Und überhaupt: Jeder könnte durch den Zaun
gekrochen sein.«
    »Sehr gut«, lobte Leopold. »Das heißt?«
    »Das heißt, dass es auch seine Ehefrau Bettina gewesen sein kann«,
meinte Korber erschrocken.
    »Zum Beispiel«, bestätigte Leopold.
    Korber schüttelte den Kopf. »Siehst du, es wird schon wieder
verwirrend, alle Spuren und Indizien laufen durcheinander. Und in dem
Augenblick, wo ich mich am wenigsten auskenne, ziehst du dann wahrscheinlich
wie aus dem Nichts den Mörder aus dem Hut. Ganz hast du mir immer noch nicht
verraten, wie du das machst.«
    »Natürlich erfolgt dann ein weiterer Schritt, lieber Thomas«,
setzte Leopold seine Belehrung amüsiert fort. »Es gilt, zwischen den
wesentlichen und unwesentlichen Fakten zu unterscheiden. Das ist der Vorgang,
den Leute wie du immer Glück, Zufall oder Intuition nennen. Aber der geübte
Kriminalist sondiert aus und hakt dort nach, wo sich ihm nach und nach die
ganze Bandbreite des Geschehens

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