Verschwörungsmelange
einfachste Art war, sich ihres
Gatten zu entledigen, vielleicht war Ehrentraut über Ihr Verhältnis doch im
Bilde und hatte Sie schon in der Kantine darauf angesprochen. Egal! Als er
Ihnen den Rücken zudrehte, stachen Sie zu.«
»Eine nette Geschichte, alle Achtung.« Gerry Scheit schien
sich weiterhin zu amüsieren. »Aber wer soll sie glauben?«
»Die Polizei glaubt sie bereits«, wurde Leopold jetzt
ungeduldig. »Gerade vorhin sind meine Chefin und ich einvernommen worden. Man
hat uns Ihr Foto gezeigt und gefragt, was Sie am Dienstag so alles getrieben
haben. Auf dem Fußballplatz hat man Sie offensichtlich auch erkannt. Die suchen
schon alle Beweise gegen Sie zusammen, da wette ich mit Ihnen. So leicht kommen
Sie aus der Sache nicht heraus.«
Erstmals fiel so etwas wie ein Schatten auf Scheits Gesicht.
»Wirklich?«, fragte er. »Das wäre ja in der Tat fatal. Aber ganz so einfach ist
die Geschichte auch wieder nicht.«
»Besonders schwierig auch nicht«, konterte Leopold kühl.
»Noch dazu, wo Bettina gestern Gott und die Welt angelogen hat. Nichts hat sie
von einem Freund erzählt, dann tauchen auf einmal Sie auf. Und jetzt stellt
sich sogar heraus, dass Sie zur Mordzeit in unmittelbarer Nähe von ihrem Mann waren.«
»Betty ist im Moment durch Ehrentrauts überraschenden Tod
völlig durcheinander«, versuchte Scheit eine Entschuldigung.
Bettina und durcheinander! Alles konnte Leopold glauben, nur
das nicht. »Das wird der Polizei ziemlich egal sein«, stellte er fest. »Wenn
Sie Ihre Unschuld beweisen wollen, müssen Sie etwas unternehmen.«
Scheit überlegte kurz, dann fragte er, wieder mit dem Anflug
von einem Lächeln: »Und was?«
»Seien Sie doch nicht so begriffsstützig«, ärgerte Leopold
sich. »Tun Sie nicht so, als ob Sie sich nicht auskennen würden. Im Augenblick
spricht sehr vieles gegen Sie. Also würde ich an Ihrer Stelle alles
daransetzen, den wirklichen Mörder zu finden – vorausgesetzt, Sie haben mit der
Sache nichts zu tun.«
»Das leuchtet ein.«
»Sie waren in letzter Zeit oft mit Ehrentraut zusammen.
Denken Sie nach, ob Ihnen da etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist. Schauen Sie
sich mit Bettina in der Wohnung um, ob Sie dort etwas finden, das uns auf eine
Spur bringt.« Leopold versuchte, den Privatdetektiv zu instruieren. Scheit
nickte aber nur wie ein ungezogener, ungeduldiger Junge, der sich eine lästige
Predigt von seinen Eltern anhören muss. Dann zahlte er und ging, ohne einen
Cent Trinkgeld gegeben zu haben.
»Eigentlich gehört er eingesperrt«, brummte Leopold ihm kopfschüttelnd
hinterher. Er schaute auf die Kaffeehausuhr, die bedächtig ihre Tagesrunde
drehte. 15 Uhr vorbei und Thomas Korber hatte sich gar nicht anschauen lassen.
Das bedeutete nichts Gutes.
9
Die Englisch-Nachhilfestunde war wie im Fluge
vergangen. Reinhard Stary hatte in den letzten Tagen erstaunlich schnell wieder
in die Materie hineingefunden und stellte sich bereits recht geschickt dabei
an, früher erworbene Kenntnisse abzurufen. Thomas Korber war mehr als
zufrieden. »Morgen brauchen wir keine Stunde anzusetzen. Es genügt, wenn wir
nächste Woche alles wiederholen«, resümierte er gegenüber Manuela, nachdem sich
Reinhard in Richtung Fußballplatz verabschiedet hatte.
»Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?«, fragte
sie.
»Sicher«, antwortete Korber. »Man darf das Gehirn nicht
ständig voll pumpen. Eine kleine Pause wird Reinhard gut tun. Da kann er dann
auch das Wochenende in vollen Zügen genießen.«
»Wenn du es für richtig hältst«, meinte Manuela
achselzuckend. »Als Lehrer musst du es ja wissen. Das heißt also, dass wir uns
in den nächsten Tagen gar nicht sehen.«
»Ja.«
Eine Zeitlang blieb es still in der Küche, nur eine Uhr
tickte von irgendeiner Wand. Manuela begann, die Spülmaschine auszuräumen. Es
sah nicht so aus, als ob sie Korber heute etwas zu essen kredenzen würde. Hatte
sie es vergessen, oder war es diesmal einfach nicht vorgesehen?
»Na, wie war denn dein gestriger Abend?«, fragte Korber, um
diese Stille zu unterbrechen.
»Ach, es war halbwegs aufregend und interessant«, erzählte
Manuela. »Brown meint, dass Klaus den Job als Manager wirklich bekommt. Seine
Bestellung durch den Vorstand sei nur eine Formsache.«
»Das freut mich für dich.« Noch während diese Worte
automatisch über seine Lippen kamen, musste Korber unwillkürlich an Klaus Starys
gestrigen Auftritt
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