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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Korber. »Ich habe Durst.«
    »Du wirst schon etwas zu trinken bekommen, keine Sorge. Deine
Innenstadteskapaden kannst du dir allerdings für heute abschminken«, mahnte
Leopold. »Wir sperren jetzt zu, und dann schauen wir ganz in der Nähe auf einen
Sprung vorbei.«
    Korber gefiel das gar nicht. »Darf man wissen, in welchen
Gourmettempel du mich zu entführen gedenkst?«, fragte er ein wenig spitz.
    »Ins ›Katerfrühstück‹.«
    »Was, in dieses Tschocherl [20] ? Was
erwartest du dir von einer Expedition ins szenemäßige Nichts?«
    »Sehr viel. Harry Leitner müsste jetzt dort sein. Hab ich
gestern herausgefunden, da war er leider schon weg. Wenn er an einem Tag früher
geht, heißt das nämlich normalerweise, dass er am nächsten länger anhält.«
    »Was liegt dir auf einmal an Harry Leitner?« Korber verstand
jetzt überhaupt nichts mehr.
    Leopold hatte seinerseits wenig Lust zu einer ausführlicheren
Erklärung. »Das wirst du schon sehen«, war alles, was Korber von ihm hörte.

     

10
    Leopold schwieg auch, während sie auf das
›Katerfrühstück‹ zusteuerten, er auf seinem Rad, Thomas Korber daneben her mit
schwankenden Schritten. Dafür kam sein Freund, den die Nachtluft offenbar
wieder aufmunterte, in Redelaune.
    »Wenn ich in meiner jetzigen Situation von einem Lokal etwas
erwarten darf, so sind das drei Dinge: eine respektable Auswahl an Getränken,
angenehme Musik und verständnisvolle Vertreterinnen des weiblichen
Geschlechts«, brabbelte Korber vor sich hin. »All das ist dort, wo wir
hingehen, so gut wie nicht vorhanden. Du nimmst in letzter Zeit überhaupt keine
Rücksicht mehr auf mich. Immer musst du bestimmen, wo es hingeht. Nur, weil du
jetzt zur Abwechslung hinter diesem Harry herschnüffeln willst. Du könntest
dich ruhig ein wenig mehr in meine Lage versetzen. Ich bin emotional am Boden,
um einen der zärtlichsten Augenblicke in meinem Leben gebracht, gedemütigt von
einem Rohling, getrennt von demjenigen Menschen, der einen Neuanfang in meinem
Dasein bedeuten hätte können. Interruptus auf der ganzen Linie. Und du denkst
nur an dich.«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst das mit der Nachhilfe und den
Gedichten bleiben lassen«, unkte Leopold hinüber. »Aber du hast nicht auf mich
gehört. Jetzt muss ich mir den ganzen Weg lang deine Gefühlsduseleien anhören.
Schau lieber, dass du dich in deinen neuen, prachtvollen Sandalen nicht
derstesst [21] . Die
schauen ja aus, als hättest du sie geradewegs aus der Alten Donau gefischt.«
    Korber bemühte sich kurzfristig um einen geraderen Gang.
»Mach dich nur lustig über mich«, brummte er. »Vor den Augenblicken im Leben,
wo Gefühle aufkommen, hast du dich immer schon gedrückt. Du weißt gar nicht,
wie es ist, tief in die Augen eines zartfühlenden Menschen zu blicken.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, sind deine Blicke bei Frauen
meistens auf Brusthöhe hängen geblieben«, ätzte Leopold weiter. »Du schätzt
diese Frau und ihre Situation völlig falsch ein, Thomas. Immerhin hat sie sich
jahrelang ganz gut mit Klaus Stary arrangiert. Soll ich dir etwas sagen? Die
hat dir nur zwischendurch schön getan, weil sie halt auf ein Abenteuer aus war,
und du bist drauf reingefallen. In Eheangelegenheiten mischt man sich nicht
ein, das solltest du langsam wissen.«
    »Und was ist mit Reinhard?«
    »Der ist auch nicht so zart besaitet, wie er immer tut«,
winkte Leopold ab. »Das ist mir gestern aufgefallen. Der setzt sich seinem
Vater gegenüber schon durch, wenn er will. Dich braucht er dazu jedenfalls
nicht. So, wir sind da.«
    Sie waren an ihrem Ziel angelangt. Hell erleuchtet lag das
Katerfrühstück vor ihnen. Es handelte sich um eins jener Lokale, das, in einer
Seitenstraße gelegen, von außen allerhand Appetitlichkeit vortäuschte. In
Wirklichkeit befanden sich drinnen nur eine kleine, u-förmige Bar und fünf Tische,
alles vom Halbdunkel in ein gnädiges Licht gehüllt. Gerüchten nach hatte das
Katerfrühstück seinen Namen daher, weil es von 6 Uhr in der Früh bis spät in
die Nacht alle möglichen mit Eiern zubereiteten Speisen anbot, die als eine
solche Mahlzeit herhalten konnten. Die meisten Gäste kamen aber wegen des
Konsums hochprozentiger Alkoholika, der unweigerlich zum allmorgendlichen Kater
– der Voraussetzung für das Frühstück quasi – führte.
    Leopold lehnte sein Rad an die Wand. Dann gingen er und
Korber hinein.
    Rauchschwaden hingen unter
der Decke. Aus einer

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