Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
Vom Netzwerk:
schlussendlich meine Schuhe
stehen gelassen.« Er zeigte auf die billigen Sandalen, die mittlerweile seine
Füße zierten.
    »Und der Hut?«
    »Den habe ich sicherheitshalber auch gekauft. Falls mir
dieser Klaus Stary noch einmal über den Weg läuft.«
    »Und dann hast du dich herumgetrieben, anstatt nach Hause zu
fahren und dich ein bisschen zu pflegen. Ich sehe es dir an.«
    Korber nickte. Sein Kopf wirkte dabei schwer. »Die ganze
Geschichte ist mir wieder hochgekommen. Ich habe daran denken müssen, wie er
mich angespuckt hat. Das hat beinahe mehr weh getan als die Schläge. Ich habe
mir vorgestellt, was es für Manuela und Reinhard heißen muss, mit diesem Mann
zusammenzuleben.«
    Leopold seufzte. »Da bist du wieder sentimental geworden.«
    »Natürlich. Zuerst habe ich vorgehabt, mir meine Schuhe zu
holen. Das war natürlich unter den gegebenen Umständen nicht möglich. Dann habe
ich den ganzen Krimskrams da zusammengekauft. Schließlich habe ich Durst
bekommen und mich Richtung Eintracht-Platz bewegt. Aber ich hatte Angst, dass
Stary dort sein und es erneut eine Szene geben würde. Also bin ich dann doch
nicht in die Kantine gegangen.«
    »Aber irgendwo bist du gewesen. Man merkt’s«, stellte Leopold
trocken fest.
    »Drüben auf dem Tennisplatz«, plauderte Korber in seinem
lethargischen, vom übermäßigen Alkoholkonsum beeinflussten Ton. »Die haben dort
auch einen ganz ordentlichen Wein, sollte man gar nicht glauben, um 1,40 Euro
das Achterl. Preiswert, findest du nicht?«
    »Ich finde, du gehörst schnell wieder ausgenüchtert.«
    »Und ich finde, dass ich noch etwas trinken muss. Immerhin
habe ich mich extra beizeiten auf den Weg gemacht, weil ich zu dir wollte.
Diese alte Gewohnheit, verstehst du?«
    »Wir haben Sperrstunde, Thomas. Leider kann ich
dir mit nichts mehr dienen.« Leopold schüttelte energisch den Kopf.
    »Und wenn ich dir noch etwas Interessantes
erzähle?«, lächelte Korber geheimnisvoll. »Ich musste doch auf dem Rückweg
wieder beim Eintracht-Platz vorbei. Natürlich war schon alles finster. Aber
heraußen, neben dem einen großen Strauch auf dem Parkplatz in die Ecke
gedrückt, sind zwei Gestalten gestanden und haben miteinander geredet. Es waren
der Robert Moser und der Helmut Sturm.«
    »Hast du gehört, worüber sie sich unterhalten
haben?«, wurde Leopold neugierig.
    Korber legte schweigend ein Zweieurostück auf die Theke.
Leopold schenkte ihm in aller Eile ein schwach gefülltes Glas Wein ein.
    »Ich muss eines vorausschicken: Ich bin nicht stehen
geblieben, um dieses Gespräch zu belauschen«, erzählte Korber nach einem
Schluck weiter. »Das wäre aufgefallen. Sie haben mich ja schließlich bemerkt
und danach besonders geheimnisvoll getan. Ganz nüchtern war ich auch nicht
mehr. Trotzdem …«
    »Ja? Herrgott, lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase
ziehen«, wurde Leopold ungeduldig.
    »Ich glaube – aber das ist jetzt wirklich nur eine Vermutung
– in dem Gesprächsteil, den ich gehört habe, ging es um eine Frau. Jedenfalls
ist ein paar Mal ein Frauenname gefallen. Aber wie gesagt, ich kann nicht
garantieren …«
    »Wie lautete der Name?«, fragte Leopold unbarmherzig.
    »Das weiß ich eben nicht mehr«, musste Korber zugeben. »Du
bist jetzt sicher böse, aber er fällt mir wirklich nicht mehr ein. Mir geht im
Augenblick so viel im Kopf herum. Und als ich vorne in dem kleinen Espresso an
der Ecke zwei Gläser getrunken habe, war der Name plötzlich weg. Ich glaube, er
hatte mehrere Silben, so wie die weiblichen Vornamen bei den Quizspielen im
Fernsehen, wo man anrufen kann.«
    Leopold haderte mit seinem Schicksal. Warum hatte sich ihm
die Gelegenheit nicht selbst dargeboten? Warum musste er hier im Kaffeehaus
seinen Dienst versehen, während draußen in der Welt großzügig wichtige Hinweise
in einem Mordfall verteilt wurden? Warum war es ausgerechnet sein angeheiterter
und deprimierter Freund, der im entscheidenden Augenblick am Eintracht-Platz
vorbeigestolpert war? Jemand, der gar nicht daran gedacht hatte, sich das zu
merken, was er gerade hörte?
    »Da schaust du, was?«, kam es von Korber. Er war anscheinend
mit sich zufrieden.
    »Ja, da schaue ich«, entgegnete Leopold unwirsch, während er
kurz überlegte, Korber das halb gefüllte Glas wieder wegzunehmen. »Komm, beeil
dich und trink aus«, sagte er dann. »Wir müssen heute noch wohin.«
    »Aber in ein Lokal, wo halbwegs etwas los ist«, forderte

Weitere Kostenlose Bücher