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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Leopold, wild mit den Armen rudernd,
wieder auf dem Weg nach vorne. »Wer ist diese Angie?«
    Die Lebensgeister, die kurz in Harry Leitner erwacht waren,
erloschen wieder. Er glotzte Leopold stupide an. »Sie war eine Frau … eine
wunderbare Frau … früher einmal«, lallte er. »Was geht Sie das an, verdammt
noch einmal! Wer sind Sie überhaupt?«
    »Es reicht«, drohte der Barfritze. »Raus, sonst mache ich dir
Beine.«
    »Lassen Sie mich kurz mit ihm reden«, bat Leopold. »Es ist
wichtig.«
    »Sie verschwinden jetzt auch, und zwar dalli. Ich kann hier
im Lokal keine Schwierigkeiten gebrauchen«, war die grobe Antwort.
    »So warten Sie doch einen Augenblick«, insistierte
Leopold, aber es schien vergeblich. Der Thekenheini blieb unbeeindruckt, und
Harry Leitner stolperte mit einiger Anstrengung mehr schlecht als recht zur Tür
hinaus.
    »Sie dürfen ihn nicht reizen, wenn er voll ist, da kann er
ganz schön unangenehm werden«, hörte Leopold von hinter der Theke, und es klang
wie eine Entschuldigung.
    »Keine Ursache, ich wollte sowieso gehen«, sagte er mit einem
kurzen Seitenblick auf Thomas Korber, der sich nun tatsächlich auf eine
Knutscherei mit Beate eingelassen hatte. »Es ist wirklich höchste Zeit.«
    Natürlich wollte sich Korber noch immer nicht von seiner
neuen Bekanntschaft trennen lassen.
    »Ich habe eine ganze Rolling-Stones-Sammlung zu Hause«,
schnurrte Beate gerade. »Wenn du willst, können wir da nachher reinhören.«
    »Bitte, Thomas, komm jetzt«, bemerkte Leopold nur.
    »Mein Gott, du kannst einem tüchtig auf den Wecker gehen«,
machte sich Korber Luft. »Setzt dich zu uns und trink ein Gläschen. Du musst
das mit dieser ›Abmachung‹, wie du es nennst, nicht so ernst nehmen. Manchmal
komme ich mir vor wie ein Kind, das immer brav seiner Mutter nachlaufen muss,
weil es sonst zu Hause nicht bei der Tür hineinkommt.«
    »Du hast es erfasst«, grinste Leopold. Dabei winkte er
provokant mit einem kleinen Schlüsselbund. »Erkennst du sie wieder? Das da sind
deine Schlüssel, Thomas. Sie haben vorhin, als du bei uns im Kaffeehaus
aufgetaucht bist, aus deinem Hosensack herausgeschaut, da habe ich mich einfach
nicht zurückhalten können.«
    »Das ist gemein, Leopold. Gib her.«
    »Weißt du, dass du ganz schön undankbar bist? Du hättest sie
garantiert verloren, wenn ich nicht gewesen wäre. Also mach keine Faxen. Deine
neue Freundin Beate kommt sicher öfter hierher, da könnt ihr euch dann näher
kennenlernen – ohne meine bescheidene Anwesenheit«, zwinkerte Leopold Korber
zu. »Und die Rolling Stones bleiben euch ja auch erhalten, oder?«
    »Ich bin fast jeden Abend hier«, beendete Beate achselzuckend
den Disput.
    »Na also«, seufzte Leopold erleichtert. Er wusste, dass
Thomas am nächsten Tag, wenn die Melancholie von ihm gewichen war und der
Alkoholnebel sich gelichtet hatte, nicht im Traum daran denken würde, Beate
aufzusuchen. Anstandshalber drehte er sich um, als Korber, die
Aussichtslosigkeit seiner Lage erkennend, sich besonders innig von Beate
verabschiedete. Dann brauchte er nicht einmal mit dem Finger zu schnippen.
Thomas Korber folgte ihm, gleichsam an einer unsichtbaren Leine gezogen, zur
Tür hinaus wie ein Hund seinem Herrl.

     
    *

     
    Es gehörte zum Ritual solcher Abende, dass
Leopold seinen Freund nicht nur sicher nach Hause brachte, sondern ihn hinauf
in seine Wohnung begleitete, um den Tag im vertrauten Gespräch ausklingen zu
lassen, besonders wenn er der Ansicht war, dass Thomas Korber seinen Beistand
nötig hatte.
    Leopold hatte sich eine Schale Kaffee gemacht, Korber eine
Flasche Bier aus dem Kühlschrank genommen.
    »Es war wieder einmal typisch«, ätzte Leopold. »Kaum
verfällst du in deine manische Sentimentalität, machst du dich an das
nächstbeste greifbare Frauenzimmer heran, ohne auch nur eine Sekunde lang an
die Folgen zu denken.«
    »Ich weiß, ich weiß«, gab Korber zu. »Aber hör jetzt bitte
wieder langsam damit auf. Sag mir lieber: Wie hat sie denn eigentlich ausgesehen?«
    Leopold verzog leicht das Gesicht. »Beate? Alter in etwa
Mitte 40, mollig, volle Lippen, ziemlich stark geschminkt. Schon ein wenig
faltig unter den Augen. Alles in allem: Tendenz hochgradig verbraucht. Würde
sich vielleicht ganz gut in einem Werbefilm für drittklassigen Schankwein
machen.«
    »Sie hat angenehm geküsst«, erinnerte Korber sich. »Wenn es …
wenn es ein wenig heller gewesen wäre? Ich meine

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