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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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…«
    Leopold schüttelte den Kopf. »Keine Chance. Bei Tageslicht
und im nüchternen Zustand wärst du vor ihr davongelaufen.«
    Korber fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Die Sache
begann, ihm ziemlich peinlich zu werden. »Ich hab’s befürchtet«, sagte er und
trank einen Schluck vom Bier.
    »Kannst du dich an das Mädchen erinnern, von dem ich dich
einmal weggezerrt habe, und von dem du behauptet hast, es sei mindestens 19?«,
fragte Leopold. »Die war keine 15 Jahre alt. Wenn ich nicht aufpassen und auf
unsere Abmachung schauen würde, wärst du schon längst bei der Sittenpolizei
oder mit einem deiner Liebchen in der Gosse gelandet.«
    Korber leerte sein Glas rasch und schenkte nach. Er schaute
nicht sehr glücklich drein.
    »Und was ist mit dieser Manuela Stary? Warum hat sie es dir
plötzlich so angetan?«, ließ Leopold nicht locker.
    »Sie ist einfach … so ein zartfühlendes Wesen«, erklärte
Korber. »Ihr Leben mit diesem primitiven Heini muss die Hölle für sie sein. Sie
hat einen Ausweg aus ihrem eintönigen Dasein gesucht, und da sind wir uns eben
näher gekommen. Ich … ich glaube, wir haben begonnen, uns zu lieben.«
    »Das glaubst du doch jedes Mal, wenn dich eine mit ihren
betörenden Augen anblinzelt. Deine Frauen sind austauschbar, lieber Thomas. Es
ist ein flüchtiges Gefühl, das sich deiner bemächtigt. Du suchst die Erfüllung
des Augenblicks. Würdest du Manuela Stary wirklich in ein anderes,
glücklicheres Leben hinüberführen? Mach dich doch nicht lächerlich. Ein
kleiner, versuchter Ehebruch war alles, was du geschafft hast. Und dafür hast
du dann auch deine Watschen bekommen.«
    »Musst du mich wirklich daran erinnern?«, protestierte Korber
leise. »Es hat weh genug getan. Und in meine Gefühlslage kannst du dich eben
nicht hineinversetzen.«
    »Wie dem auch sei, es scheint noch mehrere solcher
hoffnungsloser Schwärmer zu geben«, wechselte Leopold sanft das Thema. »Harry
Leitner ist heute Abend völlig ausgezuckt, als er dieses eine Lied aus der
Musikbox gehört hat. ›Angie, Angie‹, hat er gerufen und war gar nicht mehr zu
beruhigen.«
    »Harry Leitner?«
    »Ja, der Nämliche. Du hast es natürlich nicht mitgekriegt,
weil du viel zu sehr mit deiner Beate beschäftigt warst.«
    »Und? Was schließt du daraus?« Korbers Interesse ließ
deutlich nach, sobald es nicht mehr um ihn selbst ging.
    »Dass er genauso schwärmerisch verliebt war wie du. Dass es
irgendwann einmal eine ›Angie‹ in seinem Leben gegeben hat.«
    »Tolle Erkenntnis.«
    »Mensch Thomas, begreifst du denn nicht?« Leopold zündete
sich eine Zigarette an, was er in letzter Zeit nur mehr äußerst selten tat.
»Diese Frau kann der Schlüssel zur Lösung des Falles sein. Du selbst hast mir
heute erzählt, dass du Moser und Sturm kurz belauscht hast, und dass dabei ein
Frauenname gefallen ist, so wie aus einem dieser törichten Quizspiele:
Angelika, Angela, Angelina, ›Angie‹ eben.«
    Korber winkte ab. »Es kann auch ein ganz anderer Name gewesen
sein.«
    »Und wenn schon. Die Zusammenhänge sind vielleicht ein wenig
verschwommen, aber ich kann mir schon ungefähr zusammenreimen, wie die Sache
abgelaufen ist. Harry ist in eine Frau verliebt, unsterblich verliebt. Nennen
wir sie Angie. Dann passiert das schwere Foul. Sein Bein wird nie wieder ganz
heil. Harry beginnt zu trinken, und Angie gibt ihm den Laufpass. Welche der
beiden Sachen welcher vorausging, wollen wir dahingestellt lassen. Schließlich
zieht Harry nach Linz, weil er es in Wien ohne Angie nicht aushält.«
    »Klingt alles irgendwie fantastisch«, meinte Korber
gelangweilt.
    »Fantastisch? Du hättest Harry sehen sollen, als ich ihn auf
das Foul angesprochen habe. Er hat total die Nerven verloren. Die Sache ist ihm
beileibe nicht egal. Ich gehe davon aus, dass sie ihm auch in Linz ständig im
Kopf herumgespukt ist. Es muss ihm der Verdacht gekommen sein, dass Zeleny ihn
absichtlich verletzt hat, warum auch immer. Leider wissen wir viel zu wenig
über den damaligen Spielverlauf.«
    »Du solltest Helmut Sturm fragen. Der war doch damals Harrys
Trainer. Er kann sich sicher erinnern«, schlug Korber vor.
    »Eine ausgezeichnete Idee«, pflichtete Leopold ihm bei.
»Begnügen wir uns zunächst mit der Annahme, dass Harry in Linz allmählich einen
Hass auf Zeleny entwickelt. Es kommt ihm der Gedanke, ihn für dieses Foul zu
bestrafen. Er fährt nach Wien, trifft sich mit Zeleny, um sich, wie er

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