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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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»Auf die Minute wie immer, gnä Frau«, säuselte er und brachte den
Kaffee an ihren Tisch.
    Trotzdem zeigte sich Frau Heller nicht gerade begeistert.
»Was faseln Sie da zusammen, Leopold?«, fragte sie. »Wenn man Ihnen so zuhört,
könnte man glauben, Sie wollen aus unserem Kaffeehaus eine Imbissstube machen
und nicht dieser ungehobelte Kanadier.«
    »Liegt mir fern, Frau Chefin. Aber eine kleine, zeitsparende
Innovation wird doch erlaubt sein.«
    »Innovation?«, empörte sich Frau Heller. »Wir sind ein
Traditionsbetrieb, Leopold.«
    Inzwischen war auch der pensionierte Kommerzialrat Lorenz
eingetroffen. »So, da ist Ihr kühles Blondes, Herr Kommerzialrat«, sagte
Leopold und stellte vor dem perplexen Lorenz, der sich gerade einmal eben eine
Zeitung holen wollte, das Bier ab. Beim Zurückgehen bemerkte er: »Es hilft,
Frau Chefin, Sie werden schon noch draufkommen. Es bringt uns die kleinen
Zeitfenster, die wir in unserem Job brauchen. Ich müsste zum Beispiel jetzt
gerade telefonieren.«
    »Na, in solchen Fällen müssen unsere Gäste halt wie eh und je
ein bisserl warten«, meinte Frau Heller nur.
    »Da stehen die zwei Tee mit Milch, wenn die Studentinnen
kommen«, erklärte ihr Leopold beiläufig, während er sein Handy nahm und eine
Nummer wählte. »Und das Kipferl. Und der Gugelhupf. Sie brauchen es nur noch zu
servieren.«
    Mit einer eindeutigen, kreisenden Handbewegung, die sie in
der Mitte ihrer Stirn ausführte, zog sich Frau Heller wieder hinter die Theke
zurück. Leopold aber fühlte sich so wohl und beschwingt wie schon lange nicht
mehr. Am liebsten hätte er schnell die zwei Händetrockner besorgt und selbst
installiert. Jetzt musste er allerdings ein paar Worte mit Gerry Scheit reden.
    »Hallo?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung war weiblich
und klang unausgeschlafen.
    »Bettina?«
    »Ja! Wer spricht da?«
    »Hier ist Leopold, Sie wissen schon. Eigentlich wollte ich
mit Gerry Scheit reden.«
    »Ach«, seufzte Bettina. Leopold versuchte sich vorzustellen,
wie sie sich dabei mit der Hand durchs Haar fuhr. »Er schläft noch. In der
Nacht arbeitet er, und in der Früh … da schläft er eben.«
    »Wecken Sie ihn auf.«
    »Muss das sein?«
    »Bettina! Wie oft soll ich Ihnen sagen, dass es
hier nicht um mich geht«, ermahnte Leopold sie ungeduldig. »Sie beide sind
verdächtig, Ihren Mann Wolfgang umgebracht zu haben. Ich will Ihnen nur helfen,
aus dem Schlamassel rauszukommen. Muss ich noch deutlicher werden?«
    »Na gut.« Jetzt hörte Leopold ihr Trippeln durch die Leitung,
wie sie nervös zum Schlafzimmer ging, um ihren Gerry wachzukriegen.
    »Ja?«, krächzte Gerry dann rascher als erwartet in sein
Handy.
    »Haben Sie schon etwas gefunden?«, erkundigte Leopold sich.
    »Hören Sie«, grummelte Scheit. »Ich habe nach wie vor andere
Dinge zu erledigen, Jobs, für die ich das Geld bekomme, von dem ich lebe. Ich
werde mich schon zu gegebener Zeit ein wenig umsehen.«
    »Nicht zu gegebener Zeit, sondern jetzt«,
versuchte Leopold, ruhig zu bleiben. Der Kerl schien über Nacht wieder stur
geworden zu sein. »Sie können nicht mehr zuwarten. Schön langsam wird es eng
für Sie. Also bemühen Sie sich bitte um Resultate.«
    »Das ist nicht so einfach«, gab Scheit zu
bedenken. »Es ist viel zu unklar, wonach ich suchen soll. Das dauert Stunden,
vielleicht Tage. So viel Zeit habe ich nicht.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Ehrentraut gern
fotografiert oder gefilmt hat. Suchen Sie nach Fotos und Videomaterial, mit dem
er jemanden erpressen konnte. Sie kennen doch sicher Harry Leitner?«
    »Den ständig betrunkenen ehemaligen Fußballspieler?«
    »Genau. Vielleicht gibt es Material über das Spiel, bei dem
er so schwer verletzt wurde, Margareten gegen Pötzleinsdorf vor etwa 15 Jahren.
Vielleicht finden Sie sonst etwas über ihn. Verstehen Sie?«
    »Das ist immerhin schon ein wenig konkreter«, brummte Scheit.
    »Na also! Der Bursche, der das mörderische Foul begangen hat,
hieß Zeleny. Der ist ein Jahr später in seiner Badewanne ertrunken. Ich glaube,
dass es Mord war. Aber um da dahinterzukommen, brauche ich seine letzte
Wohnadresse.«
    »Sie wollen dort nachfragen, ob sich jemand erinnern kann?
Und Sie glauben, dass das alles mit dem Mord an Ehrentraut zu tun hat?«
    »Sie sind ein schlauer Bursche. Also los, und schauen Sie,
dass Sie bis heute Nachmittag alles beisammen haben.«
    Jetzt schien Scheit aus allen Wolken zu fallen. »Wie soll ich
denn

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