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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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Wer sind Sie hier
eigentlich wirklich? Nichts, außer vielleicht das Liebkind von Herrn Brown, und
der ist ebenfalls nichts, wie wir gerade erfahren haben. Ich muss mich sehr
über die Unverfrorenheit wundern, mit der Sie beide in die Kabine unserer
Spieler eingedrungen sind. Ich muss Sie bitten, das in Zukunft zu unterlassen.«
    »Ich habe nur versucht, der Mannschaft ihre Position
klarzumachen«, sagte Brown. »Offenbar wissen Sie ja selbst nicht einmal, was
los ist.«
    »Oh doch, das weiß ich«, entgegnete Sonnleitner. »Glauben
Sie, ich bin blind? Ich sehe schon seit Tagen, wie versucht wird, den Verein zu
unterwandern. Nicht einmal Wolfgang Ehrentrauts Tod hat Sie und Ihre Leute
davon abgehalten. Aber ein wenig werden Sie sich noch gedulden müssen. Noch bin
ich da. Vielleicht haben Sie gehofft, dass ich freiwillig das Feld räume, aber
ich habe es mir überlegt. Wenn die Leute wollen, dass ich bleibe, so bleibe
ich. Schauen wir mal, was bei der Generalversammlung tatsächlich herauskommt.«
    »Mal sehen«, hörte man undeutlich von Brown, der sich bereits
umgedreht hatte. Er ließ den Stummel der Zigarre bei seinem Abgang achtlos zu
Boden kullern. Stary folgte ihm nach wie ein treuer Soldat. Nach einigen
Augenblicken machte sich auch Sonnleitner wieder auf den Weg.
    Sturm schaute kurz zu seinen Spielern in die Kabine. Während
andere so taten, als sei nichts geschehen, winkte ihm Hermann König mit dem
Hunderteuroschein, den er soeben von Brown erhalten hatte.
    »Kurz locker auf dem Trainingsplatz aufwärmen«, befahl Sturm.
»In zehn Minuten gehen wir auf das Hauptfeld und lassen den ganzen Rummel über
uns ergehen.« Dann stapfte er Richtung Kantine, vorbei an den Bierständen, wo
sich die Leute drängten, um zu ihrem Freigetränk zu kommen, und wo Brown
sichtbar seine Männer postiert hatte, um noch rasch Mitglieder zu werben.
    Sein Kopf war voll von Dingen, die ihn sehr nachdenklich
machten.

     
    *

     
    Thomas Korber und Leopold saßen in der
halbleeren Kantine. Das große Treiben lief heute draußen im Schein der
kräftigen Abendsonne ab, wo langsam so etwas wie Biergartenstimmung aufkam,
eine Band zu spielen begann, und der Lautsprecher verkündete, dass die
sportliche Zukunft Floridsdorfs in diesen Minuten beginnen würde. Alles lief
ohne gröbere Zwischenfälle ab. Die ›Freunde der Eintracht‹ schienen sich mit
ihrem Aufstand zurückzuhalten, um in aller Stille den großen, entscheidenden
Schlag vorzubereiten.
    Leopold war gerade dabei, Korber zu beruhigen, der Klaus
Stary draußen vorbeihuschen gesehen hatte. »Glaubst du, der hat jetzt Zeit für
einen Wickel mit dir? Der hat im Moment andere Sorgen«, sagte er.
    »Meinst du?«
    »Sicher. Der muss sich doch bei Brown wichtig machen und
überhaupt allen zeigen, was für ein Wunderwuzzi er ist, damit er den Job, auf
den er aus ist, auch bekommt. Du kannst dich also entspannen. Das heißt, einen
kleinen Gefallen könntest du mir vorher tun.«
    »Kommt nicht infrage«, wehrte Korber gereizt ab.
    »Du weißt doch gar nicht, was ich von dir will.«
    »Das ist nicht schwer zu erraten. Irgendeine Schnüffelei
wird’s wohl sein.«
    Tatsächlich war Leopold bei seinen Versuchen, herauszufinden,
wer Harry Leitners Angie war, nicht weit gekommen, und das wurmte ihn. Selbst
›Fips‹ Ziegler, sonst verlässlicher Eintracht-Chronist, hatte sich an keine
Frau dieses Namens in Zusammenhang mit Harry erinnern können. »Harry hat zu
seiner Zeit bei uns eine Menge Frauen gehabt«, hatte er nur gemeint. »Er war da
nicht sehr wählerisch. In seiner stärksten Phase jede Woche eine andere. Da hat
es immer jede Menge Gerüchte gegeben. Aber eine Angie oder wofür der Name auch
stehen könnte war sicher nicht dabei.«
    Leopold deutete kurz Richtung Theke. »Schau mal nach vorn«, forderte
er Korber sanft auf. »Wer steht dort einsam und verlassen und versaut unserer
Gretl Posch den Tag? Richtig, unser Freund Harry. Er sieht noch relativ
nüchtern aus. Geh und ziehe ihn in ein vertrauliches Gespräch. Vielleicht sagt
er dir heute mehr als mir gestern.«
    »Geh doch selber hin«, blieb Korber stur.
    »Ich kann nicht. Mich kennt er schon. Ich bringe aus ihm
nichts mehr raus.«
    Korber schüttelte den Kopf und deutete auf sein
Fruchtsaftgetränk: »Ich kann auch nicht. Ich bin heute alkoholfrei unterwegs.«
    »Das hält bei dir ohnehin nicht lange an«, meinte Leopold.
»Hab doch ein Einsehen. Ich muss unbedingt wissen,

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