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Verschwörungsmelange

Verschwörungsmelange

Titel: Verschwörungsmelange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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dürfen«, meldete sich Hermann König, der Kapitän der Mannschaft, zu
Wort. »Da heißt es doch nur vielen Dank und tschüss.«
    »He, junger Freund, bist du afraid? Natürlich wird ein wenig
aussortiert, das ist so wie beim Obst oder beim Fleisch.« Brown begann lauthals
zu lachen. »Die Guten bleiben, die anderen gehen. Das ist die Leistungsgesellschaft,
do you understand? Aber es soll niemand seinen Schaden daran haben. Beim
letzten Händedruck wird sicher eine kleine Aufmerksamkeit für die Betroffenen
mit dabei sein.«
    Eine leichte Unruhe beschlich die Spieler, die bis jetzt
ruhig dagesessen waren.
    »Wie viel ist das?«, hörte man Einzelne fragen.
    »Nur keine Panik«, sagte Brown zwischen Rauchwölkchen. »Es
ist für alle genug da. Aber noch ist es nicht so weit. Der Tisch ist noch nicht
gedeckt. Eine Kleinigkeit fehlt. Die Kickers müssen am Sonntag hier gewinnen.«
    »Sie wollen, dass wir verlieren«, stellte König fest.
    »Sagen wir es so: Eure Zukunft liegt in eurer
Hand. Für einen Sieg bekommt ihr nur die paar Kröten, die ihr mit eurem
Präsidenten ausgehandelt habt. Und sonst? Jeder 5.000 Euro, bar auf die Hand.
Also: Zahlt es sich da aus, sich anzustrengen, wo es für euch praktisch um
nichts mehr geht? Bei der Hitze? Am Ende einer anstrengenden Saison, wo sich
doch keiner mehr weh tun möchte? Überlegt euch das doch mal, Jungs, just think
about it.«
    »Das möchten wir schriftlich haben«, kam es von den Spielern.
    Brown schnippte nur kurz die Asche von seiner Zigarre und
meinte: »Boys, ihr seid crazy. Über solche Dinge gibt es keinen Vertrag, you
know? Aber ich halte mein Wort, darauf könnt ihr euch verlassen. Des werd ma
scho moch’n. So, und nach dem Training kauft ihr euch jeder eine Tüte Eis.« Mit
einem flotten Griff hatte Brown ein Bündel Hunderteuroscheine aus seiner
Hosentasche gefischt, die er mit einem großzügigen Lächeln unter den Spielern
verteilte.
    Im selben Augenblick zischte Klaus Stary herein: »Es wird
Zeit, dass wir verschwinden. Sturm und Sonnleitner sind im Anmarsch!«
    Aber da tauchten die beiden schon vor dem Kabinentrakt auf
und sahen nicht so aus, als ob sie in friedlicher Absicht kämen. »Was tun Sie
hier?«, rief Sturm mit erhobener Stimme in Richtung Brown. »Was haben Sie hier
zu suchen?«
    Brown zuckte nur mit den Achseln und verteilte den Rauch
seiner Zigarre in die laue Mailuft. »Sorry, Trainer«, grinste er Sturm
entgegen. »Aber es hatte bisher niemand Wert darauf gelegt, mich der Mannschaft
vorzustellen. Und wenn ich schon heute als Sponsor für dieses Training
auftrete, damit ein bisschen Schwung in die Bude kommt, habe ich mir gedacht …«
    »Nichts da, nichts da«, unterbrach ihn Sturm. »Sie haben in
dieser Richtung nicht zu denken. Wenn Sie hier auf Ihre eigenen Kosten ein
Kasperltheater veranstalten, dann geht mich das nichts an. Aber die Mannschaft
ist mein Revier. Machen Sie sich hier also nicht wichtig. Sie gehören ja nicht
einmal zum Verein.«
    »Immer dieser Kleingeist«, konstatierte Brown kopfschüttelnd.
»Könnte es nicht sein, dass Sie bloß eifersüchtig sind, weil Sie hier bald alle
miteinander nichts zu reden haben? Es fällt euch schwer, die neuen Verhältnisse
zu akzeptieren, I see. Drum wollt ihr heute noch anschaffen, weil es morgen
nicht mehr geht. There is no
tomorrow for you, kapiert? Des werd ma scho moch’n.«
    »Sie haben versucht, die Mannschaft zu bestechen«,
attackierte ihn Sturm geradeheraus.
    »Überlegen Sie sich, was Sie da sagen«, kam es jetzt lauernd
und ein wenig drohend von Brown.
    »Da brauche ich nicht viel zu überlegen, das ist ja
offensichtlich«, donnerte Sturm wütend. »Da legt man eben ein bisschen Geld
hin, damit am Sonntag ja nichts schief geht. Sie denken, mit Geld können Sie
alles regeln, nicht wahr? Wie ich sehe, haben Sie schon ein neues Maskottchen
gekauft, das Ihnen nicht von der Seite weicht.«
    Stary brauchte lange, bis ihm dämmerte, dass er damit gemeint
war, dann ging er aber sofort mit einem »Du pass auf« auf Sturm los. Sturm
schien nur darauf gewartet zu haben, um die in ihm aufgestauten Aggressionen
loszuwerden. Er parierte Starys ersten Angriff und wollte ihm nun seinerseits
einen Denkzettel verpassen. Ehe sich aus dem Gerangel jedoch eine handfeste
Rauferei entwickeln konnte, ging Sonnleitner dazwischen.
    »Hört auf euch zu schlagen wie kleine Kinder!«, ordnete er
an. »Man muss sich ja genieren. Überhaupt Sie, Stary.

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