Verschwunden in den Flammen (German Edition)

Fahrt hier hoch von Jacksonville dauerte ungefähr vier Stunden, was sie annehmen ließ, dass er mitten in der Nacht losgefahren sein musste.
    »Der Fall, an dem ich arbeitete, war schneller gelöst, als ich dachte. Und hier bin ich also.«
    »Es freut mich, dass du gekommen bist.«
    »Sag mir alles, was du bis jetzt hast.«
    Rachel setzte sich auf den Stuhl neben Mike, zog die Beine an ihren Oberkörper heran und brachte ihn auf den aktuellen Stand der Ermittlungen. Zum Schluss berichtete sie von ihrer Unterhaltung mit dem Brandinspektor. Sie vertraute Mike, er würde niemandem von der Gummipuppe erzählen. »Ich glaube, dass Sam da in etwas hineingerutscht ist, was ihr über den Kopf gewachsen ist.«
    »Und das mexikanische Drogenkartell soll für ihr Verschwinden verantwortlich sein?«
    »Vielleicht. Richard Flores, der Kopf der Bande, war sauer, dass Ken und Patrick sein Gebiet kassiert haben. Ganz zu schweigen davon, dass Ken derjenige ist, der ursprünglich einen seiner Jungs, Jason Blum, verknackt hat, sich dann aber anders besonnen hat und seine Deals über Jason laufen ließ. Ich glaube, dass Flores etwas mit der Sache zu tun hat – entweder hat er Sam entführt, oder sie hat das alles inszeniert, um vor seiner Rache sicher zu sein.«
    »Flores ist ein Sadist und ein schwer einschätzbarer Hurensohn. Die Gerüchte, die über ihn im Umlauf sind, lassen dir die Eingeweide gefrieren, um es auf den Punkt zu bringen. Innerhalb der mexikanischen Mafia ist er legendär. Du musst aufpassen.«
    »Man hat mich schon gewarnt. Deshalb wollte ich wissen, ob du mir weiterhelfen kannst. Wenn Flores etwas mit Sams Verschwinden zu tun hat, dann glaube ich, dass meine Chancen, ihn zu finden, umso größer sind, je mehr ich über ihn weiß«, sagte Rachel. »Was kannst du mir über Flores sagen?«
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Wie kam er zum Drogenhandel?«
    »Richard, oder der Kleine Ricky, wie man ihn nannte, als er jünger war, wuchs bettelarm in Mexiko City auf. Seine Mutter war Prostituierte, sein Vater glänzte sein ganzes Leben lang meistens durch Abwesenheit. Ricky hat gelernt, auf der Straße zu überleben. Als er gerade mal sechs Jahre alt war, begann er für Richard Gomez zu arbeiten – Gras verticken und Touristen beklauen. Mit sechzehn war er die rechte Hand von Richard Gomez. Seine Loyalität zuGomez bewies er dadurch, dass er die Mitglieder rivalisierender Gangs umbrachte.«
    »Wann kam Flores in die USA?«
    »Ziemlich genau um dieselbe Zeit. Gomez siedelte seine Mafiafamilie nach San Diego um und stockte die Mitgliederzahl der Familiengang auf. Gleichzeitig wuchs auch Flores’ Einfluss. Aber er war es leid, immer nur der Kleine zu sein. Er hatte Größeres vor. Eines Nachts verschwand Gomez unter mysteriösen Umständen. Keiner machte viel Aufhebens darum, denn alle hatten Angst vor Flores. Flores war der Nächste in der Rangfolge und übernahm die Geschäfte.«
    »So kann man auch befördert werden.«
    »Er entschied, die Gang nach Florida umzusiedeln, als in Kalifornien zusehends härtere Maßnahmen gegen den Drogenhandel ergriffen wurden. Flores verfügte über Verbindungen nach Miami und wusste, dass er sein Reich hier aufbauen konnte. Er wollte sich als seriöser Geschäftsmann etablieren, deshalb kaufte er Immobilien und andere Geschäfte, um seine Drogengewinne zu waschen. Er spendete den richtigen Politikern und Wohltätigkeitsorganisationen Geld, ging auf die richtigen Feste und klüngelte mit den richtigen Leuten – und nebenher expandierte er immer weiter im Drogenhandel.«
    »Warum kam er nach Santa Rosa Beach?«
    »Er weitete seine Operation über ganz Florida aus, bis hinein ins südliche Georgia. Santa Rosa Beach war ein guter Standort – man kann es bequem vom Wasser aus erreichen, es ist in der Nähe von fünf großen Städten, vor allem Atlanta und Mobile, aber auch ein unauffälliger Ort, um die Ware zu verteilen.«
    »Und dann …«
    »Alles lief problemlos, bis Blum und Gonzalez hochgenommen wurden. Danach hat die Drogenbehörde angefangen, ihm richtig Feuer unterm Hintern zu machen, und es gab Gerüchte, dass er zurück nach Mexiko City verschwunden sei.«
    »Glaubst du, er will Rache dafür, dass Ken Collins einen von seinen Jungs verhaftet hat?«, fragte Rachel.
    »Ich glaube, er will Rache, weil Ken Collins ihm Geld gestohlen hat, indem er seine Klientel übernommen hat.«
    »Wann hat Flores von Kens Operation erfahren? Er könnte den anonymen Tipp gegeben haben, wenn er