Verschwunden in den Flammen (German Edition)
aber sie wollte die laufenden Ermittlungen nicht gefährden. Das wäre ein saftiger Leckerbissen für Stacy. Sie ging nach drinnen, um ihr Notizbuch zu holen. Wie immer, wenn sie an einem Fall arbeitete, führte sie ein handgeschriebenes Tagebuch, in dem sie alles festhielt, was während der Suche passierte. Eine vermisste Person zu finden war so knifflig, wie ein Puzzle zusammenzufügen. Sie musste klarstellen, dass sie alle richtigen Einzelteile hatte. Rachel schrieb in ihr Tagebuch:
Eventuelle Szenarien: X legt ein Feuer und benutzt die Gummipuppe, um Sam anzulocken. X kannte ihrenTagesablauf und wusste, sie würde gegen die Regeln verstoßen, um jemanden zu retten. Wer ist X? Pedro Gonzalez? Würde die Mafia all den Aufwand betreiben und ein Feuer legen, nur um Sam zu entführen? Ken Collins? Er könnte das organisiert haben, um Sam von all dem loszueisen. Das würde bedeuten, dass er mit drinhängt? Sam hatte Zugang zum Ausrüstungslager, ebenso wie Mack, Patrick und die anderen Feuerwehrleute.
Rachel blickte noch einmal über ihre Notizen und seufzte. Egal welches Szenario das richtige war, sie wusste nur, dass sie Sam finden musste. Das war sie Nora und Sams kleinen Töchtern schuldig. Wenn nötig, würde sie jeden Stein in diesem Küstenort umdrehen. Außerdem brauchte sie etwas Hilfe, um an Informationen über das mexikanische Drogenkartell heranzukommen. Sie war noch nicht bereit, die Mafia von der Liste der Verdächtigen zu streichen. Und sie wusste auch ganz genau, wen sie dafür anrufen musste.
KAPITEL 20
Santa Rosa Beach, Florida, Freitag, 07:45 Uhr
Rachel trank gerade ihre zweite Tasse Kaffee, als sie ein Klopfen an der Tür hörte. Sie und Stacy waren noch vor Tageseinbruch aufgestanden, um mit den Boards raus in den Golf zu paddeln. Stacy hatte recht gehabt: Das Wasser war einfach ideal zum Paddeln gewesen. Einige Delfine waren ihnen einen knappen Kilometer lang den Strand hinunter gefolgt, und Rachel bereute, dass sie ihre wasserdichte Kamera zu Hause gelassen hatte.
Als sie zurückkamen, hüpfte Stacy schnell unter die Dusche und ging dann los, um mit einem ehemaligen Kollegen zu frühstücken. Um diese frühe Uhrzeit erwartete Rachel eigentlich niemanden. Doch ihr Herz machte einen Sprung, als sie durch das Fenster der Vordertür spähte. Dann öffnete sie.
»Hallo Mike.« Sie trat zur Seite und ließ ihn herein. Mike Mancini hatte früher einmal bei der Drogenbehörde gearbeitet, und sie hatten sich kennengelernt, als sie an einem anderen Fall arbeitete. Vor Kurzem hatte er den Dienst bei der Drogenbehörde quittiert und arbeitete nun als Privatermittler in Jacksonville. Mike war der einzige Mensch, den sie kannte, der im Umgang mit Drogenbanden Erfahrung hatte.
Mike beugte sich nach unten und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Rachel fand, dass er unheimlich gut roch. Wie eine Mischung aus Minze und etwas, das sie an Wald denken ließ. Ein kitzelnder Schauer lief ihr über den Rücken und alle ihre unverarbeiteten Gefühle für ihn meldeten sich auf einen Schlag zurück.
»Du siehst gut aus«, sagte Mike und bewunderte ihre langen, braun gebrannten Beine.
»Danke. Ich komme gerade vom Boardpaddeln.« Rachel überlegte, ob sie nicht besser ein paar Jeans anziehen sollte. In ihren engen Shorts und dem Bikinioberteil fühlte sie sich fast nackt in Mikes Gegenwart.
»Nett hier«, sagte Mike, während er sich in dem Strandhaus umsah.
»Nicht wahr? Meine Freundin Michelle war so freundlich, mir ihr Ferienhaus zu überlassen, während ich an diesem Fall arbeite. Ich weiß nicht, wie lange ich hier sein werde.« Rachel öffnete die Schiebetür zum Terrassendeck. »Wollen wir hier einen Kaffee trinken?« Sie griff nach der Kaffeekanne und einem zweiten Becher.
Er folgte ihr nach draußen und nahm Platz. Er hatte sich kaum verändert, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Das war wenige Monate her. Er trug noch immer seinen »Biker-Look«, ein enges weißes T-Shirt unter einer schwarzen Lederjacke und abgewetzte Jeans. Er sah gut aus, dachte sie. Wirklich sehr gut. Es fiel ihr schwer, in seiner Gegenwart ihre Gefühle im Zaum zu halten. Es war nicht einfach, mit einem gut aussehenden Mann eine professionelle Ebene zu finden, wenn die Anziehungskraft gegenseitig war.
»Was für eine Überraschung. Ich hatte dich nicht so bald erwartet«, sagte Rachel. Als sie ihn am Abend zuvor angerufen hatte, hatte er gesagt, dass er gerne helfen würde, aber erst zwei Tagen später kommen könne. Die
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