Verschwunden in den Flammen (German Edition)
die ganze Nacht nicht schlafen lassen.« Er reichte Rachel einen Schoko-Donut. »Vielleicht hilft ja etwas Zucker.«
Sie biss von dem Donut ab. »Lecker.«
»Geht es dir besser?«
»Ja. Meine Hand tut noch ein bisschen weh, aber die Schwellung an den Knöcheln ist zurückgegangen.«
»Gut. Lass es langsam angehen.« Mike setzte sich hin und reichte ihr den Becher Kaffee. »Ich glaube, wir gehen das Ganze total falsch an.«
»Wie meinst du das?«
»Wir sind uns darüber einig, dass Sam vermutlich entführt wurde. Sie würde ihre Kinder nicht alleine lassen, richtig?«
»Ja.«
»Also müssen wir uns fragen, warum man sie entführen will, nicht wer sie entführt hat.«
»Vermutlich aus Rache. Die Mafia wollte Ken eine Botschaft schicken.«
»Warum hat man dann ihre Leiche nicht gefunden? Ich habe mich mal über Mafiahinrichtungen schlaugemacht, vor allem bei der Bande von Richard Flores, und immer wurden die Leichen am Tatort gelassen, wo man sie umgehend finden konnte. Er entführt seine Opfer nicht. Er tötet nur.«
»Okay. Was bleibt dann also übrig …«
»Was ist denn der häufigste Grund für Entführungen?«
»Sexueller Missbrauch«, sagte Rachel. Sie verabscheute diesen Gedanken, aber es war realistisch: Neunzig Prozent der Entführer sind Männer, und in mehr als der Hälfte aller Fälle fanden sexuelle Übergriffe auf die Opfer statt. Das war einer der Umstände, die sienachts nicht schlafen ließen. Wer hatte Mallory gekidnappt, und welche schrecklichen Dinge wurden ihr angetan?
»Geld.«
»Sie ist nicht reich.«
»Nein, aber das Gerücht ging um, ihr Ehemann habe einiges Geld beiseitegeschafft. Wer könnte davon profitieren?«, fragte Mike.
»Ich kann mir vorstellen, dass die Mafia mitreden möchte.«
»Noch jemand?«
»Es ist möglich, dass viele Leute von dem Geld gewusst haben. Ihre beste Freundin Tammie beispielsweise – aber ich glaube nicht, dass sie in der Lage ist, eine Entführung zu planen. Sie hat Kinder und einen Ehemann, die sie total vereinnahmen.« Rachel kaute gedankenverloren an ihrem Daumennagel herum. »Oder Mack, ihr anderer bester Freund und vermutlich ihr Liebhaber … aber er war mit ihr zusammen, an dem Abend, als sie entführt wurde.«
»Weiter – wen gibt es noch?«
»Patrick. Ich fand ihn ein bisschen unheimlich, als ich mich mit ihm getroffen habe. Er scheint einen Groll gegen Ken zu hegen.«
»Das bringt uns auf jeden Fall schon mal weiter.«
Auf dem Tisch brummte Rachels Handy. »Es ist Stacy. Ich muss rangehen. Sie hat sich heute Morgen mit einem Informanten getroffen.«
Nach wenigen Minuten war das Gespräch beendet.
»Das wirst du nicht glauben.« Rachel lächelte. »Unser Fall hat gerade eine interessante Wendung genommen.«
»Was ist los?«, fragte Mike.
»Sam ist schwanger.«
KAPITEL 28
»Häh?« Mike wirkte irritiert. »Schwanger?«
Rachel verdrehte die Augen.
Typisch männliche Antwort
, dachte sie.
»Stacy hat ihre Quelle getroffen und erfahren, dass Sam am Tag, an dem sie verschwand, einen Schwangerschaftstest gemacht hat.«
»Wer ist ihre Quelle?«
»Das hat sie mir nicht gesagt. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es sich dabei entweder um Mack oder jemanden von der Polizeiwache handelt. Wer sonst hätte Zugang zu einer solch privaten Information? Ich habe mit ihrer besten Freundin Tammie gesprochen, und noch nicht mal sie ist sich sicher, in welcher Beziehung Sam und Mack stehen.«
»Nun, dann nehme ich mal an, dass das Baby von Mack ist … falls die Gerüchte stimmen.«
Rachel zuckte mit den Schultern. »Du tappst genauso wie ich im Dunkeln. Das schreit förmlich nach einem zweiten Besuch bei Ken.« Sie griff nach ihrem Handy und begann zu wählen.
»Wen rufst du an?«
»Suzette Breland, Kens Anwältin, um einen neuen Besuch zu arrangieren. Und dann rufe ich Red an. Ich hätte schon viel früherdaran denken sollen. Ich möchte Patricks Hintergrund mal überprüfen lassen.«
Während Rachel auf dem Parkplatz vor dem Bezirksgefängnis auf Kens Anwältin wartete, dachte sie über das, was Mike gesagt hatte, nach. Vielleicht hatte er recht und sie mussten der Spur des Geldes folgen.
Schließlich sah Rachel, wie Suzettes schwarzer Mercedes auf den Parkplatz rollte und die Anwältin ausstieg. Sie trug einen kurzen schwarzen Rock, eine zitronengelbe Bluse, die ihre tiefe Bräune betonte, und modische Stöckelschuhe mit Riemchen von Jimmy Choo. Als die Anwältin ihre Sonnenbrille ins Haar schob, bemerkte Rachel Suzettes
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