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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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niedergelassen.
    »Nicht wahr, ihr erlaubt, dass ich mich zu euch setze?«, fragte er nachdrücklich höflich in seinem merkwürdigen, immer höhnischen Ton. Die Darbringer der Musik waren natürlich entsetzlich verärgert. Sie hatten diese Nacht gewählt, weil es als sicher galt, dass Uzdy sich nicht in der Stadt befand. Und jetzt erschien er und gesellte sich zu ihnen!
    »Eine Serenade also? Eine Serenade, nicht wahr? Für Adrienne, versteht sich. Das ist gut, gut, sehr richtig. Ich freue mich überaus, dass ihr meinem Haus die Ehre erweist. Es tut mir leid, gestört zu haben, aber es dürfte mich entlasten, dass ich nichts gewusst habe, nicht wahr? Ihr verzeiht mir, gelt?«, setzte Uzdy seine Rede beinahe monologartig fort. »Ich bitte, macht weiter, bitte, und wenn ihr erlaubt, bleibe auch ich hier, damit endlich auch ich einmal so schöne Musik höre, denn wenn ich zu Hause bin, wird mir so etwas nie zuteil …«
    Der Zorn, der in Onkel Ambrus steckte, brach sich nun Bahn: »Niemand ist solch ein Rindvieh, dass er eine Serenade darbringt, wenn der Gatte zu Hause ist. Du wünschtest vielleicht, dass wir sogar mit Musik daherkämen, wenn …«
    Hier aber blieb er stecken, denn Uzdys Augen blitzten ihm merkwürdig entgegen. »Wenn?«, fragte er frostig, und sein langer, schmaler Hals wuchs plötzlich aus dem Pelzkragen hinaus.
    »Ja, wenn … wenn du den Schlaf des Gerechten schläfst … oder … oder … überhaupt … das ist nicht Brauch …«, wehrte sich Ambrus, und um damit zu Ende zu kommen, herrschte er den Primas der Kapelle an: »Spiel das Lied des Herrn Alvinczy, oder bist du närrisch geworden?« Und nun, erneut Uzdy zugewandt, sagte er im Ton der Anbiederung: »Denn die Reihe ist jetzt an Ádám, die Burschen haben sich darauf geeinigt.«
    Abermals folgte ein Lied dem anderen. Die Zigeuner nahmen indessen jetzt jedes Tempo etwas schneller, als wollten sie möglichst bald ans Ende der Serenade kommen und von diesem Ort flüchten.
    Bei der gedrückten Stimmung der Gesellschaft um den Tisch stand Ádám Alvinczy neben dem Primas, während die anderen saßen. Onkel Ambrus hatte bei der Ecke Platz genommen, die der Hausmauer am nächsten lag, Uzdy draußen an der entgegengesetzten Ecke; an der langen Tischseite folgten Kadacsay und Pityu sowie László Gyerőffy, dieser etwas weiter, gegen den Szamos-Graben, der den Garten der Villa abschloss. Während man den anderen die bedrückende Wirkung ansah, die von der Präsenz des Spielverderbers Uzdy ausging, wirkte László vollkommen gleichgültig. Steif saß er da, starrte vor sich hin in die helle Nacht, und er goss aus einem Wasserglas den mit Cognac vermischten Champagner in sich hinein. Dies tat er sehr oft und mechanisch.
    Alvinczy ließ die Zigeuner die Weise »Hundert Kerzen« spielen. Uzdy hatte bisher seine fest zusammengekniffenen Augen unverwandt auf das Licht gerichtet, das durch die Ritzen des Fensters herausdrang. Sein Mund stand über den breiten, flachen Zähnen leicht offen, als wolle er beißen. Jetzt aber richtete er sich im Sitzen langsam auf. Seine Hand versank im Pelz, und als die Kapelle kräftig die Zeile »hundert Maß Wein« schmetterte, holte er aus dem Mantel jäh einen Browning hervor, und mitten im Fortissimo des »Weee-ins« feuerte er über den Tisch hinweg einen Schuss auf den Türpfosten ab, der, von ihnen etwa zwanzig Meter entfernt, vor dem Steg des Szamos-Grabens stand.
    Zum Glück hörten die Zigeuner wegen der eigenen lauten Musik den Schuss nicht, die um den Tisch Sitzenden aber hörten ihn umso besser, sie vernahmen selbst den Einschlag der Kugel in der Holzsäule. Alle zuckten zusammen, und Onkel Ambrus entfuhr es: »Tj-ii! Hei, nochmal!« Und er riss den Kopf zur Seite.
    Uzdy lachte aus vollem Hals.
    Gyerőffy allein hatte sich nicht gerührt, obwohl die Kugel unmittelbar vor seiner Nase vorbeigepfiffen war. Er blickte auch jetzt gleichgültig vor sich hin, und mit der Ruhe eines Automaten führte er das Glas an den Mund. Diese Gelassenheit machte offenbar selbst Uzdy Eindruck.
    »Du hast, wie ich sehe, gute Nerven«, sprach er László an.
    »Ich?«, erwiderte László, und seine Stimme schien von sehr weit zu kommen. »Warum?«
    »Darum!«, rief ihm Uzdy zu, und in Blitzeseile feuerte er zwei weitere Kugeln vor ihm ab, doch László griff beinahe verächtlich nach seinem Glas und trank wie zuvor ruhig weiter.
    Doch nun wurde die Serenade sogleich abgebrochen. Jene, die sie dargebracht hatten, machten sich

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