Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)
damals auf der Komitatsversammlung in Vásárhely auch nicht gegen Boros gesprochen«, sagte Bálint, nachdem er sich aus den Armen der Frau endlich befreit hatte, »ich wusste nicht einmal, dass er mit … dieser Sache etwas zu tun hatte.«
»Ach, wie fein! Ach, so lieb! Oh, wie ich mich freue!« Und Dinóra drehte sich mit leichten, tänzerischen Schritten um, blieb dann stehen und blickte kokett zu Bálint zurück: »Wissen Sie … ich bin noch immer … und wenn Sie sich einmal sehr langweilen, dann sagen Sie es mir, nur so, es verpflichtet zu gar nichts …« Und mit ihren Augen verlieh sie den Worten Nachdruck. Dies war die einzige Art, wie sie Dankbarkeit zu bezeigen verstand.
»Danke, Dinóra, aber vorläufig langweile ich mich nicht.«
Der Mann sagte das mit einem Lächeln, obwohl er innerlich ein wenig Ekel empfand. Dass er mit Herrn Boros teilen sollte?! Er nahm sich vor, die Frau künftig zu meiden.
»Oh, das macht nichts. Nur damit Sie es wissen … Nun, dann also auf bald, nicht wahr«, zwitscherte Dinóra, und so leicht, wie sie gekommen war, schwebte sie zur Tür hinaus.
Am Nachmittag gleichen Tags meldete man über Haustelefon Direktor Frankel. Bálint hatte bisher gearbeitet und fühlte sich zu müde, um fortzufahren. »Er soll heraufkommen«, gab er zur Antwort.
Frankel war nicht wegen des Gebirgsguts der Familie Abády gekommen. Eine ganz andere Angelegenheit hatte ihn hergeführt.
Er hatte ein recht dickes Bündel von Schriftstücken mitgebracht. Es waren Kopien: Akten sowie Korrespondenzen des Handelsministeriums mit den Staatsbahnen über das Schwellen-Monopol, das der Minister mit einem Machtwort der Firma Eisler zugesprochen hatte. Es gab auch anderes, so die Fotografie einer Anweisung, auf der Zsigmond Boros dem Haus Eisler den Empfang von hunderttausend Kronen bescheinigte.
»Ich weiß«, sagte der Generaldirektor, »dass Sie, Herr Graf, die Machenschaften von Boros einmal schon ans Licht gezogen haben. Darum habe ich diese Schriften mitgebracht, und ich stelle sie Ihnen zur Verfügung. Sie würden, Herr Graf, sowohl den Forstbesitzern als auch den Kaufleuten einen großen Dienst erweisen, wenn Sie bereit wären, in dieser Sache eine Interpellation einzureichen. Die ganze Geschichte ist an sich schon dermaßen regelwidrig, dass man sie, sollte sie an den Tag kommen, bestimmt stornieren würde.«
Bálint antwortete nicht. Während er die Akten durchging, sagte er sich, dass ihn Dinóra deshalb heute um die Mittagszeit besucht hatte. Boros war offensichtlich zu Ohren gekommen, dass das Holzverwertungs-Unternehmen diesen Schritt plante und sich an ihn, Bálint, wenden wollte. Dem suchte Boros zuvorzukommen, indem er ihm Dinóra auf den Hals hetzte.
Die Beweise lagen tatsächlich in bester Ordnung vor. Die Ungewöhnlichkeit und die Regelwidrigkeit des amtlichen Verfahrens waren offenkundig. Die Quittung, die der Vermittler und politische Förderer des Geschäfts unterzeichnet hatte, bedeutete in der damaligen strengen Welt den moralischen Tod.
»Warum wenden Sie sich an mich?«, fragte Abády, während er das Bündel von Schriften zurückgab. »Es gibt im Parlament manch einen, der sich um einiges lauter gebärdet und besser vorträgt als ich. Hierfür eigne ich mich nicht.«
Frankel schüttelte den Kopf.
»Und doch könnten Sie allein die Aufgabe übernehmen, Herr Graf. Bei den Unabhängigen hält Dr. Boros eine machtvolle Position. Die Akte wurde von Kossuth unterzeichnet. Es liegt auf der Hand, dass auf dieser Seite niemand zu einem Vorstoß bereit wäre. Es gibt einige Abgeordnete, die der Partei den Rücken gekehrt haben, aber das sind unseriöse Leute ohne ausreichendes Gewicht. Auch in der Verfassungs- und in der Volkspartei nähme sich der Sache kaum jemand an, denn deren Standpunkt in der Frage der Bank und des Wahlrechts lässt sich gegen Justh und seinen Kreis einzig mit Kossuths Hilfe durchsetzen. Nur ein echter Parteiloser kann in dieser Angelegenheit das Wort ergreifen, und auch da nur jemand, der außer Verdacht steht, dass er Eigeninteressen verfolgt. In Ihren Wäldern, Herr Graf, gibt es überhaupt kein Holz, das sich für Schwellen eignet. Es wäre also klar, dass Sie ausschließlich aus Sorge um das Gemeinwohl sprechen.«
»Ich übernehme die Aufgabe trotzdem nicht«, sagte Abády bestimmt. »Kossuth ist ein anständiger Mann, der seine Unterschrift gutgläubig geleistet hat. Sein einziger Fehler bestand offensichtlich in der mangelnden Kenntnis des Falles. Und
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