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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Gesetze haben ihn geschaffen. Und doch gibt es manchen Mann, bei dem er übermächtig ist.
    In BAs Briefen erklangen nun wieder Motive, die er in seinem begonnenen, aber unvollendeten Werk – »Schönheit als Handlung« – hatte entfalten wollen. Die Schönheit als ein ethisches Gesetz. Doch nun war es die Schönheit ihres Lebens, in dem sie beide offen Farbe bekannten, eines freien, aufrichtigen Lebens ohne Lügen. Der Erbe sollte dessen Krönung sein. Er, der künftige Träger des Geschlechts, seiner Gesinnung und seines Glaubens. Ein Erbe, der all das lieben würde, was ihm selber teuer war: das alte Familiennest, die Tradition und die Redlichkeit. Einer, der alles fortsetzt und der nächsten Generation weiterreicht. Es war der von menschlichen Schranken begrenzte Begriff der Ewigkeit, in der Bálint auf sich bloß wie ein Glied in einer langen Kette blickte, wie auf einen Kettenring, der Vergangenheit und Zukunft verband. Ihre Liebe gewann auf solche Art Bedeutung. Bálint schwebte nicht nur der endgültige Besitz der geliebten Frau vor Augen, sondern auch die Geburt des Sohnes, den die schönste und vorzüglichste Mutter auf die Welt bringen würde.

    Bálint besuchte einige Male seine Mutter in Abbazia. Er blieb stets nur wenige Tage, solange die Wiedersehensfreude dazu ausreichte, den zwischen ihnen schwelenden Konflikt zu verdecken.
    Nach der Rückkehr von einer dieser Reisen Ende Februar meldete ihm der Hotelportier, dass ihn Herr Frankel, der Direktor des forstwirtschaftlichen Unternehmens, dem im Gebirgsgut der Abádys der Kahlschlag anvertraut worden war, schon zweimal gesucht habe. Bálint nahm an, Frankel wünsche ihn deswegen zu sprechen. Er gedachte aber, in den nächsten Tagen hart an seiner parlamentarischen Rede zu arbeiten; es ging um die Auswirkungen einer demnächst vor die Kammer kommenden Steuervorlage auf die Genossenschaften. Fürs Erste ließ er also Frankel keine Nachricht zukommen. Gegen Mittag, als er, Schriften, Tabellen, grafische Darstellungen und Zahlenkolonnen um sich verstreut, am Tisch saß und schrieb, ging plötzlich die Tür auf, und Dinóra Malhuysen schlüpfte ins Zimmer.
    »Was machen Sie, kleiner Junge?«, fragte sie schon von der Tür her. »Oh, natürlich, Sie arbeiten! Sie sind schon ein so großer Mann!« Sie näherte sich lachend, tätschelte seine Wangen und setzte sich in einen Lehnstuhl. Sie öffnete den wunderbaren Chinchillakragen um den Hals und lehnte sich zurück.
    »Liebe Dinóra, wie unerwartet, Sie zu sehen.«
    »Unerwartet? Aber freilich! Sagen Sie im Übrigen nichts. Sie haben mich nicht einmal besucht. Hässlich von Ihnen. Dabei habe ich in der Személynök-Straße eine so schöne Wohnung. Wahrhaftig, Sie könnten aus dem langweiligen Parlament jederzeit auf einen Sprung herüberkommen. Oder wollen Sie nicht?«
    »Doch, natürlich. Es macht mir immer Freude, Sie zu besuchen«, antwortete Bálint lächelnd.
    »Na, sehen Sie! Ich habe immer gewusst, dass Sie ein guter Freund sind. Der einzige, den ich habe. Darum auch bin ich gekommen. Ich habe eine große Bitte vorzutragen. Nicht wahr, Sie werden sie erfüllen, kleiner Junge? Erinnern Sie sich? Kleiner Junge …« Dinóras schöne, volle Lippen verzogen sich zum Lächeln, als sie den Kosenamen – das Schmeichelwort ihrer einstigen Beziehung – aussprach, in ihren Augen lag aber tiefe Besorgnis.
    »Wenn Sie mir sagen, worum es geht, und wenn ich helfen kann, tue ich es sehr gern.«
    »Oh, ich habe es gewusst! Schauen Sie, Zsiga … das heißt Zsigmond Boros … Sie wissen ja ohnehin … ist sehr lieb zu mir. Ich bitte Sie, ihm nichts anzutun. Gelt, Sie werden ihm nichts antun? Sie vergeben sich damit gar nichts, und für mich … für mich ist es sehr wichtig. Und er ist kein schlechter Mensch. Wirklich. Es ist also nicht nötig, gelt? Und um meinetwillen, nicht wahr?«
    Bálints Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. Ihm ging durch den Kopf, dass gewiss Boros seine Geliebte, die nette, kleine Dinóra, zu ihm geschickt hatte, um ihn zum Stillhalten zu überreden. Da er aber nicht beabsichtigte, gegen Boros irgendetwas zu unternehmen, gab er das Versprechen gern.
    »Ich werde ihm nichts antun, darauf, meine Liebe, können Sie sich ruhig verlassen.«
    Die Frau sprang auf, sie umarmte Abády, und ihre sinnlichen Lippen suchten seinen Mund, auf den sie viele, viele Küsse drückte. Und dazwischen, als wolle sie alle zählen, wiederholte sie unablässig: »Danke … danke … danke …«
    »Ich habe

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