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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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man ihm, er sei im Hotel Pannónia abgestiegen und halte sich gerade in seinem Zimmer auf. Bálint ließ sich hinkutschieren. Der alte Herr entsprach der Aufforderung gern.
    »Doch wer soll der Zweite sein, mit dem gemeinsam ich auftrete?«, fragte er Abády.
    »Das überlasse ich gänzlich dir, Onkel«, antwortete Abády. »Es wäre mir lieb, wenn es ebenfalls ein Siebenbürger wäre, aber das ist nicht mehr von Wichtigkeit. Hingegen würde es schlecht zu dir passen, wenn der andere irgendein junger Bursche wäre …« Dies hatte er hinzugefügt, um zu vermeiden, dass Alvinczy den kleinen Kamuthy aufbot.
    »Da hast du völlig recht, Vetter, ich will mich also gleich umsehen.«
    Spät am Abend wurde Bálint im Casino ans Telefon gebeten.
    »Ich melde, dass ich einen ausgezeichneten Mann gefunden habe, der deinen Vorstellungen vollkommen entspricht. Ich habe ihn gleich aufgeboten. Es ist Miklós Absolon, der jetzt mit seinem gebrochenen Bein hier im Rudas-Bad eine Kur macht …«
    »Ach! Absolon! …« Bálints Stimme klang enttäuscht, was der alte Herr gleich bemerkte.
    »Was ist? Ist er etwa nicht gut? Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    »Oh, natürlich, er ist vorzüglich, bloß verhält es sich so, dass er in Maros-Torda in scharfem Gegensatz zu den 48-ern steht, das heißt also auch zu Boros, und das … das gibt dem Ganzen irgendwie eine politische Färbung.«
    »So?! Das habe ich nicht gewusst«, erwiderte die Stimme im Telefon, »aber du hast mir eine Vollmacht erteilt, und er hat schon eingewilligt, es wäre also schwierig, ihm jetzt eine Absage zu erteilen.«
    »Nicht um die Welt! Im Gegenteil, ich danke sehr. Die Führung, Onkel, gehört in der Sache ohnehin dir, der du viel erfahrener bist, sodass ich alles völlig akzeptiere.«
    »Ich werde darauf achten, dass deine Angelegenheit durch kein anderweitiges Element getrübt wird. Aus diesem Grund danke ich dir, dass du mich hierauf aufmerksam gemacht hast.«

    Nach Verhandlungen mit Boros’ Sekundanten suchten Alvinzcy und Absolon am nächsten Tag gegen Mittag Bálint auf.
    »Das, was diese Leute wünschen, ist eine vollkommene Absurdität. Um Verzeihung zu bitten wegen eines so geringfügigen Vorfalls, das ist an sich schon ungewöhnlich«, sagte Alvinczy, nachdem er die am Vortag gestellten Bedingungen der Gegenseite wiederholt hatte. »Aber dass du dich erst noch demütigen sollst, das akzeptiere ich in keiner Weise.«
    Er teilte nun auch mit, dass die anderen, falls man ihre Wünsche nicht erfülle, die schwerwiegendsten Bedingungen stellten.
    Miklós Absolon hatte bisher nicht gesprochen. Seine kurze Krücke hatte er neben sich auf den Tisch gelegt, sein gebrochenes Bein ruhte auf einem dort hingeschafften Stuhl. Bálint stellte erneut fest, wie sehr er Pali Uzdy glich, seinem jungen Neffen, obwohl er minder groß, dafür aber in den Schultern bedeutend breiter war. Er musste einst ein überaus kräftiger Mann gewesen sein. Betrachtete man sein tatarisch anmutendes Gesicht, die breiten Backenknochen, so fiel es wohl niemandem schwer, sich vorzustellen, dass er einst in Verkleidung Tibet besucht hatte und dort geraume Zeit für einen kirgisischen Wanderer gehalten worden war.
    Jetzt nahm er eine furchtbar schwarze Zigarre hervor, biss das Ende mit seinen blendend weißen Zähnen auf einen Schlag ab, spuckte es vor sich aus und begann zu reden: »Für mich ist das Wesentliche in der Sache dies: Hast du absichtlich vermieden, Boros die Hand zu schütteln, oder war da bloß der Zufall am Werk? War es Zufall, dann gibt es keine Ehrenaffäre. Ihr reicht einander die Hand und Schluss. Wenn du dich aber – was ich sehr gut verstünde – mit Absicht so verhalten hast, dann ist das etwas ganz anderes.«
    In seinen eng geschnittenen Augen blinkte es, während er Bálint ansah.
    »Darauf also, Vetter, sollst du uns als Erstes eine Antwort geben!«
    »Ich bin ihm absichtlich aus dem Weg gegangen«, erwiderte der andere.
    »Und aus welchem Grund?«
    Abády zögerte einen Augenblick.
    »Erlaubt mir, den Grund nicht mitzuteilen.«
    »So?«, sagte der alte Asienforscher höhnisch. »Ihn nicht mitzuteilen. So?« Und nun nahm er sein Bein unterwartet vom Stuhl, stampfte kurz auf den Boden und erklärte: »Wenn dein Ehrenwort im Spiel ist, oder wenn es um eine Frau geht, bist du der Pflicht enthoben, sonst aber hast du die Schuldigkeit, uns Rede zu stehen. Wir sind deine Sekundanten und haben ein Recht darauf, deine Antwort zu kennen.«
    »Ich teile diesen Wunsch

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