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Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Verschwundene Schätze: Roman (German Edition)

Titel: Verschwundene Schätze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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verzog sich krampfhaft sein Mund. Sein ganzes Wesen spannte sich, als stünde er vor einer großen Entscheidung. Nun trat er unerwartet an Abády heran. Er berührte ihn an der Schulter.
    »Komm in mein Zimmer!«, sagte er in Befehlston. »Komm! Ich habe mit dir zu reden!«
    Er sprach, drehte sich um und ging. Bálint folgte ihm. Sie verließen den Raum.

    Adrienne vermochte nicht, weiter bei ihrer Schwiegermutter zu bleiben. Schon nach einigen Augenblicken eilte sie den Korridor entlang und betrat das Schlafgemach, das über dem Arbeitszimmer ihres Mannes den hervorspringenden Schweizer Flügel abschloss. Sie lehnte sich aus dem offenen Fenster hinaus und horchte. Das Fenster stand auch unten offen. Was Uzdy sprach, konnte sie trotzdem nicht hören. Nur seine ungewiss hallende Stimme drang zu ihr hinauf. Die Worte selber waren nicht zu verstehen. Ihr schien, er sei dabei, etwas mit niedergehaltener Leidenschaft zu erklären. Ihr Herz verkrampfte sich. Was mochte er ausführen? Sagt er BA ins Gesicht, was er über sie beide in Erfahrung gebracht hat? War das eine Anklagerede? Zählte er ihre Sünden auf? Venedig und ihre Treffen im Wald? Und würde er am Ende der Sündenliste den anderen wie einen Hund erschießen?
    Besorgte Erwartung bemächtigte sich der Frau. Sie erwartete das Grauenvolle, das Schicksalhafte, den Tod. Und während sie mit allen Nervenfasern auf das rätselhafte Geschehen achtete, das sich unter ihr abspielte, ließ sie vor ihrem geistigen Auge alle Ereignisse der letzten Zeit vorüberziehen, Zeichen und Argumente bedrohlicher oder beruhigender Art, alle Symptome im Benehmen ihres Mannes, jedes Wort, jeden Blick, alles, was er gesagt oder getan hatte. Erst jetzt, als sie sich die jüngste Vergangenheit vergegenwärtigte, nahm vieles Gestalt an, was sie in der Erinnerung bewahrt, aber nicht ineinandergefügt hatte. Uzdy schloss sich schon seit Monaten in seinem Zimmer für immer längere Zeiten ein.
    Zuvor hatte er dies nur am Vormittag getan, wenn er täglich die Meldungen vom Gutsbesitz in zahllose Bücher eintrug. Jetzt dagegen hielt er es auch am Nachmittag so und auch in vielen Nächten. Nachts hörte sie oft, wie er unten auf und ab schritt; hernach folgte während geraumer Zeit Stille, und dann nahm er seinen Rundgang wieder auf. Und das Licht der Lampe fiel durch das Fenster in einem langen Streifen auf den Rasen – manchmal bis zur Morgendämmerung. Sie hatte aber bisher nicht nachgeforscht, was Uzdy trieb. Sein Tun war ihr gleichgültig, ja sogar angenehm. Angenehm, denn seitdem ihr Mann sich so geheimnisvoll in seinem Arbeitsraum einschloss, wo zum Reinemachen einzig der alte Maier Zutritt hatte, seitdem … ja, gerade seit er sich so benahm, besuchte er nachts seine Frau im oberen Stock nur noch spärlich; die zu ihrem Schlafzimmer führende Wendeltreppe knarrte und quietschte nur noch selten mit jenen Tönen, die Adrienne immer Abscheu und Schrecken einflößten.
    Dies war eine Erleichterung und jetzt, als sich in ihrer befreiten Liebe ihre ganze Sehnsucht in Bálints Armen erfüllte, beinahe eine Erlösung. Sie hatte bisher für Uzdys Zurückhaltung nicht nach Erklärungen gesucht. Jetzt aber glaubte sie, Uzdy habe sich während der langen Wochen womöglich darauf vorbereitet, den Mann umzubringen, den sie liebte. Jetzt, gerade jetzt würde es da unten, unter ihrem Zimmer, zur Abrechnung kommen, und sie konnte nichts tun, als hier zu warten, horchend warten, während sich da im unteren Raum ihr und Bálints Schicksal entschied …
    Und noch immer gab es kein Zeichen. Uzdy sprach immer noch unablässig. Hie und da folgte eine Pause, da fiel vielleicht das eine oder andere Wort Bálints, und dann setzte wieder ihr Mann seine langen, nicht verständlichen Sätze fort. Die Nerven der Frau waren dermaßen gespannt, dass sie manchmal glaubte, einen Schuss gehört zu haben. Sie sah bereits Uzdy vor sich, wie er grinsend zur Leiche hinüberschaute … Aber doch nicht. Nichts geschah, ihre Einbildungskraft allein raste verzweifelt. Etwa zwei Stunden dauerte dies. Zwei lange Stunden seelischer Agonie …

    Die zwei Männer gingen um das Haus, wortlos setzten sie ihren Weg fort, die Treppen des Vorbaus hinauf zum Arbeitszimmer. Uzdy entnahm seiner Tasche den Schlüssel, öffnete die Tür, und nachdem sie eingetreten waren, schloss er sie wieder ab. Auch Abády war überzeugt, dass ihm nun die Abrechnung bevorstehe.
    Er wusste einzig eines nicht: Würde Uzdy gleich auf ihn schießen, oder sollten

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