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Versehentlich verliebt (German Edition)

Versehentlich verliebt (German Edition)

Titel: Versehentlich verliebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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dazu schon eine echte Portion Blödheit und die scheine ich (zusammen mit dem Talent Schlüssel grundsätzlich zu verlieren), im Überschuss bekommen zu haben. Ich könnte mich ohrfeigen! Nein, ich habe mich bereits geohrfeigt. Aber nur zweimal, dann hat es wehgetan, und ich wollte nicht schon wieder weinen. Ich bin keine von diesen weinenden Schönheiten. Sie kennen das: eine Schauspielerin weint in einer besonders emotionalen Szene und sieht dabei noch immer so wunderschön aus. Wenn ich weine, sehe ich aus wie ein explodierter Kürbis. Deswegen versuche ich es zu vermeiden, in der Öffentlichkeit zu heulen. Ebenso wie ich es vermeide, bei Regen ohne Schirm laufen zu müssen, denn meine Haare sehen danach aus, als hätte man André Rieus Frisur zusätzlich mit einem Lockenstab bearbeitet. Kein Regen, kein Weinen. Meine Freunde sind sich nicht sicher, ob es mir wirklich gut geht. Ich kann auch nicht über Liebeskummer sprechen, denn das habe ich die letzten Monate schon zur Genüge getan. Da ging es nur um Benny und Theresa, um mein gebrochenes Herz; selbst dann, als sie schon alle Geschichten zum wiederholten Male gehört hatten, haben sie mich noch immer getröstet. Aber wie um alles in der Welt, soll ich ihnen von Lukas erzählen? Vielleicht sollte ich wie die alte Rose in Titanic sagen: „Er existiert nur noch in meiner Erinnerung.“ Es gibt keine Fotos, keine Beweise. Er ist wie ein schöner Traum. Genug davon. Pizza – das muss her!
    Keine Ahnung zum wievielten Male in diesen Tagen ich die Pizza mit Schinken und Salami bestelle – aber ich weiß, dass Gino, der Besitzer der Pizzeria, mir wohl gesonnen ist. Ich könnte die Pizzaschachteln in meiner Wohnung zählen, aber das würde mich nur noch mehr deprimieren. Gino ist ein Engel, wenn es mir schlecht geht. Für gewöhnlich legt er extra viel Käse auf meine Pizza und dann bringt er mir noch eine kleine Packung frisches Pizzabrot als Zugabe mit. Vermutlich weiß er, dass ich leide. Immerhin gelten Italiener ja als besonders emotional. Wie viel Zeit ich in meiner Gedankenblase verbringen kann, überrascht mich immer wieder. Hatte Gino am Telefon noch von gut einer Stunde gesprochen, bis das Essen bei mir wäre, sehe ich jetzt erschrocken auf die Uhr und stelle fest: eine Stunde habe ich mal wieder mit Gedanken an Lukas verbracht. So wie neulich im dm Markt, als ich bei den Lippenpflegestiften stehen geblieben war, um an verschiedenen Sorten zu schnuppern, bis ich seine Sorte gefunden hatte. Jetzt liegen in meiner ganzen Wohnung verteilt unzählige Lippenbalsame, die ich wie ein Junkie immer mal wieder brauche. Wenn ich ihn schon nie wieder sehen darf, dann will ich zumindest immer mal wieder an ihm schnuppern. Am liebsten wenn ich im Bett liege und mein Kissen nach Lenor riecht.
    Als ich die Tür öffne, sehe ich in das freundliche Gesicht von Franco, Ginos jüngerem Bruder, der bei jedem Wetter mit seiner Vespa über die spiegelglatten Straßen saust, um Menschen wie mir die frische Steinofenpizza in Bestzeit zu bringen. Wenn das mal keinen Intregrations-Bambi wert ist.
    „Ciao Bella.“
    Er lügt, denn wie eine Bella sehe ich schon seit Tagen nicht mehr aus, aber ich bin in einem kritischen Zustand: ich nehme Komplimente an, ohne weiter darüber nachzudenken. Außerdem bringt er mir Essen, da nehme ich sowieso jedes Kompliment an.
    „Ciao.“
    Mein Italienisch ist nicht besonders gut. Es klingt immer, als würde eine Deutsche Italienisch sprechen. Was hauptsächlich daran liegt, dass ich eine Deutsche bin, die Italienisch spricht. Manche Tatsachen lassen sich einfach nicht leugnen. Wie zum Beispiel meine neue Hosengröße 38, die vor den Festtagen und meiner Depri-Fress-Attacke noch Größe 36 war.
    Ich kenne das folgende Geplänkel. Er wünscht mir einen guten Appetit und ich gebe ihm extra Trinkgeld; er sagt irgendwas Nettes in seiner Landessprache, ich kichere verlegen und kann endlich die warme Pizza in meine Wohnung bringen. Aber statt mir den Karton zu reichen, drückt er mir ein Flugblatt in die Hand. Dabei kenne ich die Speisekarte inklusive Mittagstisch auswendig, wie er wissen sollte.
    „Da sucht jemand eine Donna.“
    Francos italienischer Akzent versetzt mich jedes Mal in den Süden Europas. Nicht dass ich schon mal dort gewesen bin, aber wenn man im Sommer sein Eis im Eiscafé Venezia verputzt – so wie ich – dann hat man doch eine vage Vermutung, wie Italien schmecken muss. Nur ein Italiener kann diesen Satz mit so viel Leidenschaft

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