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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Knochen aus Gummi. Ich war wie betäubt. Konnte mich nicht bewegen, nicht sprechen, nicht mal atmen. Wie von Sinnen und völlig verängstigt fiel ich auf den Boden und zitterte dabei so heftig, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Diese Stimme, diese entsetzliche Stimme ...
    »Willst du leben?«
    »Ja«, erwiderte ich, als ich wieder Luft bekam. Ehrlich gesagt war ich mir keineswegs sicher, ob ich leben wollte oder nicht, aber die Stimme schüchterte mich so ein, dass ich Angst hatte, irgendetwas anderes zu erwidern.
    »Wirst du zu mir kommen?«, fragte die eisige, zischende Stimme. »In mir liegt die Rettung und das Überleben. Und auch die Sühne, denn ich verlange Buße. Bring mir von deiner Hand ausgewählte Brandopfer. Durch das Feuer werden sie die Seligkeit erlangen. Bring mir Opfergaben ...«
    So stellte sich das Schattengebilde bei mir vor.
    Niemals zeigte es sich mir; vielleicht war ich zu unrein, es erblicken zu dürfen. Doch es sagte mir, was zu geschehen hatte. Jetzt hatte ich einen GÖNNER.
    Ich wusste bei dieser ersten Begegnung nicht, was dieses Schattengebilde war und was es von mir wollte, doch es sprach auch weiterhin mit mir, flüsterte in meinem Kopf, gab mir Orientierung, hielt mich am Leben. Es jagte mir Angst ein und faszinierte mich zugleich. Ich fühlte mich auserwählt und zugleich verflucht.
    Monate später war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich das Schattengebilde wirklich hörte. Vielleicht war es gar keine Stimme, die zu mir sprach, sondern nur irgendeine persönliche Wahnvorstellung, eine Ausgeburt meiner Fantasie.
    Doch in jener Nacht, als ich Selbstmord begehen wollte, begann etwas Neues: Ich verkaufte meine Seele, um am Leben zu bleiben. Und so stolperte ich in die Geschichte hinein, Menschen zum Tode zu verurteilen.
    Aber über diesen Teil der Geschichte war ich mir keineswegs im Klaren. Damals noch nicht.
    10
    Danach lebte ich wie eine Spinne.
    Nachdem mir das Schattengebilde gewisse Dinge eingeflüstert hatte – es spielte nur darauf an, was ich zu tun hätte, ohne es wirklich auszusprechen –, durchkämmte ich die Stadt nach feuchten, dunklen Winkeln und Erdspalten, in denen ich mich verbergen konnte wie in einem Spinnennetz. Ideal waren lichtlose Orte, wo mich die umherstreifenden Banden von Plünderern und die Rudel wilder Hunde nicht aufspüren konnten. Mit der Zeit entwickelte ich Geschick darin, mich zu verstecken und mich lautlos und unsichtbar an andere heranzupirschen. Das lag vor allem daran, dass das Schattengebilde in meinem Kopf herumspukte und mir sagte, wo ich etwas zu essen und einen Unterschlupf finden würde, welche feuchten Keller, von deren Wänden Wasser tropfte, sicher und frei von Kolonien tollwütiger Ratten waren.
    Und dann wurde ich eines Tages, als ich unterwegs war, um nach Waffen zu suchen, zwangsweise für den Militärdienst rekrutiert.
    Die Armee – oder das, was von ihr noch übrig war – stöberte mich trotz all meiner Schlupfwinkel auf.
    Als ich aus einer Gasse trat, sah ich zwei Männer in weißen Schutzanzügen vor mir. Sie waren mit leichten Militärgewehren, Karabinern, ausgerüstet und zielten damit direkt auf mein Gesicht. Es hatte keinen Zweck wegzulaufen, sie hätten mich nach höchstens zehn Schritten niedergemäht. Also blieb ich einfach wortlos stehen und war mir deutlich bewusst, dass in meinem Gürtel die Browning Hi-Power steckte und über meiner Schulter mein Beutesack hing. Vermutlich sah ich inzwischen wie jeder andere Stadtstreicher aus: ungewaschen, zerlumpt, mit Augen, aus denen Wahnsinn und Verzweiflung sprachen.
    Sie hielten die Gewehre auch weiterhin auf mich gerichtet.
    »Hört mal«, sagte ich schließlich und streckte die Hände hoch. »Ich will keine Schwierigkeiten. Hab ja nur versucht, etwas zu essen zu finden. Ich zieh mich einfach zurück und geh meiner Wege, einverstanden?«
    Die beiden Männer tauschten durch die Plexiglasvisiere ihrer weißen Helme einen Blick miteinander aus, ohne ein Wort zu sagen.
    Also wich ich ein paar Schritte zurück.
    Doch sofort ließ derjenige, der links von mir stand, einen Kugelhagel auf die Gassenmauer los. Als die 9-Millimeter-Patronen unmittelbar über meinem Kopf in die Ziegelsteine einschlugen, ließ ich mich, immer noch mit erhobenen Händen, auf die Knie fallen. »Mein Gott ... Immer mit der Ruhe, Männer. Schön locker bleiben!«, rief ich.
    »Du gehst jedenfalls nirgendwo mehr hin, Arschloch«, sagte einer der beiden und blickte zu seinem Partner hinüber.

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