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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, auf was Texas anspielte, aber bald darauf begriff ich es nur zu gut: Wir waren in eine Falle getappt – in eine Falle, in die uns Gremlin gelockt hatte.
    »Gib mir die Kalaschnikow«, sagte ich zu Carl und reichte ihm die Savage. »Ich geh jetzt auf die Lichtung.«
    Janies Hand, die nach meinem Arm griff, fühlte sich an wie elektrisch aufgeladen. Ich musste sie gewaltsam abschütteln. »Nein, Nash«, flehte sie. »Rick ...«
    »Ich halte das für keine gute Idee«, unterstützte Mickey sie. Niemand war dafür – bis auf Gremlin, versteht sich. Aber es gab keine andere Möglichkeit. »Carl? Ich locke das Monster hierher. Ziel auf seinen Kopf, am besten auf die Augen. Versuch es tödlich zu treffen.«
    »Ich bin immer noch der Meinung, wir sollten Gremlin schicken«, erklärte Texas.
    »Nein«, widersprach ich. »Wir werden ihn morgen Nacht brauchen, sobald der Vollmond aufzieht.«
    Gremlin wimmerte leise. Offenbar nahm er an, ich hätte ihn soeben zum Opfer für das Schattengebilde auserkoren. Falls es so war – in diesem Moment hatte ich gar nicht darüber nachgedacht –, dann war es allerdings schon vor vielen Tagen geschehen. Jetzt hatte ich die Sache nur aufs Tapet gebracht, um Gremlin einzuschüchtern, was offenbar gelungen war.
    Mit wackligen Knien und Schweißperlen auf der Stirn machte ich mich auf den Weg, bewaffnet mit der Kalaschnikow. Doch obwohl ich mir vor Angst fast in die Hosen machte, spazierte ich in lockerer Haltung auf die Lichtung, streckte nicht einmal die Waffe hoch, sondern behielt sie an der Seite, als wäre ich völlig unbekümmert und arglos. Ebenso locker griff ich in die Brusttasche, zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. Trotz meines Zitterns gab ich mir alle Mühe, völlig entspannt zu wirken. Jetzt hieß es abwarten. Nur hatte mein Plan jede Menge Schwachstellen. Wenn das Monster uns anhand des Geruchs quer durch die Stadt hatte verfolgen können, dann würde es, wie jedes andere Raubtier, vielleicht auch die Angst an mir riechen. Und falls es mit Intelligenz begabt war – was ich vermutete –, ahnte es möglicherweise, dass ich ihm eine Falle stellen wollte. Mein einziger Vorteil lag meiner Einschätzung nach darin, dass es ganz wild darauf war, uns zu schnappen. Und solche animalischen Gelüste schalten den Verstand manchmal aus.
    Ich hatte meine Zigarette fast fertig geraucht, als ich eine Bewegung wahrnahm, die ich eher spürte als hörte. Mir lief ein Schauer über den Rücken und plötzlich stach mir auch der penetrante Geruch von Fäulnis in die Nase, der mich fast umwarf. Gleich darauf stürmte das Monster vorwärts, sprang aus der Dunkelheit auf mich zu. Flüchtig erkannte ich etwas Massives, Muskulöses, Deformiertes, bevor ich mich zu Boden warf und mit der auf Automatik gestellten Kalaschnikow das Feuer eröffnete. Auf gut Glück gab ich Salven in die Dunkelheit ab, bis ich meinen Gegner im Mondlicht orten konnte. Als meine Schüsse seine Brust durchsiebten, fuhr er zurück. Er war viel größer als ein Mann, ein Koloss von mindestens zweieinhalb Metern, wie ich ohne Übertreibung versichern kann. Die Haut ähnelte gegerbtem Leder, bis auf die kahlen Stellen, aus denen graue Haarbüschel oder Borsten sprossen. Hier und da war die Haut wegen darunter wuchernder Geschwüre auch aufgeplatzt, teilweise so schlimm, dass die Knochen freilagen. Ein Mutant. Ein Arm war länger als der andere; die rechte, von Furchen durchzogene Schulter, lag auffällig hoch, die linke fiel dagegen stark ab. Dem Körper fehlte jede Symmetrie. Der Brustkorb wies unnatürliche Knochenbildungen auf und statt Händen hatte diese Kreatur riesige gekrümmte Klauen.
    Doch trotz aller Deformationen bewegte sich dieser Mutant mit unglaublicher Geschwindigkeit.
    Während Carl auf ihn schoss, ohne zu treffen, stürzte er sich auf mich. Ich spürte, wie von seinem Körper, der mich weit überragte, Wellen sengender Hitze ausgingen; roch den Verwesungsgestank seiner Haut, von der sich winzige Krabbeltiere lösten und mir über Gesicht und Arme huschten. Hörte, wie Janie schrie, Mickey aufheulte, Texas brüllte.
    Bis heute weiß ich nicht, warum ich nicht zur Kalaschnikow griff, als der Mutant auf mich herunterstarrte. Vermutlich war ich vor Angst wie gelähmt. Sein graues Gesicht wirkte geradezu obszön: Es sah aus wie aus verschiedenen Gesichtern zusammengestoppelt. Vom Gesamteindruck her würde ich sagen, dass es am meisten an irgendeine perverse Abart

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