Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
Insekts vor, das kurz davor stand, in die verseuchten Tiefen des Flusses zu stürzen.
Im Schein der Taschenlampe untersuchte ich Texas Slims Wunde, da ich befürchtete, sie könne bei den jüngsten Ereignissen aufgerissen worden sein, aber sie hatte seine Bewegungen gut überstanden, sodass wir weiterziehen konnten.
Mickey, die voranging, schien sich hier recht gut auszukennen. Sie führte uns um die Autowracks und die nicht zu identifizierenden Maschinenteile herum. Zahlreiche Menschen waren hinter den Lenkrädern ihrer Wagen zu Skeletten verbrannt. Von anderen, die am Boden lagen, hatten sich Teile gelöst. Offenbar hatten Vögel auf ihnen herumgehackt. Im Schein meiner Taschenlampe entdeckte ich auch Skelette, die von Kugeln durchsiebt waren. Also war die Brücke tatsächlich Schauplatz eines Kampfes oder mehrerer kleinerer Scharmützel gewesen. Mehrere Lastwagen waren durch das Geländer gebrochen und hingen gefährlich nah am Rand der Stahlkonstruktion, unter der ein dunkler Abgrund gähnte. Über dem Fluss waberte ein graugrüner Nebel mit der Konsistenz von Ektoplasma, der hin und wieder so aufriss, dass man Fahrzeugwracks aus dem trüben, stinkenden Wasser ragen sah.
Geführt von Mickey schlängelten wir uns zwischen den Trümmern hindurch. Um unsere angespannten Nerven zu beruhigen, steckten Carl und ich uns nach fünf Minuten Zigaretten an. »Dir ist hoffentlich klar, dass Mickey uns möglicherweise in eine Falle führt, oder nicht?«, flüsterte Carl mir zu, während er in der hohlen Hand ein Streichholz entzündete, um mir Feuer zu geben.
Selbstverständlich war mir das auch schon durch den Kopf gegangen. Für eine so tolle, attraktive Frau wie sie musste es ein Leichtes sein, Männer anzulocken und deren Testosteron und ausgeprägten Drang, weibliche Wesen – besonders, wenn sie sexy waren – heldenhaft zu beschützen, für eigene Zwecke auszunutzen. Doch eigentlich hatte ich ein gutes Gefühl, was Mickey betraf, und vertraute ihr. Möglich, dass ihre Motive nicht völlig altruistisch waren, aber bei wem waren sie das schon? Jedenfalls war mein Bauchgefühl hier ein ganz anderes als bei Gremlin – dem Gremlin der letzten Tage. Allerdings musste es nicht unbedingt ein sechster Sinn gewesen sein, der mich vor ihm gewarnt hatte. Vielleicht hatte mir, wie so oft, das Schattengebilde diese Eingebung ins Gehirn gepflanzt.
Wir zogen weiter.
Die Brücke stieg nach und nach an, ging dann unterhalb der beiden Bogen in eine mehrere Hundert Meter lange, ebene Strecke über, um sich schließlich dem anderen Flussufer zuzuneigen. Vor den Bogen häuften sich die Autowracks, was mich nervös machte, denn bei all diesem Schrott konnten wir jeden Moment in einen Hinterhalt tappen. Schon bei Tageslicht war die Szenerie heimtückisch, aber in der Dunkelheit ... konnte der Tod überall lauern.
Deshalb wunderte es mich kaum, als Janie stehen blieb und erklärte: »Ich glaube, da ist irgendwas.«
Kann sein, dass ich es auch schon eine Zeit lang gespürt, mir jedoch eingeredet hatte, das wären nur die Nachwirkungen meines Zusammenstoßes mit dem Monster. Aber jetzt war auch ich davon überzeugt, dass irgendetwas auf uns lauerte.
Carl und Texas sahen sich um und tauschten unsicher einen Blick miteinander aus.
»Ich sehe nichts«, sagte ich zu Janie. »Vielleicht siehst du wegen deiner Angst Gespenster.«
»Sicher«, meinte Texas Slim.
»Nein, ich hab mir das nicht eingebildet«, versicherte Janie.
Auch Mickey, die die Arme um sich geschlungen hatte, wirkte beunruhigt. »Sie hat recht, Nash. Ich spüre es auch. Als würden mich 100 Augen anstarren.«
Nun ja, inzwischen hatte ich gelernt, Mickeys Intuition zu vertrauen. Auch bei Janie war sie gut entwickelt, aber Mickey verfügte geradezu über einen sechsten Sinn. Ich beschloss, einen Moment abzuwarten. Bei den Bogen angekommen, schlichen wir uns hinter einen Tanklaster und hielten ein Auge auf den zum Ufer hin abfallenden Brückenteil, den wir gerade hinter uns gelassen hatten. Der Mond war uns keine Hilfe dabei, denn er segelte gerade durch Wolken hindurch. Voller Anspannung wartete ich darauf,dass er wieder hervortrat. In dieser Dunkelheit waren alle Autowracks unter uns nur als Schattenrisse zu erkennen.
»Kommt, wir ziehen weiter«, meinte Carl.
»Abwarten«, entgegnete ich. »Nur noch ein paar Minuten.«
Aus fünf Minuten wurden zehn, bis der Mond endlich wieder aus den Wolken auftauchte und die Brücke erhellte. Und da erkannte ich zwischen den
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