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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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vibrierte. Bald darauf waren erneut stampfende Schritte zu hören. Und plötzlich kam aus dem Dunkeln ein Zementrohr geflogen, das unsere Köpfe nur knapp verfehlte und sich danach in den Boden grub.
    »Das hier ist wirklich das Letzte«, sagte Carl mit schwacher Stimme. Es schwang abgrundtiefe Verzweiflung darin mit, was mir bei Carl völlig neu war.
    »Mund halten«, ermahnte ihn Texas Slim.
    In der Grube herrschte plötzlich Friedhofsstille. Außer dem Atmen meiner Leute war kein Geräusch zu hören. Nicht nur mir, auch den anderen rann der Angstschweiß übers Gesicht. Der Mutant musste jetzt ganz in der Nähe sein. Er hatte bewusst sein Spielchen mit uns getrieben, hatte versucht, uns in einen Zustand lähmender Furcht zu versetzen, und das war ihm auch recht gut gelungen. Jetzt begann das Endspiel.
    Als Mickey mit zitternder Hand die Umgebung ableuchtete, fiel der Strahl lediglich auf Knochen, Pflasterbrocken und einen alten verrosteten Herd.
    Und dann drang der widerliche Gestank verdorbenen Fleisches zu uns herüber. Brüllend vor urzeitlicher Fressgier stürmte der Mutant aus der Dunkelheit auf uns zu.
    Wir beschossen ihn von allen Seiten, aber es war so, als feuerten wir auf ein Gespenst, das seinen Standort ständig wechselte. Voller Panik krochen wir wie die Wahnsinnigen den Hang hinauf, Mickey an der Spitze, Texas unmittelbar hinter ihr. Plötzlich stieß Gremlin mich grob zur Seite, griff nach Janie und schleuderte sie mit aller Kraft hinter sich, sodass sie das Gleichgewicht verlor und drei, vier Meter den Hang hinunterrollte.
    »Schnapp sie dir!«, rief er dem Mutanten zu. »Schnapp sie dir und lass uns andere in Ruhe! Sie ist doch diejenige, die du haben willst!«
    Während ich mich um Janie kümmerte, kümmerte Carl sich um Gremlin. Ich hörte, wie sie miteinander rangen, vernahm Stöhnen und Gebrüll. Nachdem ich Janie aufgeholfen hatte, feuerte ich auf gut Glück ins Dunkle – auf die Stelle, wo ich den Mutanten vermutete. Auf dem Rückweg zu den anderen sah ich, dass Carl Gremlin zu Boden geworfen hatte und ihm so heftig ins Gesicht schlug, dass er aufheulte. Schließlich zog Carl ihn hoch, packte ihn bei den Haaren und der Jacke, stemmte ihn in die Höhe und warf ihn etwa anderthalb Meter durch die Luft. Gremlin schlug hart auf und rollte sofort weiter, bis zum Fuß des Abhangs, wo er liegen blieb und einen so irren Schrei losließ, wie ich ihn sonst höchstens bei Wahnsinnigen gehört hatte.
    Wir konnten ihn im Mondlicht erkennen. Und auch die groteske Gestalt, die über ihm aufragte. Ohne jede Mühe hob der Mutant Gremlin auf, streckte ihn über den Kopf in die Höhe und schüttelte ihn, als wollte er dem gleichgültigen Mond da oben ein Opfer darbringen. Gremlin wand sich, schluchzte, schrie. Hätte ich diesen Mistkerl mittlerweile nicht aus tiefster Seele gehasst, hätte ich vielleicht Mitleid mit ihm empfunden. Schließlich warf der Mutant ihn auf eine freiliegende Metallplatte mit Sägezähnen. Sofort löste ein anderes, grauenhaft mahlendes und knirschendes Geräusch Gremlins Schreie ab.
    In Rekordzeit stürmten wir den Hang hinauf. Und hörten dabei, wie in unserem Rücken Gremlin zu Brei zermalmt wurde.
    22
    Eine halbe Stunde später sahen wir die Brücke. Sie erstreckte sich in einer Länge von rund 800 Metern über den Calumet River und die darunterliegenden Eisenbahnschienen. Es war eine Stahlkonstruktion mit zwei hohen Bögen nahe der Mitte, die jetzt so durchhing und deformiert wirkte, als wäre sie Ziel eines Luftangriffs gewesen, was durchaus zutreffen konnte. Den Abstand zum darunterfließenden Fluss schätzte ich auf gut 30 Meter. Je näher wir kamen, desto deutlicher konnten wir die Schäden erkennen: verbogene Tragepfeiler, abgerissene oder herunterbaumelnde Querbalken, angesengte Stützträger. Darüber hinaus war die ganze Brücke mit Trümmern sowie Autowracks übersät – von großen Schwerlastern bis zu Minivans. Es sah fast so aus, als hätte man die Wagen auf die Brücke gefahren, um eine Art Barrikade zu errichten. Manche davon waren völlig ausgebrannt.
    »Seid ihr euch auch sicher, dass dieses Ding stabil ist?«, fragte Janie kurz vor der Brücke.
    Mickey nickte. »Sieht zwar nicht so aus, aber sie hält.«
    Keiner von uns wirkte besonders überzeugt. Die Szenerie machte den Eindruck, als wäre hier vor nicht allzu langer Zeit eine Schlacht ausgetragen worden. Mir kam die wacklige Stahlkonstruktion wie das zerschmetterte, entkernte Exoskelett eines riesigen

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