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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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sprich: abzuhauen, würden sie ihn sofort niedermähen und mit den Toten in den Müllwagen verfrachten.
    Sobald der Wagen voll war, fuhren wir zur Entladung in Gebiete außerhalb der Stadt und entleerten die Fracht in die riesigen Leichengruben, wo die menschlichen Überreste eingeäschert wurden. Noch in meilenweiter Entfernung von den Gruben konnte man schwarze Rauchwolken zum Himmel aufsteigen sehen und das verbrannte Fleisch und Haar riechen. Es war so, als stünde man in Windrichtung der Öfen von Treblinka.
    Falls es tatsächlich eine Hölle auf Erden gibt, dann haben wir sie dort erlebt.
    11
    Weeks war nicht nur ein Psychopath, der auf alles schoss, was sich bewegte, er litt auch unter Wahnvorstellungen und Paranoia. Eigentlich hätte er in ein Irrenhaus gehört.
    Ich habe nie erfahren, was wirklich mit ihm los war – ob er mit diesen Geisteskrankheiten schon zur Welt gekommen oder erst seit dem Untergang der uns bekannten Welt neben der Spur war. Jedenfalls glaubte er nicht, dass Atomwaffen die Vereinigten Staaten zerstört hatten, zumindest nicht von Menschen eingesetzte Atomwaffen. Er war sich sicher, dass irgendwelche Aliens aus dem All dafür verantwortlich waren, auch jetzt noch absichtlich Krankheiten und Seuchen unter den Überlebenden verbreiteten und sich dabei als Menschen tarnten.
    »Erzähl mir mal, woher du stammst«, forderte er mich eines Tages auf.
    »Aus Youngstown.«
    »Ach ja? Das findest du wohl witzig, wie? Glaubst du, ich mache hier Witze oder was?«
    »Du hast mich was gefragt und ich hab dir geantwortet.«
    Er richtete sein Gewehr auf mich. »Und woher soll ich wissen, dass du nicht einer von denen bist? Du behauptest also, keiner dieser Outsider zu sein?«
    So nannte Weeks sie: Outsider . Niemals benutzte er den Ausdruck Aliens . Aber das brauchte er auch gar nicht. Wir wussten sowieso, wen er damit meinte.
    Ich erfuhr nicht mal, wie Weeks ohne Verkleidung aussah. Niemals, wirklich niemals legte der Kerl seinen Schutzanzug ab. Er schlief sogar darin. Und selbst in der Kaserne trug er ihn pflichtschuldigst, denn er wollte nicht, dass ihn Bakterien der Outsider befielen und ihn in irgendein Ding verwandelten. Es machte ihm Spaß, mit uns, seinen »Scheißern«, Spielchen zu treiben, indem er uns einzuschüchtern versuchte. Dauernd drohte er damit, uns in die Schute des Müllwagens zu werfen. Anfangs funktionierten diese Einschüchterungsversuche auch. Doch nachdem wir tagein, tagaus für die Zerstückelung der Toten gesorgt hatten, brauchte es schon sehr viel mehr, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    In Wirklichkeit war es Weeks, der schreckliche Angst hatte. Angst vor allem und jedem.
    Besondere Angst hatte er jedoch vor Paulson, weil er ihn für einen Outsider hielt. Über Specs war er sich noch nicht im Klaren. Immer, wenn er mit einem von ihnen oder beiden redete, hielt er Abstand. Und wenn er ihnen eine Abreibung verpassen wollte, ließ er das von den Schlägertypen unter seinen Soldaten erledigen.
    Wie sehr er unter seiner Angst litt, fand ich eines Tages heraus, als er auf den Leichensekreten ausrutschte, die hinten aus dem Lastwagen sickerten. Ich griff nach ihm, ehe er zu Boden stürzen konnte.
    Er schrie Zeter und Mordio.
    War so außer sich, dass er seinen Karabiner zückte, weil er mich offenbar an Ort und Stelle abknallen wollte. Nur hyperventilierte und zitterte er so heftig, dass er nicht mal mehr das Gewehr halten konnte. Schließlich ließ er es fallen und kroch auf allen vieren davon.
    »Jetzt bin ich besudelt! Dreckig und versifft!«, schrie er dabei. »Und das nur, weil du mich mit deinen besudelten, dreckigen, versifften Pfoten angefasst hast! Du bist verseucht, genau wie alle anderen!«
    Schließlich rappelte er sich auf und sprang in die Fahrerkabine, wo er sich zweifellos mit antiseptischen Mitteln einsprühte.
    Einer der Soldaten kam herüber und hielt mir den Lauf seines Gewehrs direkt vor die Nase. »Ich sollte dich auf der Stelle erschießen, du blödes Arschloch!«
    Ich hatte keine Angst. Zu diesem Zeitpunkt empfand ich den Tod schon längst nicht mehr als Bedrohung. »Dann tu’s doch!«, erwiderte ich.
    »Was?«
    » Dann tu’s doch, hab ich gesagt.«
    Der Soldat blickte zu seinen Kameraden hinüber und wusste nicht genau, wie er damit umgehen sollte. Die anderen Soldaten standen einfach nur herum und kamen sich in ihren weißen Schutzanzügen unbeholfen und zweifellos auch albern vor. Ich machte keinen Rückzieher. Schließlich gehörte ich jetzt

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