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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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mehr als einen Monat zu den Leichensammlern und wusste, was gespielt wurde.
    In der jüngsten Zeit hatte Weeks es nicht mehr geschafft, weitere Männer mittels Brachialgewalt für die Armee zu rekrutieren. Es hatte sich herumgesprochen, was die Armee im Schilde führte, und die Menschen versteckten sich, wenn die Militärtransporter vorfuhren. Nur die Erkrankten, einschließlich der Krätzekranken, und die Verrückten kamen aus ihren Löchern, aber für die hatte die Armee keine Verwendung.
    Deshalb brauchte Weeks mich. Er brauchte jeden Einzelnen von uns.
    Und deswegen tötete der Soldat mich nicht.
    Aus diesem Grund hatte er Angst, mich umzubringen. Denn in Anbetracht der Lage waren wir knapp an Personal. Wenn ich starb, würde einer der Soldaten meinen Platz einnehmen müssen. Weeks würde darauf bestehen. Er drohte seinen Jungs ständig damit. Und es würde derjenige sein, der auf den Abzug drückte, der meinen Job bekommen würde.
    »Mir ist es ernst«, erklärte der Soldat.
    Ich trat so weit vor, dass ich den Gewehrlauf unmittelbar vor der Nase hatte und das verbrannte Pulver darin riechen konnte. »Dann bring mich doch um, du Mistkerl. Tu’s einfach, mach schon! Dann bist du damit dran, die Leichen einzusammeln.«
    Der Soldat wich einen Schritt zurück, rief irgendwas und zog mir mit dem Gewehr eins über. Unter diesen Umständen blieb ihm gar nichts anderes übrig. Er konnte mich nicht töten, aber angesichts meiner offenen Rebellion auch nicht einfach weggehen. Scheiße aber auch, wo käme die Armee denn hin, wenn die Menschen nicht mehr auf ihre Befehle hörten und anfingen, eigenständig zu denken?
    Ich rappelte mich auf, spuckte ein bisschen Blut und grinste. »Wenn du die Waffe noch mal gegen mich erhebst, Söhnchen, ramme ich sie dir so weit in den Arsch, dass sie dir den Gaumen kitzelt.«
    Erneut hob er die Waffe, genau wie ich es erwartet hatte: eine typische Abwehrreaktion. »Du bist tot«, sagte er. »Hörst du mich? Du bist tot, du Arschloch!«
    »Dann drück doch auf den Abzug, du gottverdammte Schwuchtel.«
    Als er zögerte, machte ich einen Schritt vorwärts. Er wich zurück.
    Die anderen Soldaten ließen uns nicht aus den Augen.
    »Hast doch gar nicht den Mumm dazu«, provozierte ich ihn.
    Und damit war die Sache entschieden. Nach all dem, was ich schon durchgemacht hatte, war dieser mickrige Schlägertyp ein armseliger Gegner. Er hatte furchtbare Angst davor, meinen Platz einnehmen zu müssen, denn diese Perspektive war ihm ebenso klar wie mir. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass ihm die Nerven durchgehen würden und er mich abknallte, aber auch das machte mir eigentlich keine Angst. Und wenn schon ... Seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, Leichen auf den Müll zu schaufeln, ist nicht gerade der erste Schritt zu einer rosigen Zukunft. Von Anfang an war es mir darum gegangen, diesen kleinen ferngesteuerten Soldaten vor allen anderen bloßzustellen und symbolisch seiner Männlichkeit zu berauben. Und das hatte ich geschafft. Von da an galt er bei uns als Memme.
    Ich hatte die Saat für eine offene Rebellion gelegt, die bald Früchte tragen würde.
    Bei einer entscheidenden Machtprobe.
    Ich glaube, alle von uns »Scheißern« im Leichensammlertrupp waren jetzt dazu bereit, dürsteten geradezu nach Rache. Ich wusste, dass dieser Tag der Rache bald kommen würde, denn das hatte mir das Schattengebilde bereits verraten. Genau wie er/sie/es mir auch gesagt hatte, dass die Sache gut für mich ausgehen würde.
    12
    Wenn wir nicht gerade unterwegs waren, um »zugunsten des Gemeinwohls« Leichen einzusammeln, waren Weeks und seine Schlägertypen auf dem Stützpunkt der Nationalgarde in Austintown stationiert. Früher hatten Teile der 838. Einheit der Militärpolizei hier ihre Unterkünfte gehabt. Es gab dort einen Raum mit Feldbetten, der so aussah wie eine Krankenstation in einem uralten Film. Dort schliefen wir Leichensammler. Nachts schloss man uns ein, morgens ließ man uns heraus. Ein richtig tolles Leben! Nach einem Tag, an dem wir nichts anderes getan hatten, als Leichen zu »entsorgen«, sodass wir abends völlig besudelt waren und nach Verwesung stanken, steckte man uns in dieses Kabuff und zwang uns dazu, in unserem eigenen Dreck zu schlafen.
    Nachts hatte Specs oft furchtbare Albträume. Wenn er im Schlaf aufschrie oder schluchzte, nervte das die anderen, die ihre Nachtruhe dringend brauchten. Da er in dem Feldbett neben meinem lag, blieb es an mir hängen, ihn dann

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