Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
ich, was zum Teufel passiert sein mochte. Etwas war mit uns zusammengeprallt, und zwar sehr heftig. Wir waren nicht zufällig auf ein geparktes Auto aufgefahren und in einen Trümmerhaufen gekracht. Irgendetwas hatte uns von der Straße gedrängt, etwas verdammt Großes. Aber durch die Windschutzscheibe konnte ich nur aufgewirbelten Staub erkennen.
»Ist jemand verletzt?«, fragte ich, als sich die Lage ein wenig beruhigt hatte.
»Nein, alles in Ordnung, glaube ich«, erwiderte Carl. »Aber ich muss den Jeep durchchecken.«
»Was ist eigentlich passiert?«, wollte Janie wissen.
»Vielleicht ist unser Freund Carl auf irgendwas draufgefahren«, meinte Texas Slim.
»Quatsch. Irgendwas ist in uns hineingefahren. Etwas Großes.«
Aber was? Wir waren gerade um eine unübersichtliche Kurve gebogen – die Straße war hier vom Schutt eines zusammengestürzten Gebäudes leicht blockiert –, als ... Keine Ahnung. Ich hatte nur etwas Silbernes aufblitzen sehen und dann: Wumm!
»Ich glaube, es war ein Bus«, sagte Mickey. »Er kam aus dem Nirgendwo. Sah aber wie ein großer Bus aus.«
»Hab ich auch gesehen«, erklärte Carl.
Ich sah von einem zum anderen. »Ein Schulbus? Ein Greyhound? Irgendein abgewrackter Bus?«
»Nein, ganz anders«, antwortete Mickey. »Er glänzte silbern. Wie ein Zug.«
Alle stiegen aus. Vorne an der Beifahrerseite hatte der Jeep eine sehr tiefe Delle abbekommen, aber die Karosserie hatte sich nicht so verzogen, dass das Metall gegen das Vorderrad rieb. Carl überprüfte auch den Motor und das untere Fahrgestell, konnte aber keine Schäden entdecken. Zum Glück waren wir diesmal mit einem blauen Auge davongekommen.
»Ich frag mich immer noch, was das gewesen ist«, sagte Texas.
»Schaut mal«, Mickey kratzte mit dem Fingernagel etwas aus der seitlichen Schleifspur heraus: silbernen Lack. An dieser Stelle musste das andere Fahrzeug den Jeep direkt gestreift haben. »Seht ihr? Ich hab’s ja gesagt, es war ein großer silberner Bus.«
Morse hielt die Lackspur im Bild fest.
Vielleicht war es einer dieser Ausflugsbusse gewesen, die früher ältere Menschen beispielsweise nach Bransom in Missouri befördert hatten, damit sie sich dort bei Countrymusik und Squaredance austoben konnten? Ein Bus auf ausgelassener Vergnügungsfahrt – die Vorstellung war zwar absurd, ließ mich aber nicht los.
»Der Bus hatte keine Fenster«, erklärte Janie.
Alle blickten sie an.
»Das ist mir aufgefallen. Anfangs hab ich zwar nicht richtig hingesehen, weil ich wohl eingenickt war, aber als ich die Augen aufschlug, sah ich dieses silberne Ding aus Metall. Riesig, aber ohne Fenster.«
Mittlerweile war mir die Idee gekommen, es könne ein silbriges Militärfahrzeug gewesen sein. Aber ein silberner Bus? Silberner Bus ... Wo hatte ich in jüngster Zeit schon mal von einem großen silbernen Bus gehört?
Mickey klopfte sich mit dem langen Zeigefinger gegen die Lippen. »Dieser Mann damals ... Erinnerst du dich noch an diesen Verrückten im Bademantel? Er hat irgendwas von einem silbernen Bus gesagt.«
Carl lachte. »Dieser Kandidat für die Notaufnahme? Meine Güte, der hatte lila lackierte Fußnägel und schleppte ein Telefonbuch mit sich herum. Hat seinen Hund gefressen, wie er sagte.«
Jetzt erinnerte ich mich wieder deutlich an den verrückten Kerl im Bademantel. Er hatte Wahnvorstellungen gehabt und unter Schock gestanden, war offensichtlich orientierungslos gewesen. Aber den Bus musste er sich ja nicht unbedingt eingebildet haben. Was genau hatte er gesagt? Die sind mit silbernen Bussen gekommen, ich hab sie gesehen. Hatten orangefarbene Schutzanzüge an. Haben sich Pastor Bob geschnappt und ihn in den Bus geworfen.
»Darf ich fragen, von wem hier die Rede ist?«, mischte Price sich ein.
Ich erzählte ihm von dem Mann und dem, was er gesagt hatte. Damals hatte ich es als sehr seltsam empfunden, doch jetzt fragte ich mich, ob nicht etwas an seinen Worten dran war, und Price ging es offenbar ebenso. »Hm. Ein silberner Bus. Und er hat Männer in orangefarbenen Schutzanzügen erwähnt? Interessant.«
Doch jetzt war keine Zeit für Spekulationen. Wir standen ungeschützt auf der Straße. Unverzüglich stiegen wir wieder in den Jeep – Carl übernahm wie zuvor das Steuer – und fuhren los. Während der Fahrt versuchte ich mehrmals, Janie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie wehrte mich ab. Jedes Mal, wenn ich sie ansprach, stellte sie Texas oder Price irgendeine Frage oder posierte für eines von
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