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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Morses Fotos.
    Jetzt geht sie wirklich zu weit! , dachte ich. Dieses Miststück ist nur noch am Leben, weil du dich um sie gekümmert hast, und jetzt zeigt sie dir die Arschkarte. Und das willst du dir so einfach gefallen lassen, Rick? Vielleicht solltest du sie nächsten Monat bei Vollmond dem Großen Bruder vorstellen ...
    Natürlich war das nur eine Rachefantasie, ausgelöst von Zorn und dem Gefühl, verraten worden zu sein. So etwas hätte ich Janie nie im Leben antun können. Andererseits fragte ich mich, wen ich auswählen sollte, wenn es wieder so weit war. Während ich die Gesichter im Jeep musterte, wurde mir klar, dass die Wahl nicht leicht werden würde.
    Jedes Mal, wenn wir eine Kurve nahmen oder in eine neue Straße einbogen, rechnete ich mit unangenehmen Überraschungen, aber alles ging glatt, wir ließen Des Moines unbehelligt hinter uns. Ich glaube, schon damals wusste ich, wo wir hinfahren würden. Es war mir in der vergangenen Nacht im Schlaf offenbart worden: Wir mussten nach Nebraska.
    12
    Ohne Zwischenstopp fuhren wir mehrere Stunden, bis wir irgendwann ein Schild entdeckten, das auf einen kleinen Naturpark mit Fluss und Wasserfall gleich an der Straße hinwies. Da wir völlig verdreckt waren und uns unbedingt säubern mussten, stiegen wir nacheinander ins Wasser – eine wahre Wohltat. Janie und Mickey gingen als Erste, danach Price, Texas und Carl. Ich sorgte dafür, dass Morse allein hineinstieg, da ich annahm, niemandem würde es gefallen, nackt von ihm geknipst zu werden, auch wenn kein Film in der Kamera war.
    Ich ging als Letzter. Das Wasser war kühl, aber so erfrischend, dass ich am liebsten den ganzen Tag darin verbracht hätte.
    Ich musste nachdenken.
    Mir war klar, dass schwerwiegende Ereignisse auf uns zukamen. Irgendein tiefer Abgrund würde sich bald vor uns auftun, und das hatte mit Nebraska zu tun, dem uns vom Schattengebilde vorgegebenen Reiseziel. Das Endspiel würde demnächst beginnen. Unser Schicksal würde sich unmittelbar hinter der Staatsgrenze entscheiden, ich spürte es bis ins Mark.
    Während ich unter dem Wasserfall stand, dachte ich über alles nach, was ich verloren hatte. Dachte an Specs, an Sean, aber vor allem an meine Frau, Shelly. Es kam mir so vor, als wäre sie schon 100 Jahre tot. Ich hatte zwar immer noch ihr Bild vor Augen, aber es war nicht mehr klar umrissen, nicht mehr frisch, eher so wie eine alte, langsam vergilbende Fotografie.
    Und das machte mir wirklich Angst.
    Beim Gedanken daran, wie Shelly gestorben war, schossen mir Tränen in die Augen. Allerdings war ich froh, dass sie nicht einsam und ungeliebt gestorben war, wie so viele andere. Bis zum Schluss hatte ich ihre Hand gehalten. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein gewesen und hatte vielleicht gar nicht gemerkt, dass ich bei ihr war, aber eigentlich glaubte ich das nicht. Bestimmt hatte sie meine Anwesenheit irgendwie gespürt und war in dem Wissen gestorben, dass ich sie liebte.
    Du wärst eine wunderbare Mutter gewesen, dachte ich. Weißt du noch, wie wir über Kinder geredet haben, Shelly? Unsere Kinder hätten sich wirklich glücklich schätzen können, dich zur Mutter zu haben. Du wärst eine vollkommene Mutter gewesen. Du warst in jeder Hinsicht ein Engel. Ich bin froh, dass ich dir das auch gesagt habe, und wünschte nur, wir hätten Kinder gehabt. Denn dann könnte ich ihnen jetzt erzählen, welch wunderbare Frau ihre Mutter gewesen ist.
    An all das dachte ich und konnte mich kaum aus diesen Gedanken lösen, stand wie betäubt da. Doch irgendwann fiel mir auf, dass ich nicht mehr allein war. Mickey war ins Wasser gewatet und fragte: »Darf ich mich zu dir gesellen?«
    Eigentlich wollte ich sie auffordern, wegzugehen und mich meinen Grübeleien zu überlassen, aber das tat ich nicht. Ehrlich gesagt war mir diese Störung sogar recht. »Klar, komm rüber.«
    Als Mickey Shorts und T-Shirt auszog und zum Ufer hinüberschleuderte, fiel mir erneut auf, wie schön sie war: lange Beine, feste Brüste, von der Sonne gebräunte, bronzefarbene Haut, eine dunkle Haarmähne, die ihr über die Schulter fiel. Vermutlich hatte ich noch niemals eine Frau so sehr begehrt wie Mickey in diesem Augenblick – und das wusste sie verdammt gut. Schließlich hatte sie es von Anfang an darauf abgesehen, und dafür hasste ich sie. Fast so sehr, wie ich mich dafür hasste, dass ich mitspielte. »Komm her«, sagte ich – und nicht im Ton einer freundlichen Bitte.
    Ich schlang die Arme um sie. Wegen des kalten

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