Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)
nach außen drang, sondern sie wieder in die Zonen eingesogen wurde.
Nach den Bombardierungen trat eine Pandemie nach der anderen auf, sodass die Forscher kaum noch damit Schritt halten konnten. Das Team, das Price leitete – es gehörte zu der Abteilung Spezielle Krankheitserreger –, befasste sich mit dem Ebola-X-Virus, das zuerst in Baltimore aufgetaucht war. Da die Infrastruktur des Landes ringsum zusammenbrach, war es keine leichte Aufgabe, den Erreger zu untersuchen, ehe sich die Seuche weiter verbreitete.
»Aber unser Projekt hatte Vorrang vor allen anderen und wir unterstanden der Militärgerichtsbarkeit«, sagte Price. »Wir bekamen die Anweisung, eine gewaltige Operation zur Erforschung des Ebola-X-Virus durchzuführen, und daran hielten wir uns. Als Erstes benötigten wir Proben. Deshalb stürmte eine normalerweise für Biowaffen zuständige Sondereinheit in Chemieschutzanzügen los und sicherte uns 30 Menschen aus einem Mietshaus als Studienobjekte. Sie wurden zum sogenannten Bioknast gebracht, einem abgesicherten Komplex, in dem sowohl eine Klinik als auch biologische Labors untergebracht waren.«
Er schluckte kurz. »Ich war bei dieser Operation dabei. Mehrere Menschen, die wir uns schnappten – und so war es wirklich, Nash, wir überfielen sie regelrecht, ohne Rücksicht auf irgendwelche Bürgerrechte –, lagen bereits sterbend im Koma. Viele verbluteten. Die Mehrheit war offensichtlich schon angesteckt und vor Angst halb von Sinnen.«
Und das war, wie Price erzählte, erst der Anfang ihrer Leidensgeschichte. Im Bioknast wurden sie in hermetisch abgedichtete Isolationszellen eingesperrt. Es dauerte nur Stunden, bis auch die gesundheitlich stabileren Menschen zusammenbrachen. Das neue, stärkere Ebola-X-Virus verbreitete sich sehr schnell. Es sei ein mitleiderregender Anblick gewesen, sagte Price, die Menschen auf diese Weise sterben zu sehen. Ihre glasigen blutunterlaufenen Augen starrten ins Leere, aus den Nasen rann Blut, die Gesichter verwandelten sich aufgrund der massiven Zerstörung des Bindegewebes in gummiartige Schreckensmasken und das Gehirn war nur noch graues Gelee.
Es war keine Zeit zu verlieren.
Die Forscher hatten zwar Blut- und Gewebeproben entnommen, brauchten aber auch Lebergewebe, das genau in dem Moment entnommen werden musste, bevor der Tod eintrat. Das bezeichnete man als »prämortale Biopsie«. Dazu wurde eine Biopsienadel in die Leber eingeführt, die genau wie alle anderen Organe begonnen hatte, sich zu verflüssigen.
»Sobald der Tod eintritt«, erklärte Price, »löst sich der Körper auf. Die nekrotischen Organe und Gewebe schmelzen dann buchstäblich und es strömt sehr viel Blut aus, teerschwarzes Blut, in dem es vor Viren nur so wimmelt.«
Binnen 48 Stunden waren alle Versuchspersonen gestorben.
Price hatte zu seiner Verblüffung festgestellt, dass das Ebola-X-Virus zwar ähnlich wie das Ebola- und Marburg-Virus agierte, indem es Bindegewebe, Organe und andere Körperteile wie ein bösartiger Wolf angriff, aber zugleich Symptome der Strahlenkrankheit auslöste. »In Fort Detrick haben wir viele Menschen gesehen, bei denen die Gesichter aufgrund von Geschwüren aufgeplatzt und Haare und Zähne ausgefallen waren, so als wären diese Leute einer sehr hohen Strahlendosis ausgesetzt gewesen. Aber das hat allein das Ebola-X-Virus bewirkt. Darüber hinaus hatten alle daran Erkrankten Wahnvorstellungen und viele wurden psychotisch, als das Virus sich durch ihre Gehirne fraß.«
All das, was Price sagte, ließ mich an die Krätzekranken denken, aber vielleicht hatte deren Krankheit auch gar nichts mit Ebola X zu tun.
Während sich Schatten über Prices Gesicht legten, die seine Züge scharf hervortreten ließen, fuhr er in seinem Bericht fort. »Wir haben eine ganze Reihe von Biopsien durchgeführt und genau das gefunden, was wir erwartet hatten. Die Leber war gelb und hatte sich verflüssigt. Die Nieren waren rupturiert, die Gedärme voller Blut und verfault, genau wie alle Organe und das Bindegewebe. Alles war nekrotisch und hatte sich aufgelöst. Jeder Körper war nur noch hochgradig verseuchter Bioabfall.«
Price hielt kurz inne. »Als Nächstes machten wir uns daran, eine Kultur des Organismus anzulegen. Wir entnahmen den Toten organisches Gewebe und taten es zusammen mit lebenden Zellen, die wir bei der Biopsie von Lebern gewonnen hatten, in Glaskolben. Anschließend führten wir verschiedene Untersuchungsreihen durch, bei denen wir Blut, Schleim, andere
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